MUST MISSA - Goat Of Sin
Mehr über Must Missa
- Genre:
- Thrash/Black Metal
- Goat Of Sin (unreleased)
- You Filthy Pig (unreleased)
- Kõnge Tuhaks
- Varjuta
- Pure Hate (unreleased)
- Heavy Metal Bastard (unreleased)
MUST MISSA kommen aus einem sehr sehr kleinen Ort in Estland. Dort taten sie sich unter widrigsten Bedingungen zusammen, um Metal zu machen. Bloß gut! Mangels hochwertiger Technik und guter Aufnahmebedingungen kamen sie nie in die Verlegenheit, orchestralen Black Metal zu basteln, welcher in ihrer Heimat recht beliebt ist. Stattdessen begnügten sie sich mit dem, was ihnen zur Verfügung stand, und spielten dreckigen Thrash/Black Metal. AMORPHIS und MY DYING BRIDE ade!
Man besann sich stattdessen auf alte CELTIC FROST. Und fing anno 1996 als flotter Dreier an loszuknüppeln und zu schrammeln. Schnell stießen noch zwei weitere dazu, darunter "Sänger" Berg. Das führte 2000 zu einer ersten Promo-CD mit dem vielversprechenden Titel "Sex Beyond The Grave". Am 17. Februar 2004 folgte prompt das Albumdebüt "I Can’t Stand The Light" und nun diese Promo "Goat Of Sin".
Das Cover dazu ist schon mal höchst erregend, mit der Frontalansicht eines knienden nackten Frauenleibes mit Ziegenbockschädel im Schoß. Im Inneren des Booklets grinst dreiäugig ein inverser, sechsfach gehörnter Baphomet dem geneigten Underground-Fan entgegen. Darüber sind die familienfreundlichen Texte abgedruckt. Darin wird u.a. zum Urinieren auf das Grab des Großvaters, zu Tochterraub und Folter aufgerufen. Zitat:
"Heavy Metal Bastard
I am thy ruler, I am your god
I am this pain you’ve never heard
I reap the dead, I’m ready to fuck
I eat their brains and cut them half
I am the poser superstar
I like these feelings – love and war
I piss and shit on grandba’s grave
Because it makes me feeling hate
Sest me oleme nii pahad
(Because we are sooo bad)
I am the rapist
I like your mom
Bring me your daughter
I am the family man, alright!"
Völlig natürlich, als hätte "Sänger" Berg schon seinen ersten Schrei auf dieser Welt wie den Letzten rausgelassen und auch nie was anderes gemacht, rotzt er diese Zeilen ins Mikro. Klingt dabei unwahrscheinlich mächtig, überschlägt sich gelegentlich auch mal in altgeschulter Thrash-Metal-Manier. Die unsaubere Produktion unterstützt ihn noch dabei. Das Echo seiner Stimme (ob gewollt oder nicht) klingt wie straight aus der Hölle.
Höllisch dreckig sind auch das Drumming und Gitarrenspiel. Die Songs im einzelnen:
Der Opener 'Patuoinas (Goat Of Sin)' ist eine echte Thrashgranate. Auf der Live-Aufnahme grunzt und würgt Berg ein "Uuuahhrr" und "Wooahhrr" nach dem anderen heraus, um mit einem fulminanten "Let’s go!" dieses Stück Abfall zu beenden. Zwar zieht sich wenig spektakulär ein einziges Riff durch den ganzen Song. Dafür rockt er ganz derbe.
'You Filthy Pig' geht schon schneller ab. Bergs Gekreische hallt dämonisch. Das Schlagzeug klingt wie eine Teigknetmaschine auf Maximal-Beschleunigung. Der Bass grunzt wie ein lüsternes Schwein. Die Gitarre sägt wie Erika. (eine beliebte Unterlaufkreissäge)
'Kõnge Tuhaks' beginnt mit einem heißeren dunklen Schrei. Horch, es röhrt der Berg im Walde. Auch wenn die Rhythmus-Saiten im Midtempo schwingen, ist der Drummer nicht aufzuhalten. Ein echter Mitmosher!
'Varjuta' ist kein melodischer Black Metal! Berg leidet immer mehr, es wird abwechselnd unverhohlen aufs Schwarzeisen geknüppelt und gethrasht. Mehr braucht es nicht.
'Pure Hate' hält, was es verspricht. Der Drummer scheint inzwischen wahnsinnig. Das klingt, als würde er mit Röhrenknochen auf Schädeln rumknüppeln. Das Schlagzeug scheint fast eine eigene Melodie zu spielen. Der schnellste Track auf dieser Scheibe. Auch die Strings halten Schritt. Der Bass kennt ebenfalls kein Tempolimit.
'Heavy Metal Bastard' dröhnt so schwer, wie sein Text es verheißt. Zwar ist der Song als einziger im Studio produziert, sodass der Schall der Konzerthalle fehlt. Doch zeigen MUST MISSA damit, dass sie auch im Studio schmutzigen, garantiert nicht jugendfreien Thrash fabrizieren - in the name of Satan natürlich!
So muss eine Promo klingen! Roh, ungeschliffen und verdorben. Den fünf Live-Aufnahmen plus dem im Studio produzierten Heavy-Metal-Bastard würde echt was fehlen, wenn hier ein Soundingenieur drüber poliert hätte. Das soll nicht heißen, dass sich die Instrumente irgendwie billig oder unprofessionell gespielt anhören. Nein, nein. Dafür hatten MUST MISSA viel zu viel Zeit zum Proben. Sie sind die absoluten Herren ihrer Werkzeuge, traktieren diese so energisch wie es nur Vollblutmusikern möglich ist, die in der Musikindustrie noch unbekannt sind und die gar nicht wissen, was sie anderes machen sollten. "Weiter so!", wäre mein Vorschlag.
Anspieltipps: Heavy Metal Bastard, Patuoinas (Goat Of Sin), Pure Hate
Wer sich über einen mangelhaften Underground in der europäischen Metalszene beschwert, braucht nur mal in weiter östlich gelegene Länder zu blicken, wo weite Landstriche noch am Anfang einer westlichen Entwicklung stehen. Hier scheint es nur so zu wimmeln von guten motivierten Bands. An dieser Stelle sei mal auf die Seite ledotakas.net verwiesen, die sich ganz dem Black und Death Metal in Litauen verschrieben hat.
- Redakteur:
- Wiebke Rost