MY BABY WANTS TO EAT YOUR PUSSY - Ignorance & Vision
Mehr über My Baby Wants To Eat Your Pussy
- Genre:
- Glam Rock
- Label:
- Ass Hammer Records / Cargo
- Release:
- 23.05.2008
- Arduous Life
- Boys & Girls
- Don´t Tell A Soul
- Circumstances
- Sahra
- So Deep
- Capital Letters
- Boy
- Bubblebath
- Peace Interstellar
Genauso durchgeknallt wie dieser Bandname ist auch der Sound der Mannheimer Truppe. Das Sextett, das schon auf einige Jahre Bühnenerfahrung zurückblicken kann, hat es jetzt geschafft, ein Debütalbum zu veröffentlichen. Den Sound zu beschreiben fällt schwer wie selten. In einem Rezeptbuch könnte dazu folgendes stehen: Man nehme etwas vom typischen QUEEN-Sound, gebe dazu noch kleine Mengen RED HOT CHILI PEPPERS und eine Prise DAVID BOWIE. Diese Mischung wird mit etwas Rock, Reggae, Pop und Funk abgeschmeckt. Bei Bedarf wird mit einem Schuss Jazz, Metal oder Folk nachgewürzt. All das jage man ordentlich durch den Mixer - heraus kommt der Sound von MY BABY WANTS TO EAT YOUR PUSSY! Klingt komisch, ist aber so.
Musikalisch wird hier alles verramscht, was es an gängigen Sounds gibt, doch es ist irgendwie immer ein geordnetes Chaos, das sich wie eine Perlenschnur durch das Werk zieht. Die fließenden Übergänge zwischen den Liedern lassen die Scheibe zu einem Ganzen erblühen. In den Songs wird viel mit Emotionen gespielt, und von einer feinen Leichtigkeit geht es auch mal fix in die bittersüße Melancholie. Doch wie schräg all das auch immer klingen mag, der Hörer merkt schnell, dass die Musiker ihr Handwerk verstehen. Gesangstechnisch läuft zudem alles ordentlich rund, wenn man von einigen experimentellen und gewöhnungsbedürftigen Einlagen absieht. Doch gerade sie sind nun mal das Aushängeschild der Band und schließlich wollen sie ja etwas provozieren. Trotz dieses unübersichtlichen Kauderwelschs haben die Texte Tiefgang und bei 'America' und 'Biology Is A Fairytale' sollte einmal genauer hingehört werden.
Jeder Song auf dem Album ist in seiner Art sehr speziell und es fällt verdammt schwer, mit ein paar Stücken das Album zu charakterisieren. Da sich die Musikrichtungen oft innerhalb eines Liedes stark vermischen, kann man keinen Musikliebaber direkt ein Stück ans Herz legen. Oder wie soll man sonst zum Beispiel einem Metal-Fan erklären, dass auf eine ordentliche Gitarrenwand plötzlich funkige Töne folgen? Eben, das geht nun mal schlecht.
Ein Song sei an dieser Stelle jedoch erwähnt, denn wenn es irgendwo auf der Welt einen Wettbewerb geben würde, welche Band es am besten schafft, die meisten Musikstile und Emotionen in einen Song zu packen, dann würden diese Herrschaften mit 'Freezing Scene' sicherlich gewinnen. Ruhige Akkordeon- und Keyboardtöne treffen auf eine heftige Gitarrenwand. Darauf folgen beschwingte Country-Melodien zur scheinbaren Erheiterung, bevor das Stück mit ordentlichem Gitarrensound mit einem balladenhaften Duett zu Ende gehen will. Doch weit gefehlt, denn mit leisen Akkordeonklängen, die etwas Seefahrer-Romantik aufkommen lassen, wird der Hörer aus dem Song getragen. Wer hier nach anfänglichem Hören den Faden verliert, steht sicherlich nicht allein da.
Optisch gesehen wird diese abgedrehte Soundmischung ebenfalls gut nach außen getragen. Auf den ersten Blick wirkt das Aussehen der Musiker zwar etwas platt, doch bei genauerem Betrachten spiegelt diese Optik genau die Musik wider. Zudem fällt das Artwork der CD sehr opulent aus, das auf jedem Fall einen Blick wert ist.
Dieses scheinbar heillose Durcheinander von diversen Sounds hat zur Folge, dass der Hörer schon über eine gewisse Sympathie für experimentelle Musik verfügen muss. Wer neuen Soundwegen aufgeschlossen gegenüber steht, wird auf jeden Fall von diesem Album begeistert sein, wenn es auch mehrere Durchläufe bedarf, um dieses Werk voll und ganz zu begreifen. Diejenigen, die den angesprochenen Stilen eher wenig abgewinnen können beziehungsweise keine Vermischung mögen, werden die CD wohl als totalen Schwachsinn bezeichnen. Dieses Werk kann man daher pauschal weder mit gutem Gewissen empfehlen, noch es einfach niedertreten. Zu speziell ist der Sound - und hier muss einfach jeder selbst hineingehört haben, um sich ein Bild davon zu machen. Fakt ist jedoch, dass verdammt viel Mut dazu gehört, solch ein Werk zu veröffentlichen. Tja, Genie und Wahnsinn liegen eben oft sehr dicht beieinander.
Anspieltipps: Sahra, So Deep, Freezing Scene
- Redakteur:
- Swen Reuter