MY COLD EMBRACE - Katharsis
Mehr über My Cold Embrace
- Genre:
- Death Metal
- Label:
- Eigenproduktion
- Release:
- 23.10.2004
- Katharsis
- Melatonin
- Senseless Game
- Troops Of Freedom
- Vanished Reality
- Heldenkeller
- Amen
- Gorgeously Bad
- Random Route Killer
- El Renacimiento
- Reborn In Fire
- Der Vampir
Die kalte Umarmung fällt auf ihrer ersten langen Scheibe ganz schön hitzig aus: MY COLD EMBRACE zeigen mit ihrem Debüt "Katharsis" recht eindrucksvoll, zu welchen Sounds der deutsche Underground jenseits von amerikanisch angehauchtem Death Metal noch fähig ist. Die Jungs aus Kassel mixen nämlich höchst aggressiv-melodischen Todesblei der klassischen Göteborg-Schule mit modernen Sounds, ohne dabei so gesichtslos wie MNEMIC und Konsorten zu klingen. Für dieses wichtige Merkmal der Unterscheidung ist besonders Drummer Dennis verantwortlich, der immer wieder bärig-schnelle Blastbeats loslässt, während denen der unheimliche virtuelle Liebhaber von Madame Melodie namens Schmalz ganz schnell eine Menge Land gewinnt. An das Fräulein Melodei darf dafür Genosse Kraft ran - so in etwa könnte der Sound von MY COLD EMBRACE als musikalische Soap Opera beschrieben werden. Denn eine Seife kommt in diesem Debüt dummerweise auch vor ...
Das Waschinstrument Seife steht dabei im Sinne von einem etwas schaumverhangenen Charakter der Musik, die Platte verwirrt zum Teil. Leider haben MY COLD EMBRACE zu viele Experimente und zu viele Ideen in ihr erstes Album hineingepackt. Wobei an Innovation ja nichts auszusetzen ist - doch in diesem Fall klingen rockige Stoner-Riffs wie der Anfang von 'Vanished Reality' für sich zwar ziemlich cool, allerdings scheinen sie dem Album etwas den Fluss zu nehmen. Es ist komisch, im Vergleich zu ihrem dritten Demo "Zurück aus der Hölle ..." haben sich MY COLD EMBRACE zwar spieltechnisch gesteigert, dabei ist aber wohl die letzte Konsequenz über Bord gegangen. Anders lassen sich Tracks wie eben 'Vanished Reality' nicht erklären, die wie Fremdkörper gegen göttliche Smasher vom Schlage 'Heldenkeller' wirken. Denn gerade bei diesem Song pumpt der Bass gar höllisch, röchelt Frontmann Bernhard gar halszerfetzend, spielen die Gitarristen Dirk und Timo mit wirren Melodien Ping-Pong: Da steht auf dem Prädikat nur das Wort "Sonderklasse". Auch der Opener 'Melatonin' ist nach dem ellenlangen und leider unspannenden Intro ein echter Melodie-Klopper, messerscharf schneiden sich Melodien à la alter IN FLAMES in die Ohren. 'Senseless Game' ist noch einige Spuren härter, hier werden die Hardcore- und Death-Metal-Wurzeln der fünf Musiker an die Soundoberfläche gespült. Doch MY COLD EMBRACE machen einen Fehler, sie verlassen sich zu sehr auf ihre technischen Fähigkeiten: 'Troops Of Freedom' ist ohne Frage ein geiler Song, nur der technische Mittelpart wirkt wiederum fehl am Platz, hier stoppt der wild bangende Nackenmuskel unvermittelt und fragt sich irritiert: "Was ist passiert?!"
Doch zurück zu den positiven Aspekten der Scheibe: 'Amen' funktioniert wie ein Gebet an alte schwedische SloMo-Death-Helden und wird zum Ende hin immer schneller, wilder, brachialer. In dieser Form des Songaufbaus sind MY COLD EMBRACE versiert wie Treibjäger, nur leider kommt das viel zu wenig auf 'Katharsis' vor - obwohl 'Gorgeously Bad' und besonders das mit Schuss-Samples gesegnete 'Random Route Killer' echte Gitarrenmelodie-Moshperlen sind, die wie die gesamte CD in einem recht geilen Soundgewand erstrahlen ... Man könnte fast sagen: Eigentlich ist diese Platte richtig der Hammer, zumal sie in all ihren Songs ohne Keyboards auskommt. Gleichwohl beschert der Schluss einen letzten Miesepunkt: Nach einer halben Stunde ist schon das Ende des Albums erreicht, dann folgt eine ellenlange Sequenz ohne Geräusch, daraufhin ein paar mutmaßliche Akustik-Studio-Folterszenen mit MY COLD EMBRACE. Wem's gefällt, noch ein paar Lieder mehr wären besser gewesen. So bleibt trotz aller Kritik - ich wartete auf den Silberling seit rund einem Jahr und war gespannt wie Sau - die Erkenntnis, dass MY COLD EMBRACE trotz genannter Schwächen zu den Überfliegern der deutschen Schweden-Death-Szene zählen und live sowieso der absolute Hammer sind. Geht alle hin, schnell - dann spätestens kauft ihr die CD!!!
Anspieltipps: Heldenkeller, Melatonin, Gorgeously Bad
- Redakteur:
- Henri Kramer