MY DYING BRIDE - A Mortal Binding
Auch im Soundcheck: Soundcheck 04/24
Mehr über My Dying Bride
- Genre:
- Doom Death Metal
- ∅-Note:
- 8.00
- Label:
- Nuclear Blast
- Release:
- 19.04.2024
- Her Dominion
- Thornwyck Hymn
- The 2nd of Three Bells
- Unthroned Creed
- The Apocalyptist
- A Starving Heart
- Crushed Embers
Gewohnt hohes Niveau, ohne böse Überraschungen.
Rund vier Jahre hat es gedauert, bis sich die britische Doom-Ikone MY DYING BRIDE mit neuem Material zu Wort meldet. Zugegeben, es gab in der Bandgeschichte wesentlich längere Schaffenspausen, welche aber persönlicher Natur waren. Aber so ein Album will gut reifen, ehe es unter die Menge darf. So haben sich Sänger Aaron Stainthorpe und Gitarrist Andrew Craighan genügend Zeit gelassen, Songs für ein neues Werk zu schreiben.
Eigentlich mag ich das Wort solide in diesem Zusammenhang nicht so wirklich, aber es trifft in meinen Augen den Nagel auf den Kopf. Das vierzehnte reguläre Studioalbum liefert den gewohnten Doom-Sound der Band, auch der typische wehklagende und garstige Gesang wird ebenfalls wieder bestens zelebriert, dass es eine wahre Freude ist. Und dennoch will sich auch nach mehrmaligen Durchläufen bei mir kein wirklicher "Wow-Effekt" einstellen. Dabei gibt es keinen Track, der schlecht ist, aber es gibt nur einen Song, der mich so wirklich abholt, um komplett in die MY DYING BRIDE-Welt abtauchen zu können: 'The Apocalyptist'. Dieses skizzierte Szenario kann für jemand anderen natürlich völlig anders aussehen, denn die Platte ist alles andere als eine musikalische Rückentwicklung. Und fairerweise muss festgehalten werden, dass sich die Band immer noch in ihrem eigenen Mikrokosmos bewegt, was die Qualität angeht.
Natürlich wird jedes Stück auf "A Mortal Binding" zelebriert. Denn unter sechs Minuten Spiellänge läuft hier nichts! Das Werk startet mit 'Her Dominion' in bester MY DYING BRIDE-Manier. Sänger Aaron wirft schon zu Beginn diverse Hassbrocken in die Hörerschaft, die durchaus ungeübte Hörer verschrecken können. Doch gerade das macht diesen Song wunderbar und sperrig, letzteres ist jetzt nicht unbedingt bandtypisch. Da wirkt das anschließende und relativ eingängige 'Thornwyck Hymn' schon fast radiotauglich und fröhlich. Müsste man jemanden die Band erklären, so wäre 'The 2nd Of Three Bells' wohl sehr gut geeignet. Der typisch schleppende Gesang, gepaart mit garstigen Growls, das ist es, was die Band perfekt beherrscht.
Beim Hören fällt auf, dass bei der musikalischen Umsetzung die Keyboard-Sequenzen etwas zurückgegangen sind und alles recht aufgeräumt klingt. Das tut dem Hörgenuss keinen Abbruch, sondern pustet vielmehr die Ohren durch, als das sie verklebt werden. Auch der Einsatz der Violine ist größtenteils wohl dosiert und sorgt für eine gelungene Umsetzung der Songs. Nur beim über elf Minuten langen 'The Apocalyptist' ist es mir persönlich etwas zu viel. Irgendwie nimmt das die Garstigkeit und den Hass zu stark aus dem Ganzen heraus. Gut möglich, dass dies auch Absicht der Musiker war. Dennoch wird der Hörer hier wunderbar in die Abgründe mit hineingezogen oder kann da selber abtauchen. Die emotionale Achterbahnfahrt ist auf jeden Fall garantiert. Denn wie immer gilt bei der Band: Auch wenn noch so viel Trauer und Schmerz beklagt werden, es gibt immer auch Hoffnung! Dieses Meisterwerk ist mein persönliches Highlight der Platte.
'A Starving Heart' liefert im Anschluss nicht wirklich eine Verschnaufpause und schlägt in eine ähnliche Kerbe wie 'The 2nd Of Three Bells'. Live vorgetragen, wird das sicherlich ein echter Leckerbissen. Gut neun Minuten braucht es, um Abschied vom neuen Album in Form von 'Crushed Embers' zu nehmen. Das Emotionschaos ist jetzt nicht so präsent wie bei 'The Apocalyptist', doch auch dieser Song weiß zu gefallen. Er hat alles parat, was einen guten Track der Band ausmacht. Aber auch hier sind mir die Streicherparts wieder zu präsent.
Keiner leidet so sehr auf der Bühne wie Aaron Stainthorpe, der seine Songs lebt und regelrecht zelebriert. Daran wird sich hoffentlich auch in Zukunft nichts ändern. Mit "A Mortal Binding" stehen die Chancen jedenfalls sehr gut, denn das neue Werk hat dafür einige Songs im Gepäck. Da bleibt nur zu hoffen, dass die Band sich wieder öfter blicken lässt. Und die Tatsache, dass das Werk zahlreiche Songs hat, die ich gern einmal in natura hören möchte, ist ein gutes Zeichen, dass die Qualität stimmt. Vielleicht zündet ja dann das eine oder andere Lied doch noch bei mir besser, als jetzt.
- Note:
- 8.00
- Redakteur:
- Swen Reuter