MY DYING BRIDE - Songs Of Darkness, Words Of Light
Mehr über My Dying Bride
- Genre:
- Doom / Death Metal
- Label:
- Peaceville Records
- Release:
- 23.02.2004
- The Wreckage Of My Flesh
- The Scarlet Garden
- Catherine Blake
- My Wine In Silence
- The Prize Of Beauty
- The Blue Lotus
- And My Fury Stands Ready
- A Doomed Lover
Eigentlich wäre Schlager auch mal ganz schön. Heile Welt, Bäche mit echtem blauen Wasser und darüber ein Brückerl'. Doch die Realität sieht anders aus: Mord, Totschlag, Bomben. Dazu kommen die kleinen und großen privaten Katastrophen wie zerkratzte Autos oder seitenspringende Freundinnen {Wieso Katastrophe? Ich steh drauf, hehe. Anm. d. Lekt.}, tote Omis oder überlaufende Waschmaschinen. Eben die ganz normale Scheiße des Lebens. Doch Rettung naht. Es gibt jemanden, der alles versteht. Die Jungs heißen MY DYING BRIDE und haben ein neues Album mit dem bedeutungsschwangeren Titel "Songs Of Darkness, Words Of Light" komponiert. Dieses Album ist die optimale Medizin für jede Lebenskrise, die Lieder der Finsternis sind Worte des hoffnungsvollen Lichts.
Die "Godfathers Of Doom" (so der Aufkleber auf der Scheibe) knüpfen bei ihrem "The Light Of The End Of The World"-Album an. So scheint es nach dem erstem Hören der neuen Scheibe. Das will für den Stil heißen: Death Metal der doomigen Sorte, episch arrangiert, mit berstenden Wutausbrüchen versetzt... Doch nach dem zehnten Durchlauf von "Songs Of Darkness, Words Of Light" offenbaren sich die Unterschiede zu dem 1999 erschienen Album. Denn MY DYING BRIDE setzen auf noch langsamere, noch intensivere Kompositionen, kein Stück ist kürzer als sechs Minuten. Was bei einem Song wie 'A Doomed Lover' an schwermütiger Verzweiflung rüberkommt, ist fast selbstmordreif. Die Stimme von Sänger Aaron klingt so zerbrechlich in ihre Verzweiflung, doch dann gleich wieder unheimlich tief-growlend in ihrer gottlosen Wut. Der fast neunminütige Anfangssong 'The Wreckage Of My Flesh' ist dafür ein göttliches Beispiel, vermischt sind hier schwere Gitarrenriffs mit nervösem Getrommel. Manchmal dauert die Pause zwischen den Klängen der Klampfe fast eine Sekunde. Dooooooom! Dooooooom! Dooooooom! Dagegen kommt der Anfang von 'The Scarlet Garden' fast schon wie ein Poptitel daher, um dann wieder in gemeine Doompassagen abzugleiten. 'My Wine In Silence' ist mit Textzeilen wie "I'm so alone" und seiner ruhigen Stimmung sooo traurig, dass es schon fast wehtut. Im Gegensatz dazu ist 'The Prize Of Beauty' beinahe ein Grindcore-Song für MY DYING BRIDE-Verhältnisse, böse und niederschmetternd zugleich wird hier eine Liebe zerrissen, zerfleischt... Und so geht es weiter: Melancholie paart sich mit Traurigkeit; wo der Schatten dieses Soundbastards hinfällt, ist kein Licht. Es gibt so viel Dunkelheit auf dieser CD... Zerissenheit, Furcht, Schwäche, Pein - negative Dinge haben hier ihren Platz gefunden. Doch gerade der finstere Stil von MY DYING BRIDE ist gleichzeitig ein Quell der Freude. Denn so schlecht darf es einem selber doch gar nicht gehen, wie es die Musik auf "Songs Of Darkness, Words Of Light" suggeriert. Und auch der jämmerliche Erdengrund kann nicht so mies sein, wie sich dieses Gitarrenriff in 'And My Fury Stands Ready' tief und unsagbar negativ ins Hirn bohrt. Vielleicht sind MY DYING BRIDE deswegen auch wieder auf solchen Pfaden der schwärzesten Verdammnis unterwegs: Wege, die sie schließlich schon aus der Anfangszeit ihrer Bandgeschichte mit Alben wie "Turn Loose The Swans" kennen. Vielleicht haben sie inzwischen einfach für sich selbst erkannt, dass nur negative Musik die Menschheit weg vom Abgrund führt... Urteilt selbst!
Anspieltipps: Gesamtkunstwerk
- Redakteur:
- Henri Kramer