MYRKUR - Mareridt
Mehr über Myrkur
- Genre:
- Ambient / Black Metal
- ∅-Note:
- 7.50
- Label:
- Relapse Records
- Release:
- 15.09.2017
- Mareridt
- Maneblôt
- The Serpent
- Crown
- Elleskuldt
- De Tre Piker
- Funeral
- Ulvinde
- Gladiatrix
- Kaetteren
- Bornehjem
Musikalische Grenzerfahrung jenseits von bekannten Schubladen.
Ihr sucht nach einem heiß diskutierten Newcomer im Black Metal? Dann seid ihr bei MYRKUR genau richtig, denn wohl kaum ein Debütalbum wurde in den letzten Jahren so kontrovers aufgenommen wie "Myrkur" vom Schwarzmetall-Projekt der dänischen Musikerin und Songwriterin Amalie Bruun. Für einige Kritiker und auch das Label Releapse Records ist das Projekt so etwas wie der heilige Gral der aktuellen Black-Metal-Szene, während andere im ungewöhnlichen Stilmix des Erstlings nur eine unpassende Verschmelzung von ENYA und rumpeligen Riffs sehen. Angesichts dieser gegensätzlichen Pole ist es natürlich kein Wunder, dass der Zweitling "Mareridt" durchaus mit Spannung erwartet wurde.
Und was soll ich sagen, der neue Langspieler wird sicher nicht zur Auflösung der Diskussion beitragen, denn die Dänin geht konsequent ihren Weg weiter und verknüpft auch in den neuen elf Kompositionen wieder gekonnt die träumerische Atmosphäre der Pop-Exotin ENYA mit rauem und kantigen Schrammel-Riffs. Dementsprechend teilt die Platte dann auch die positiven Seiten und Kritikpunkte mit dem Vorgänger, wobei vor allem die Eigenständigkeit weiterhin einer der wichtigsten Pluspunkte von MYRKUR bleibt. Mir jedenfalls ist keine andere Band bekannt, bei der man eine so herrliche Mischung aus nordischer Folklore, feinem Klargesang und rasanten Gitarren geboten bekommen würde. Bestes Beispiel ist in dieser Hinsicht das famose 'Maneblôt', das sogar für einen Black-Metal-Track ungeahntes Hit-Potential offenbart. Gleiches gilt auch zu großen Teilen auch für 'Crown', das atmosphärisch bestechende 'Ulvinde' oder 'Gladiatrix', die allesamt wirklich fesselnd daherkommen und den Hörer gekonnt in einer andere Klangdimension entführen.
Doch wie auf "Myrkur" auch ist hier längst nicht alles Gold was glänzt, denn wie sich zwischen die ansonsten qualtitativ hochwertigen Tracks so eine lose Sound-Collage wie 'Bornehjem' verirren konnte, will mir auch nach mehreren Hördurchläufen nicht so recht klar werden. Der zweite große Schwachpunkt ist auch diesmal leider wieder die Produktion, für die Randall Dunn in Kopenhagen und Seatlle mit Frau Bruun zusammengearbeitet hat. Der Wechsel zwischen den Studios auf den beiden Kontinenten scheint auf den Sound jedenfalls keine positiven Auswirkungen gehabt zu haben, denn noch immer sind die Klargesänge viel zu weit in den Vordergrund gemischt und verdecken damit viel zu oft die übrigen Instrumente, was die Tracks etwas zu sehr ins Pop-Fahrwasser hievt und gleichzeitig auch der einzigartige Stimmung der Musik im Weg steht.
Alles in allem wird "Mareridt" damit wohl genauso sehr polarisieren wie das erste MYRKUR-Werk. Die Black-Metal-Puristen werden sich weiterhin am glasklaren Gesang von Amalie stören, während die anderen genau das so am Zweitling der One-Woman-Show aus Dänemark lieben werden. Für mich ganz persönlich ist das Album wieder einmal eine herrliche Grenzerfahrung zwischen allen Genre-Stühlen, die mich vor der heimischen Stereoanlage für einige Stunden in eine andere Welt entführt hat. Ein paar Abzüge müssen schlussendlich aber trotzdem sein, denn dank der fast stümperhaften Pop-Produktion der Platte wird hier noch jede Menge Potential verschwendet.
- Note:
- 7.50
- Redakteur:
- Tobias Dahs