NACHTSCHATTEN - Polaris
Mehr über Nachtschatten
- Genre:
- Modern Metal / Melodic Death Metal
- ∅-Note:
- 7.50
- Label:
- Bleeding Noise Records
- Release:
- 21.02.2025
- Mutter der Galaxie
- Gestirne
- Eden
- Herz
- Niedergang
- Ablass
- Verehrung
- Purpur
- Spuren
- Im Eis
- Polaris
Ein weiterer Schritt in die richtige Richtung.
Gute fünf Jahre sind vergangen, seit die Karlsruher NACHTSCHATTEN mit der EP "Leuchtfeuer" auf meiner musikalischen Landkarte aufgetaucht sind. Damals hatte sich das Quintett gerade einer musikalischen Frischzellenkur unterzogen, den Wechsel vom Folk Metal hin zu modernem Melodic Death Metal vollführt und mit der Kurzrille einen durchaus interessanten Appetithappen geliefert, der zwar lange noch nicht gänzlich rund war, aber dennoch seine tollen Momente hatte. Im Restaurant würde man sich nun aber wohl beschweren, denn dass man nach der Vorspeise schlappe fünf Jahre auf den Hauptgang namens "Polaris" warten musste, ließe sich in diesem Kontext als problematisch empfinden. Gerade als Band aus dem semiprofessionellen Bereich ist die Wartezeit aber natürlich verständlich, denn elf neue Kompositionen wollen natürlich auch erst einmal geschrieben und aufgenommen werden neben den bestehenden Verpflichtungen abseits der Musik. Aber hat sich das Warten gelohnt?
Nun, der Opener 'Mutter der Galaxie' knüpft jedenfalls schon einmal nahtlos an den starken Momenten von "Leuchtfeuer" an. Konkret bedeutet das, dass uns die Truppe aus Baden-Württemberg erneut einen Grenzgang zwischen Modern Metal, Metalcore und traditioneller veranlagten Tönen der Göteborg-Prägung mit auf den Weg gibt. Prägnante Keyboards und Orchester-Samples sorgen wie auf der Vorgänger-EP auch für eine leicht epische Note, wobei das Alleinstellungsmerkmal des Bandsounds weiterhin die deutschen Texte bleiben, die man so in dieser Spielart eher selten serviert bekommt. Doch auch wenn der musikalische Mix abgesehen von einer minimalen Gothic-Schlagseite nicht revolutionär ist, bügelt der Fünfer Fragezeichen diesbezüglich zu Beginn einfach schlicht und ergreifend mit packendem, kompakten und wirklich zwingendem Songwriting aus. Konkret sind es beim Opener dabei die INSOMNIUM-Gitarrenleads, die mir besonders im Ohr bleiben, während das durchaus djentig inspirierte Riffing für den nötigen Druck sorgt und Basser und Sänger Daniel Wengle mit herrlich keifenden Growls das I-Tüpfelchen auf die Nummer setzt. Ein starker Einstand, der mich an eine deutliche Steigerung im Vergleich zur EP glauben lässt.
Die Realität sieht über die Spielzeit hinweg betrachtet allerdings anders aus, sodass ich doch wieder einige Kritikpunkt meiner Rezension zu "Leuchtfeuer" aufgreifen muss. Primär sind dabei die Gleichförmigkeit vieler Kompositionen und vor allem das etwas zu stoische Verharren im Mid-Tempo die Stolpersteine, die auch fünf Jahre später zu geschmälertem Hörgenuss bei mir führen. Dabei muss ich glasklar herausstellen, dass wenn in den episch stampfenden Kompositionen alle Komponenten zusammenkommen, wirklich starke Songs entstehen können. 'Eden' oder auch 'Gestirne' sind hier beste Beispiele dafür, was NACHTSCHATTEN kann, wenn kompositorisch auf allen Zylindern gefeuert wird. Ebenfalls ist das deutlich melancholischer geprägte 'Spuren' eine schöne Abwechslung, bei der nur der Refrain etwas hinter den Erwartungen zurückbleibt, während 'Herz' mit Black-Metal-Schlagseite und einem proggig-vetrackten Mittelteil ebenfalls das musikalisch Konzept wohltuend erweitert. Diesen Glanzpunkten stehen aber eben auch relativ stumpfe und eher unscheinbare Tracks wie 'Ablass' oder 'Im Eis' gegenüber, die das ansonsten angeschlagene Niveau nicht halten und trotz vereinzelt guter Ideen eben in Gänze nicht wirklich punkten können, wodurch dann eben doch für zwischenzeitliche Ernüchterung gesorgt wird.
Bei meiner Endnote schwanke ich dann am Ende auch zwischen acht und den siebeneinhalb Zählern, die auch "Leuchtfeuer" bekommen hatte. Auf die letztgenannte Punktzahl komme ich schließlich, weil ich gemäß unserer Punkteskala "Polaris" nicht als Platte sehe, die sich dauerhaft in meinem Player einnisten wird. Habt ihr aber ein offenes Ohr für den modernen Melodic Death Metal, solltet ihr trotzdem einmal ein Ohr riskieren, denn viel fehlt den Karlsruhern nicht, um ganz oben in diesem Sektor mitzuspielen.
- Note:
- 7.50
- Redakteur:
- Tobias Dahs