NAPALM DEATH - Throes Of Joy In The Jaws Of Defeatism
Auch im Soundcheck: Soundcheck 09/2020
Mehr über Napalm Death
- Genre:
- Grindcore
- ∅-Note:
- 8.00
- Label:
- Century Media
- Release:
- 18.09.2020
- Fuck The Factoid
- Backlash Just Because
- That Curse Of Being In Thrall
- Contagion
- Joie De Ne Pas Vivre
- Invigorating Clutch
- Zero Gravitas Chamber
- Fluxing Of The Muscle
- Amoral
- Throes Of Joy In The Jaws Of Defeatism
- Acting In Gouged Faith
- A Bellyful Of Salt And Spleen
Mit Wut im Bauch.
Zugegeben, ich bin kein großer Grindcore-Freund, doch weiß ich um die immense Bedeutung und den Status NAPALM DEATHs. Noch nie hat die Band um Greenways Barney so lange für ein neues Album gebraucht, doch nun kehrt das Grindcore-Ungetüm, die Maschine des Crust-Punks und eine der großen Aushängeschilder des extremen Metals zurück. Fünf Jahre nach "Apex Predator – Easy Meat" beehren uns die Birmingham-Wüteriche mit ihrem 17. Studioalben zurück.
Ich mache es kurz und schmerzlos: Die neue Platte ist abwechslungsreich as fuck! Während mir speziell der Vorgänger etwas sperrig entgegensprang, ist "Throes Of Joy In The Jaws Of Defeatism" ein zugänglicheres, aber dafür nicht minder gewaltiges, aggressives Biest. Versteht mich nicht falsch, NAPALM DEATH besinnt sich komplett auf die bandeigenen Stärken und stilistisch gibt es auch keinerlei großen Brüche. Doch vielleicht ist es genau dieser Faktor gepaart mit der Bauchwut, die aus den letzten Monaten und Jahren resultierte, sowie einer fast schon unverschämten Souveränität, alles in Grund und Boden zu trampeln, der anno 2020 so fruchtet.
Das lange Warten hat sich also gelohnt, denn schon der massive Opener-Mammut 'Fuck The Factoid' schlägt einem fies ins Gesicht. Schon früh wird die Ausrichtung der Engländer deutlich, Gefangene werden definitiv keine gemacht. Im Gegenteil, mit dieser konsequenten "Jetzt erst recht"-Devise geht es durch die Bank weg weiter. Barney grölt, brüllt und keift sich die Seele aus dem Leib, die Instrumentalfraktion eröffnet ein Feuerwerk nacheinander und die Songs per se machen einfach nur Bock. Ob es etwas schwärzer wird ('Joie De Ne Pas Vivre'), die Band mit einer unfassbar geilen Atmosphäre arbeitet ('Invigorating Clutch') oder gekonnt in den Thrash Metal schielt ('Contagion', 'That Curse Of Being In Thrall) oder die Grindcore-Sau von der Leine lässt ('Amoral', 'Zero Gravitas Chamber'), in jeder "Throes Of Joy In The Jaws Of Defeatism"-Faser steckt NAPALM DEATH in Reinkultur drin.
Und wer zwischen den Zeilen lesen kann, wird auch hier nicht enttäuscht. Barney und Co. heben wie so häufig aufgrund der aktuellen Geschehnisse den Zeigefinger, legen ihn in die Wunde und machen auf ihre unnachahmliche Brutalo-Art auf das Übel und Elend der Gesellschaft aufmerksam. Lyrisch wie auch musikalisch gibt es also auch nach dem vierten, fünften Durchgang eine Menge zu entdecken.
Sicherlich zünden nicht alle Tracks gleichermaßen, denn speziell mit 'Backlash Just Because' und 'Acting In Gouged Faith' tue ich mich doch ein wenig schwer. Doch grenzt man minimale Abzüge in der B-Note aus, so entpuppt sich "Throes Of Joy In The Jaws Of Defeatism" als in sich sehr stimmiges und stellenweise sogar gewaltiges Trommelfeuer, das über die – für Bandverhältnisse – lange Wartezeit nach "Apex Predator – Easy Meat" doch hinwegtröstet. Anno 2020 setzt die Band also wieder ein Statement, das sich zumindest für Genrefreunde und diejenigen, die auch mal über den Grindcore-Tellerrand hinausschauen, als Glücksgriff herausstellen wird.
- Note:
- 8.00
- Redakteur:
- Marcel Rapp