NE OBLIVISCARIS - Portal Of I
Auch im Soundcheck: Soundcheck 06/2012
Mehr über Ne Obliviscaris
- Genre:
- Progressive Extreme Metal
- ∅-Note:
- 9.00
- Label:
- Code666 (Nonstop Music Records)
- Release:
- 08.06.2012
- Tapestry Of The Starless Abstract
- Xenoflux
- Of The Leper Butterflies
- Forget Not
- And Plague Flowers The Kaleidoscope
- As Icicles Fall
- Of Petrichor Weaves Black Noise
Überhöhte Erwartungen und unherörte Überraschung, die einem da vorgegeigt werden.
Der australische Sturm, der sich im Jahre 2007 im Untergrund ausbreitete, hörte auf den Namen NE OBLIVISCARIS. Rasant eroberte die Extrem-Metal-Band aus Melbourne die Herzen der ewig-nach-Neuem-suchenden Experten in der gesamten Metal-Welt. Der Anlass: Ihr Demo "The Aurora Veil", die für viele wohl eine überraschende Offenbarung darstellte. Fünf Jahre später und um einen Code666-Deal reicher, veröffentlicht das Sextett nun das lang ersehnte Debüt-Album "Portal Of I". Kann die Band den Erwartungen ihrer Kenner gerecht werden? Und was erwartet den Hörer eigentlich auf dem Album?
Gut, fangen wir mit der zweiten Frage an: Die musikalische Bandbreite, die NE OBLIVISCARIS abdecken, ist derart enorm, dass es in diesen wenigen zur Verfügung stehenden Zeilen kaum wiedergebbar ist. Während die Musik also zwischen Post Rock und vielen Metal-Stilen herummeandert, kommt sie dennoch immer wieder auf das wesensbestimmende Element des Black Metals zurück, natürlich ohne sich lange dort aufzuhalten, immer geschickt mit den Genregrenzen spielend und mit anderen Genres flirtend. Und doch, eine alles überspannende Gemeinsamkeit gibt es dennoch: Die Violine, genial eingesetzt von Tim Charles, stellt nicht nur ein wichtiges Element der Musik dar, sondern ist zumeist das bestimmende Lead-Instrument, was selten so gut gelang und derart authentisch und harmonisch wirkte.
Ob es Melodic-Death-Riffs wie in 'As Icicles Fall' sind, oder AMORPHIS-inspirierte Lead-Gitarren über BATHORY-artigen Groove-Eskapaden sind: Die Gitarrenarbeit ist phänomenal und steht den wundervollen Geigenmelodien in nichts nach. Dabei merkt man NE OBLIVISCARIS an, dass sehr viel wert auf Dynamik und das Spiel laut – leise, überbordend – minimalistisch gelegt wurde, eine Eigenschaft, die in Loudness-War-Zeiten vielfach verloren gegangen ist und das Album im Gesamtklang erfrischend anders macht. Gesanglich wird in den harschen Vocals hoher Standard abgeliefert, der in den klaren Gesängen leider nicht gehalten werden kann. Hier fällt die Qualität des Albums etwas ab, gerade im Vergleich zu Teo von CHILDREN OF NOVA, an den die Vocals stark erinnern, merkt man den Klassenunterschied.
Doch wer wäre man, wenn man sich daran stören würde? Denn wenn NE OBLIVISCARIS etwas "nicht so gut" machen, ist es a) immer noch besser als das meiste, was heutzutage veröffentlicht wird, und b) im Gesamtkontext des Albums, das unheimlich von innen strahlt, ein vernachlässigbarer Schatten. So bleibt die Beantwortung der ersten Frage: Ja, NE OBLIVISCARIS können mit einigen Abstrichen den Erwartungen gerecht werden. Mit einer Spielzeit von etwas über einer Stunde wird dem Hörer derartig viel geboten, dass "Portal Of I" eine echte Gefahr für die gesunde Sommer-Bräune darstellt – denn hat man nicht gerade ein mobiles Device, kann die Sucht nach dem Entdecken dieser großartigen Musik dazuführen, dass der Sommer 2012 vor der heimischen Anlage verbracht wird. Gemein, oder?
- Note:
- 9.00
- Redakteur:
- Julian Rohrer