NEAERA - All Is Dust
Auch im Soundcheck: Soundcheck 06/24
Mehr über Neaera
- Genre:
- Death Metal
- ∅-Note:
- 7.50
- Label:
- Metal Blade Records
- Release:
- 28.06.2024
- Antidote To Faith
- Pacifier
- All Is Dust
- Swords Unsheathed
- Per Aspera
- Edifier
- In Vain
- Render Fear Powerless
- Dividers
- Into The Hollow
Brennende Himmel über Münster.
Bei der Münsteraner Modern-Death-Metal-Institution NEAERA schwingt das Pendel mit schöner Regelmäßigkeit zwischen klassisch-brachialem Todesstahl und corig-grooviger Ausrichtung hin und zurück. Auf "All Is Dust", dem mittlerweile achten Studioalbum unserer Landsleute, beherrschen im Kontrast zum selbstbetitelten Vorgänger eindeutig old-schoolige Klänge die Szenerie, sogar so stark, dass diesmal der Wiedererkennungswert des Bandsounds ein wenig abgenommen hat.
Die brodelnden, tiefen Gitarrenwände, sowie Benny Hillekes Wechsel zwischen düsteren Growls und hohem Gekeife, bildeten bisher stets die Anknüpfungspunkte auf den im Klangbild durchaus variablen NEAERA-Alben. Auf "All Is Dust" bleibt Hilleke weitgehend im hohen Schreibereich, während die Gitarren weniger markant Tiefen umpflügen, sondern wiederholt Ausflüge in den klassischen Melodic-Death-Bereich unternehmen. Hierbei werden mehrfach Erinnerungen an den Sound von HEAVEN SHALL BURN zu "Antigone"-Zeiten geweckt; beim tieftraurigen 'In Vain' oder dem rasanten 'Edifier' beispielsweise klingt auch Benny Hilleke wie ein junger Marcus Bischoff.
Was gleich bleibt, ist die konstant hohe Qualität, die NEAERA nun schon seit zwei Jahrzehnten abliefert. Der Fünfer lief noch nie Gefahr, musikalisch zu verweichlichen oder in wagemutige Experimente zu verfallen. Gerade weil der Fokus nicht auf einzelnen Hits liegt (welche die Band aber durchaus vorzuweisen hat), sondern auf der Atmosphäre und Stimmigkeit der Alben als Ganzes, wird der Hörerschaft Beharrlichkeit abverlangt, die sich in der Regel auch ausbezahlt macht. "All Is Dust" hat bei mir mehrere Anläufe gebraucht, bis sich die organisch-klangliche Struktur in Gänze herausbildete und fassbar wurde. In Kombination mit dem großartigen Cover-Artwork stellt der Zehntracker ein atmosphärisch dichtes, tiefgründiges modernes Death-Metal-Album mit vielen klassischen Trademarks dar, das für vollen Genuss gewissenhaft zerlegt und seziert werden muss.
Einzelne Songs herauszupicken fällt schwerer als noch auf dem Vorgängeralbum. Genannt seien: der Opener 'Antidote To Faith', der als straighter, relativ melodiöser Aufhänger der Scheibe dient, das brachiale und abwechslungsreiche 'Edifier', sowie 'In Vain', das mit zurückhaltendem Tempo und tragischen Melodien Erinnerungen an 'Numbing The Pain' von HEAVEN SHALL BURNs besagter "Antigone" weckt.
Bei NEAERA kommen beide Lager im Wechsel auf ihre Kosten: Freunde von Deathcore-Grooves mit Schwerpunkt auf Moshpit-Action sowie Anhänger gepflegter, straighter Death-Metal-Arbeit. "All Is Dust" schlägt ganz eindeutig in die klassische Melodic-Death-Kerbe, weswegen Langspieler Nr. 8 die groovige Eingängigkeit des Vorgängeralbums abgeht. Dennoch: blitzsauberes Ding, meine Herren!
Anspieltipps: Antitode To Faith, Into The Hollow, Edifier
- Note:
- 7.50
- Redakteur:
- Timon Krause