NEAL MORSE BAND, THE - The Similitude Of A Dream
Mehr über Neal Morse Band, The
- Genre:
- Progressive Rock
- ∅-Note:
- 9.00
- Label:
- Metal Blade (Sony Music)
- Release:
- 11.11.2016
- Long Day
- Overture
- The Dream
- City Of Destruction
- We Have Got To Go
- Makes No Sense
- Draw The Line
- The Slough
- Back To The City
- The Ways Of A Fool
- So Far Gone
- Breath Of Angels
- Slave To Your Mind
- Shortcut To Salvation
- The Man In The Iron Cage
- The Road Called Home
- Sloth
- Freedom Song
- I'm Running
- The Mask
- Confrontation
- The Battle
- Broken Sky / Long Day (Reprise)
Der ganz große Wurf?
Workaholic und Tausendsassa NEAL MORSE veröffentlicht diese Woche eines der am meisten erwarteten Alben der Prog-Szene. "The Similitude Of A Dream" ist das zweite Album, das unter dem Banner der NEAL MORSE BAND firmiert und seit Wochen von Marketing-Ein-Mann-Armee Mike Portnoy als quasi das größte musikalische Ereignis seit Erfindung der Kuhglocke gehandelt wird. Am jüngsten Epos aus diesem Hause sind wie schon auf "The Grand Experiment" alle Musiker der Band auch kompositorisch beteiligt gewesen, weshalb der "Band"-Zusatz am Namen nur konsequent ist und dem veränderten Gefüge im Studio Rechnung trägt. Neben dem unzertrennlichen Morse/Portnoy-Gespann dürfen wir also erneut die Künste von Etat-Bassist Randy George und den beiden "Frischlingen" Bill Hubauer (Tasteninstrumente, Vocals) und Eric Gilette (Gitarre, Vocals) genießen, die ja seit der 2012er-Tour zur NEAL MORSE BAND gehören.
Auf dem Papier ist das neue Album dann erst einmal ein dicker Brocken mit seinen auf zwei CDs verteilten über 100 Minuten Musik. Erwartungsgemäß braucht man einige Anläufe, um hier einigermaßen zu verstehen, was musikalisch überhaupt passiert. Denn ein Konzeptalbum beinhaltet in der Regel musikalische Bezüge über Songs hinaus, nicht nur einen textlichen Rahmen für gesammelte Töne. So ist es schließlich auch bei "The Similitude Of A Dream", welches lose auf dem Buch "The Pilgrim's Progress" des englischen Baptistenpredigers John Bunyan basiert. Um die christlichen Texte in den 23 Songs zu deuten, muss man allerdings etwas genauer hinhören als bei "Lifeline", "?" und weiteren Soloalben unseres Rock-Missionars.
Der musikalische Einstieg gelingt da auf jeden Fall einfacher. Nach der eröffnenden Singer/Songwriter-Nummer 'Long Day' bietet die Overtüre einen ersten Überblick der Leitmotive und deutet an, zu welchen Griffbrett-Artistiken sich die Musiker in den nächsten Stunden so hinreissen lassen. Ein kleiner Tipp: Kein Instrument kommt zu kurz, irgendwo ist immer Platz für ein Solo oder zumindest einen atemberaubenden Break. Das kennt man natürlich vom Morse'schen Signature-Sound, der hier erwartungsgemäß einige Einflüsse der Mitmusiker aufnimmt oder zu fast eigenständigen Songs ('The Ways of a Fool') führt.
Beim eben erwähnten Beispiel sind es vor allem die genial inszenierten Popmusik-Vibes (BEATLES, anyone?), die sich neben allerlei 70ies-Prog-Einflüssen und der üblichen Gute-Laune-Melodien-Orgie wunderbar in den Klangkosmos des NEAL MORSE einfügen. Und das schöne an solchen Teamwork-Songs ist ja die Tatsache, dass auf eine ELP-Klavierpassage ein derbes Gitarrenriff folgt, ehe die Auflösung der Akkordfolge an TRANSATLANTIC erinnert. Noch bemerkenswerter ist allerdings, dass die Qualität und Spannung niemals absackt. Natürlich muss man man bei dieser Musik etwas genauer hinhören, dafür steckt das Doppelalbum aber auch voller Details, Querverweise und kurzweiliger Momente, die maximal mögliche Bandbreite der Einflüsse ausnutzend, ohne einen gigantischen Flickenteppich auszurollen.
Es macht unter dem Strich auch nichts aus, dass hier nichts Neues geschieht. "The Similitude Of A Dream" ist ein sehr gutes NEAL MORSE-Album, das aber in seinem Aufbau, seinem Songwriting und von der ganzen Wirkung her in exakt die gleiche Kerbe schlägt wie schon ein Dutzend Alben zuvor. Das muss man mögen. Tut man das, offenbaren sich hier 107 Minuten voller exzellenter Musik. Und wen stört es schon, wenn Gitarrist Eric Gilette etwas überdeutlich Steve Morse oder John Petrucci zitiert und Zeremonienmeister Morse einige seiner Gesangslinien mittlerweile in jeder existenten Tonart aufgenommen hat? Zudem bereichern im Laufe des Doppelalbums alle Musiker die Songs mit Gesangsspuren, was neben vielen Chören auch so manch interessante Lead-Partie ('Slave To Your Mind' zum Beispiel) hervorbringt.
Allen Fans von Wohlfühl-Prog á la NEAL MORSE, SPOCK'S BEARD oder eben TRANSATLANTIC sei auch das neuste Album des geschäftigen Songwriters ans Herz gelegt. Wenn man den immensen Druck ("Das ist DAS Album unserer Karrieren!" - Mike Portnoy) außen vor lässt, stößt "The Similitude Of A Dream" für meine Begriffe weder die "Scenes From A Memory", noch "SMPTe" oder "Snow" vom Thron. Das muss es aber gar nicht, denn die NEAL MORSE BAND spielt hier so dermaßen befreit und kreativ auf, dass dieser Hörspaß auch im Prog-Segment nicht ganz alltäglich ist.
Anspieltipps: City of Destruction, The Ways of a Fool, Breath of Angels
- Note:
- 9.00
- Redakteur:
- Nils Macher