NEANDER - III
Auch im Soundcheck: Soundcheck 12/24
Mehr über Neander
- Genre:
- Post Metal / Doom / Sludge
- ∅-Note:
- 9.00
- Label:
- Through Love Records / The Orchard / Indigo
- Release:
- 08.11.2024
- Hiatus
- Ultra
- Krater
- Achse
- Staub
- In Zungen
- Schwarzer Sand
- Meteor 7
Melodiefeuerwerk in monolithisch schwerem Brocken.
Mit ausufernden, heftig losmäandernden und dunkel-dröhnenden Klanglandschaften wie 'Aăs' oder 'Atlas' (rein instrumental gespielt) konnte NEÀNDER in den vergangenen Jahren auf sich aufmerksam machen, nun liegt der dritte Longplayer vor und es ist schon spürbar, dass die Band einen Entwicklungsschritt vollzogen hat. Das Songmaterial wirkt in seiner Gesamtheit tatsächlich nicht mehr ganz so düster und ist etwas weniger von dieser monolithischen Schwere gezeichnet, die für den Vorgänger "Eremit" so charakteristisch ist - dafür packen insbesondere die Melodien den Hörer noch eindringlicher und verbleiben noch nachhaltiger im Kopf. Stilistisch gesprochen wird der Doom-Anteil inklusive der dezenten Black-Metal-Anleihen etwas zurückgefahren, und wir hören mehr Postrockiges und in den härteren Momenten sogar eine sludgigere Note.
Es ist ungemein spannend zu erleben, wie die Band es schafft, im Songwriting versierter und vielseitiger zu agieren und dabei dennoch die bewährte Intensität und den durchgängigen Fluss der Songs zu bewahren. Manchmal würde ich mir zwar noch mehr von den schweren, unerbittlichen, sich dem Sludge hinwendenden Riffwänden wünschen, wie sie im Wesentlichen nur in drei Nummern - 'Ultra', 'Staub' und 'Meteor 7' - überhaupt zum Tragen kommen, denn hierin liegt definitiv nach wie vor eine Stärke und auch ein Trademark im Sound der Berliner. Und man muss sich diese Vehemenz natürlich auch live vorstellen, denn genau dort werden diese neuen und ultramassiven Granaten so richtig zünden. Kann man sich drauf freuen!
Was das Quartett allerdings so ganz ohne Gesang im musikalischen Bereich hinzaubert, ist schon aus dem obersten Regal. Die Melodien sind so einnehmend in ihrer Eingängkeit, dass man gar nicht anders kann, als ganz tief in der Musik NEÀNDERs zu versinken. Mal psychedelisch angehaucht wie in 'Schwarzer Sand', häufig schlicht betörend. Im Grunde hat die 2-Track-EP "Odèm / Yola des Goz" aus dem vergangenen Jahr den Weg schon recht gut vorgezeichnet, dem nun auch "III" folgt: kürzere Songs und mehr Melodieanteil, trotz nach wie vor vorhandener Riffabfahrten ein deutlich wahrnehmbarerer Post-Rock-Anteil.
Und noch eine Premiere gibt es, die ich allerdings etwas zwiespältig sehe: Ein Freund von "hidden tracks" war ich noch nie so recht und so ziehen sich die Minuten am Ende von 'Meteor 7' auch beträchtlich, bis dann nochmal für viereinhalb Minuten ein allerdings recht hübsches, räudiges Doom-Geschnicke ertönt. Damit kommen wir auch direkt zu dem einen Punkt, der mir doch etwas den an sich sehr guten Gesamteindruck verhagelt - den Leerlauf vor dem Hidden Track abgezogen, kommt "III" lediglich auf knapp unter 30 Minuten Musik, die sich auch nur auf fünf Songs verteilen, aufgefüllt mit drei Stücken, die unter das Prädikat Zwischenspiel (bzw. ein kurzes Sample als Intro) fallen. Ein wirklicher Longtrack ist auch nicht dabei, für NEÀNDER-Verhältnisse ist das also alles recht kompakt und gradlinig gehalten.
Es ist allerdings auch offenkundig, dass in einigen Tracks ('Ultra', 'Staub') in vier Minuten Länge mehr passiert als auf den meisten Achtminütern vom Vorgänger "Eremit". Und das ist schon eine coole Leistung, so viel Abwechslung und gleichzeitig Intensität in die Geschichte reinzubringen. Diese Songwriting-Skills nun auch mal auf einer monumentalen Klanglandschaft von 10 oder 15 Minuten auszubreiten, das wäre ein Traum für den nächsten Output NEÀNDERs. Ein spannender und vielschichtiger 'Atlas'-Nachfolger sozusagen. Kann man ja als Wunsch mal so äußern...
- Note:
- 9.00
- Redakteur:
- Stephan Voigtländer