NEANDER - Neander
Mehr über Neander
- Genre:
- Instrumental/ Sludge/ Doom/ Postrock
- ∅-Note:
- 9.50
- Label:
- Through Love Records
- Release:
- 22.02.2019
- Khàpra
- Thũjen
- Aăs
- Iimago
- Møder
Ein Album mit Suchtwucht.
Schande, Asche, Freude auf mein Haupt. Seit mir im Fühstdium diesen Jahres dieses Album von NEÀNDER untergekommen ist, ist es mein meistgehörtes Stück Gesamtmusik 2019 geworden. Und soll ich etwas verraten? Es wird es auch bleiben! Wie aus dem schwarzweißen Nix darniedergekommen auf diese Instrumentalrockmetalszene und die nichtsahnende Bevölkerung mit Destruktivgedankenalltag, steht das Debüt dieser Berliner wie ein garstiger Karst in der Erosion der Schnellebigkeit.
Ja, warum drückt Er sich so geschwollen aus? Ja, weil Er euphorisch ist! Weil Er sich mit einem Phrasentext schämen würde: Monolith, Dunkelheit, Schwermut, alles oft zitierte und gebrauchte Begriffe, die versuchen einzufangen, was einen bei NEÀNDER erwartet. Treffend sind sie schon, diese oft benutzten Begrifflichkeiten, aber schweifen sie auch nur die Gefühlswallungen, die einen im Falle dieser Zaubermusik erreichen können? Könnten, sollten. Sie treffen, weil sie einengen. Sie faszinieren, weil sie festhalten, klammern, loslassen und fliegen lassen. Ich habe selten so viele Ideen in einem einzigen instrumentalen Album vereinigt bekommen, selten so einen Sog für die Musik entwickeln müssen, selten so oft in schlechten und schwachen Momenten ein Album so gezielt eingesetzt, um wieder in die Spur zu kommen. Ich bin begeistert, was die gestandenen Musiker da in ihrer Version gemeinsamer Ideen da zustande brachten.
Fünf Stücke von vier Musikern, die treffender, pointierter, abrufbarer nicht formuliert sein könnten. Ich habe mich lange darum herumgedrückt, Beschreibungen zu finden, aber es ist fahrlässig, es nicht zu tun, um damit einer Verbreitung vorzubeugen. Stilistisch ist das kalt besehen eine Mixtur aus Postmetal und Postrock, was auch immer das überhaupt ist. Mein Sohn lugte gerade über meine Schulter und sprach, dass das 'Iimago' irgendwas mit Insekten zu tun hat. Ja, Recht hat der Heranwachsende, alle Stücke haben etwas mit Käfern zu tun, wenn das als Konzept, in einer Linie miteinander zu tun haben sollte, dann ist das wohl erkannt.
'Aas' ist eine Offenbarung, erklärt sich "textlich" ganz von selbst. Und an diesem Ohrwurm (!) läßt sich ganz deutlich nachvollziehen, wie so ein ein neàndernes Stück funktioniert: Ein Motiv, ein Sludge, ein Doomriff, berstende Drums, surrende Wallungen, monotone Einkreisungen eines Gefühls, dann wechselnd in neue Ideen, dann bald in eine Blastattacke mündend, nicht bevor und nachdem die Variationen des Stücks sich aneinander gerieben haben. Hier wird viel probiert, wurde viel gejammt. Die vier Elemente der Band fühlen sich verbunden, können nicht ohne einander, belauern sich, um sich im Ganzen in fast beängstigender Harmonie wieder zusammenzufinden. Und immer aber ist es auch Metal, zusammengefasst aus vielen Versatzstücken der jüngeren Instrumentalkunst. Ich sage trotzdem: eigenstilistisch, mutig und perfekt gelungen, weil dynamisch und von Spannungsbögen nur so gespickt.
Ja, euphorisch, wie beim ersten Mal. Bin ich und gebe eine Hochnote!
- Note:
- 9.50
- Redakteur:
- Mathias Freiesleben