NEBALA - Lustuz Lathu Woduz Alu
Lustuz Lathu Woduz Alu
Mehr über Nebala
- Genre:
- Weltmusik / Indo Nordic Folk
- ∅-Note:
- 7.00
- Label:
- ByNorse
- Release:
- 29.07.2022
- Alagabia
- In Raurani
- Safijan
- Skinanarijaz
- Lathu
- Ant Mér Sjalfri Thér
- Mannz Gamana
- Surgo Sebo
- Blotha Hunaga Bolanan Alu
07.08.2022 | 16:27
Kreative Mixtur aus indo-nordischem Folk.
Bei NEBALA handelt es sich um das Soloprojekt von Jonas Lorentzen, wobei weitere mit dem Künstler befreundete Musiker wie zum Beispiel Kjell Braaten und Gustav Holberg an "Lustuz Laþu Wōþuz Alu" mitgewirkt haben. Jonas Lorentzen dürfte manch einem aus seiner Zeit als Sänger bei HEILUNG oder aufgrund seines Beitrages als Songwriter und Schauspieler zu dem 2022 erschienenen Film "The Northman" bekannt sein. Mit NEBALA beschreitet der aus Dänemark stammende und nach einem Zwischenstop in London mittlerweile in Norwegen lebende Künstler jedoch neue Wege. So ließ er sich von Dr. Mathias Nordvig, Professor für vorchristliche Religion an der CU Boulder, und der Philosophin Naina Gupta von der Universität Kingston beraten. Auf "Lustuz Laþu Wōþuz Alu" spielt Jonas Lorentzen mit Zeiträumen und kulturellen Grenzen, um neuartige Klangskulturen aus Nordic Folk und indischen Elementen zu schaffen, die des öfteren in einer Art Tribal Trance beziehungsweise spirituell getriebener Musik enden. Hierfür nutzt er traditionelle Rahmentrommeln, Leier, Tagelharpa, tibetische Klangschalen und Kehlkopfgesang.
Am 07.08.2020 gab es vorab eine EP mit dem Titel "Lustuz", deren drei Lieder auch auf dem Album enthalten sind. "Lustuz Laþu Wōþuz Alu" ist somit das erste Album des Projekts. Der Titel lehnt sich an "drei Stadien der Sexualität, Fruchtbarkeit und Liebe an:
- Lustuz, dem Wunsch, mit dem anderen zu verschmelzen und der romantische Idealismus von junger Liebe,
- Laþu, die dunkle Seite der Sexualität, der Streit der Liebenden, die unerwiderte Liebe, der Schmerz gebrochener Herzen und die hektische Frustration von nicht freigesetztem Verlangen sowie
- Wōþuz Alu, der Extase, die wahre Verschmelzung der Liebenden, die alle Objektivität auflöst und kosmische schöpferische Kraft entfacht."
- Lustuz, dem Wunsch, mit dem anderen zu verschmelzen und der romantische Idealismus von junger Liebe,
- Laþu, die dunkle Seite der Sexualität, der Streit der Liebenden, die unerwiderte Liebe, der Schmerz gebrochener Herzen und die hektische Frustration von nicht freigesetztem Verlangen sowie
- Wōþuz Alu, der Extase, die wahre Verschmelzung der Liebenden, die alle Objektivität auflöst und kosmische schöpferische Kraft entfacht."
Das längste Stück 'Alagabia' steigt sachte und ambient ein. Nach einem Drittel tritt die Tagelharpa in den Vordergrund und fast beruhigender Klargesang ertönt, der aus mehr als einer Stimme zu bestehen scheint - mittig in der Pause im A-Capella-Format. Im hinteren Drittel erinnert die Art des Stimmeinsatzes dann sogar leicht an ARCANA. Dem Anfang von 'In Rauranī' wurde ein indischer Anstrich verliehen, insbesondere hinsichtlich der Gesangsweise. Nach knapp drei Minuten kommt es zum Melodiewechsel. Es erklingt ein nordischer Takt, in den sich zwischendurch stellenweise indisches Instrumentarium mengt, welches zum Schluss auch verabschiedend zur Tür geleitet. Es folgen die ersten beiden Tracks der EP. 'Safijan', das unter Verwendung von Versen aus der Hávamál entstand und zu Beginn noch locker in Empfang nimmt, in etwa hälftig ein Klangschalensolo enthält, doch gegen Ende mit den wilden Stimmen in eine Trance übergeht, bevor der Künstler den Song ruhig verhallen lässt.
'Skīnanārijaz', der beste Track der EP, ist mit seinem Kehl- und Klargesang, Flüstern und Atmen sehr einprägsam. Zunächst bedienen sich Chor und der Songaufbaus am indischen Stil, doch später wechselt das Klangbild ins Nordische. Das Lied bezieht sich auf die Verse der Skírnismál. Nach einem langgezogenen Schrei erschallt nochmals die volle indische Klangkulisse. 'Laþu' liefert getragenen, tiefen Gesang im Wechsel mit lauten, chaotischen Momenten, kurzzeitig verstörende Geräusche zum Beat, dann weniger überzeugenden Chorgesang und schließlich treibenden Rhythmus. Kehlgesang und ein Typ Flöte geleiten ruhig in den sechsten Titel über unerfüllte, verzehrende Liebe, Verlangen und Sehnsucht. Ein Bass-Bariton-Chor, eine leichte Melodie und nordisch gesprochene Worte mit Dark-Ambient-Sounds im Hintergrund gesellen sich hinzu. Anschließend beschleunigt der Takt, Worte werden harsch ausgestoßen und so manch dem Wahnsinn naher Schrei ist zu hören.
'Mannz Gamana' bleibt ausnahmsweise angenehm entspannt. Im Intro und Outro treten eher unterschiedliche, undefinierbare Geräusche auf. Im Übrigen übernehmen die Klangschalen und eine hohe Stimme. Der vorletzte Song legt sofort mit energiegeladenem Beat los und driftet von Beginn an immer mehr in eine tribalartige Trance ab. Um ihn zu mögen, muss man vermutlich bereits vorab alkoholische Substanzen oder dergleichen konsumiert haben. Der Finaltrack, der ebenfalls von der EP bekannt ist, enthält rituellen Gesang mit Namen von Fruchtbarkeitsgöttinnen begleitet von Percussions aller Art und hintergründigem Kehlgesang. Die einzelnen Worte werden mitunter fordernd, doch kurz auch mal flüsternd vorgetragen. Nach einer seltsam anmutenden, fast hypnotisierenden Phase verwandeln sich die Worte eher in Laute und wiederholt endet der Song im Tribal-Trance-Bereich.
Auch wenn "Lustuz Laþu Wōþuz Alu" mit dem ersten beiden Tracks und 'Skīnanārijaz' ein paar exzellente Stücke sowie desweiteren mehrere innovative Ansätze beinhaltet, kann ich mir vorstellen, dass Momente, in denen das Album in Gänze gehört wird, eher selten sind. Da es in Alltagssituationen weniger passend scheint, könnte es der breiten Masse womöglich schwer zugänglich sein. Dennoch bewundere ich den Mut des Künstlers, den Weg dieses interessanten Stilmixes weiter zu beschreiten. Für meinen Geschmack ist lediglich die Häufung der Tribalrhythmen etwas anstrengend. Für mich muss nun wirklich nicht fast jeder Albumtitel in einer Trance enden. Da ist es wohl sinnvoller, die einzelnen Songs für sich wirken zu lassen.
- Note:
- 7.00
- Redakteur:
- Susanne Schaarschmidt