NEFARIOUS - Addicted To Power
Mehr über Nefarious
- Genre:
- Thrash
- ∅-Note:
- 9.50
- Label:
- Relentless Records
- Release:
- 18.07.2025
- Mirror Death
- Addicted To Power
- Master Plan
- Together We Rise
- Day After
- Snarler
- Avatar Of Chaos
- One Nation Enslaved
Bay-Area-Thrash-Supergroup!?
Als die Meldung kam, dass Doug Piercy (Gitarre, ex-ANVIL CHORUS, ex-HEATHEN, ex-BLIND ILLUSION) zusammen mit seinem letzten Bassisten Tom Gears (ex-BLIND ILLUSION) ein neues Projekt in Arbeit haben würde, war ich natürlich Feuer und Flamme. War das Gespann bei den letzten BLIND-ILLUSION-Auftritten doch mehr als sehens- und hörenswert gewesen. Als dann irgendwann die Bombe platzte und das komplette Line-Up dieser, ursprünglich als Projekt geplanten, Band ins Netz gestellt wurde, war mein musikalisches Jahr schon ungehört gerettet. Denn als Gitarren-Partner hat sich Doug keinen geringeren als die zweite Hälfte des blutsbrudrigren H-Gespannes namens Rick Hunolt ins Boot geholt.
Wie großartig kann das nur werden, dachte ich mir. Die beiden weiteren Mitstreiter sind dann auch keine No-Names, denn sie hören auf die Namen Will Carroll und Katon W de Pena. Kennt ihr nicht? Komische Ohren, ihr habt. Will Carroll spielt seit Jahren Schlagwerkzeug bei DEATH ANGEL , ist mir aber zum Beispiel durch sein Spiel bei den göttlichen ULYSSES SIREN in den Fokus gerückt. Vor allem live ist er wirklich einer dieser Drummer, denen man stundenlang zuschauen möchte und automatisch mit ihm ins Schwitzen gerät, so energisch ist sein Spiel. Katon ist eine Metal-Legende, auch wenn er "nur" der Sänger von HIRAX ist. Das aber bereits seit 1984! Außerdem ist er einer der charismatischen Lichtgestalten in unserer kleinen Szene, Fan bis in die Fußspitzen und ein wandelndes Musik-Lexikon. Letzteres ist übrigens eine Gemeinsamkeit der fünf Akteure hier.
Aber genug der nackten Tatsachen und mit allen Ohren ins Gethrashe. Da drei der insgesamt neun Nummern bereits als Vorab-Video-Singles im Netz zu bewundern waren, gehe ich auf diese gleich mal zu Beginn ein. 'One Nation Enslaved' hatte meine Ohren als erster Appetizer sofort in Flammen gesetzt. Diese sensationelle Nummer beschließt das Album und weckt das ultimative Bedürfnis sofort einen weiteren Durchlauf zu starten. Diese Nummer hat alles, was ein moderner Alte-Schule-Thrasher haben sollte: Messerscharfes Riffing, herrlich melodische Soli, die an allen möglichen und unmöglichen Stellen aufblitzen, einen dauerhaft nach vorne treibenden Rhythmus, der so bei aller Höchstgeschwindigkeit niemals eindimensional klingt und einen Sänger, der seine Schrillings-Sirene dieses Mal im ohrenfreundlichen Aggressions-Modus einsetzt.
Wer HIRAX kennt, weiß, was ich damit meine, denn bei seiner Stammband agiert Katon oftmals in sehr hohen Höhen und fordert damit jeden Hörer aufs Äußerste. Bei NEFARIOUS hingegen shoutet und screamt er sich einfach mächtig aggressiv in die Herzen der Zuhörer, ohne dabei zu sehr in die Extreme zu wechseln. Ganz wunderbar nachvollziehen kann man dies im etwas gemäßigteren 'Master Plan', in welchem man mit Verschwörungs-Theorien abrechnet. Hier gibt es etliche langsamere Passagen, die aber so heavy sind, dass sich auch ein Paul B. freuen würde. Die dritte Single war der Titelsong, der ebenfalls mit mächtigem Beat aus den Boxen prescht. Man sieht Will Carroll vor dem geistigen Augen im eigenen Saft garen und merkt plötzlich, dass diese Nummer nebenbei auch noch ganz fiese Ohrwurmeigenschaften hat.
Aber auch die verbleibenden Songs sind von eben diesem Facettenreichtum, dieser ansteckende Energie und dieser spieltechnischen Klasse gezeichnet. So verzaubert schon das eröffnende 'Mirror Death' mit Riff-Attacken, aus denen andere Bands ein komplettes Album stricken würden. Dabei begehen die Herrschaften hier nicht den Fehler, zu einer Sekunde nach verkopftem Prog-Thrash zu klingen. Au contraire! Hier kommt alles wie aus einem Guß. Man merkt die Vertrautheit untereinander, das offenbar blinde Verständnis und natürlich die Abgeklärheit, die solch' alte Hasen mitbringen. Es ensteht beim Anhören von "Addicted To Power" der Eindruck, einer Jam-Session im Proberaum beizuwohnen, die ganz zufällig von einem exzellenten Klang untermauert wird.
Hört nur mal das bockstarke 'Together We Rise' mit seinen herrlich-melodischen Gitarrenmomenten an, die plötzlich von einem Leadbass begleitet werden. Thrash-Metal-Wonderland!
Bevor ich jetzt auch die letzten drei Songs noch detailiert hier spoilere, rate ich jedem Freund von altmodischem Thrash, der aber trotzdem innovativ, frisch und ansteckend klingt, hier ein paar Ohren zu investieren.
Ohne jetzt zu prophetisch zu klingen: Aber ich wüsste nicht, welches Thrashbrett in diesem Jahr an diesem Thron sägen wird. Ausnahmsweise mal eine Supergroup, die ihre Namen auch in ein gemeinsam funktionierendes supergruppenwürdiges Produkt umwandeln kann.
All thumbs up!
- Note:
- 9.50
- Redakteur:
- Holger Andrae