NEOLUTION - Ruins And Ashes
Mehr über Neolution
- Genre:
- Heavy Metal / Thrash Metal
- ∅-Note:
- 6.00
- Label:
- Eigenproduktion / Eigenvertrieb
- Release:
- 28.02.2025
- Twisted
- Home
- Personal Hell
- Wasted Time
- My End
- Free Mind
- Liminal State
- Still Dreaming
- Claustrophobia
Viele gute Ansätze, die großen Melodien und Riffs fehlen aber noch.
Wenn ich mir das Debütalbum "Ruins And Ashes" von NEOLUTION genauer anschaue, drängen sich mir sofort ein paar Fragen auf. Die wichtigsten werden wir in den folgenden Zeilen beantworten, doch erst einmal möchte ich grob die Eckpunkte der Band umreißen, wobei der beiligende Pressetexte nicht mit vielen Informationen dient. So kann ich euch nur mit auf den Weg geben, dass der Vierer, der aus Dennis Cogal (Gesang), Timo Prühn (Gitarre), Marius Jüstel (Bass) und Schlagzeuger Kevin Thomas besteht, im Jahr 2023 gegründet wurde, in Delmenhorst ansässig ist und im vergangenen Sommer die neun Kompositonen des Erstwerks mit Hilfe von Produzent Andy Classen im Stage One Studio eingezimmert hat.
Was uns auch direkt zu meinem ersten Fragezeichen bringt, denn trotz der Beteiligung von Mr. Classen überzeugt mich der Klang von "Ruins In Ashes" nicht wirklich. Gerade das Bass-Fundament wirkt seltsam drucklos und auch insgesamt ist mit der Sound etwas zu steril, was insbesondere der Saitenfraktion viel Druck raubt, obwohl hier durchaus mit Finesse agiert wird. Die zweite Frage, die sich ebenfalls nach wenigen Sekunden stellt, ist, warum sich die Band um Himmels willen im Pressetext in die Kategorie Melodic Death Metal oder Metalcore einsortieren will. Denn auch wenn beide Stilistiken durchaus in den Tiefen des Bandsounds nachweisbare Spuren hinterlassen haben, hat das Gesamtbild absolut gar nichts mit Core oder Gothenburg Sound zu tun. Viel eher muss ich angesichts des herben Klargesangs von Fronter Dennis und der versierten Gitarrenarbeit an einen Mix aus NEVERMORE, Thrash Metal, einer Prise GODSMACK (gerade gesanglich sind hier Parellelen zu hören) und melodischen Prog-Metal der Marke SYMPHONY X denken. Wobei die letzte Zutat auch noch einmal von den dezent eingesetzten Keyboards unterstrichen wird, die zumindest eine leichte Portion Epik in den Bandsound einbringen.
Damit sind wir auch schon bei der letzten Problemstellung von "Ruins And Ashes" angekommen, denn auch wenn die zitierten Vorbilder klar zu erkennen sind, kommt NEOLUTION kompositorisch leider viel zu selten in die gleichen Sphären wie die eigenen Idole. Dabei arbeitet man die handwerklichen Grundlagen durchaus solide ab. Die Rhythmusgruppe ist tight, Dennis hat zwar nicht das variabelste Gesangsorgan, bewegt sich in seinem Timbre aber mit sehr viel Ausdruck, und auch Timo hat an der Sechssaitigen viele gute Ideen - auch wenn ich beispielsweise zumindest in 'Wasted Time' ein paar Stellen höre, die noch etwas mehr Sauberkeit beim handwerklichen Vortrag hätten vertragen können. So ist es schlussendlich eher das Songwriting der Truppe aus Delmenhorst, das dafür sorgt, dass "Ashes And Ruins" im Mittelfeld des Genres stecken bleibt.
Echte Probleme lassen sich dabei nicht ausmachen, denn vom Opener 'Twisted' bis hin zum Rausschmeißer 'Claustrophobia' rocken alle Nummern solide vor sich hin und haben immer wieder auch einmal ein paar Momente im Gepäck, die kurz aufhorchen lassen. Wirklich gepackt wird man dabei aber selten, denn die großen Riffs oder Refrains, die einem sofort im Gedächtnis bleiben wollen, fehlen bei allem handwerklichen Geschick eben doch. Besonders deutlich wird der Umstand in 'Still Dreaming', denn in dieser melancholischen Nummer zaubert Dennis plötzlich doch mal eine Hookline aus dem Ärmel, die mich sofort erwischt und die dann prompt doch im Gedächtnis bleibt. Schade, dass die Gitarrenleads hier weniger eindringlich sind als an anderen Stellen auf dem Silberling, sodass der Track zwar mein klarer Anspieltipp ist, trotzdem nicht gänzlich den Sprung in die Hit-Kategorie schafft.
So bleibt "Ruins And Ashes" am Ende eine zwiespältige Angelegenheit, die als Erstwerk von NEOLUTION zwei grundlegende Schlüsse zulässt. Fangen wir mit dem positiven Aspekt an. Die Truppe aus Delmenhorst hat nicht nur einen weit interessanteren Stilmix im Gepäck, als es die selbst gewählten Schlagworte "Melodic Death Metal" und "Metalcore" vermuten lassen. Auch handwerklich ist sehr viel Potential vorhanden, auf dem aufgebaut werden kann. Damit man sich aber schlussendlich mit den eigenen Idolen messen kann, muss in Sachen Songwriting noch eine ordentliche Schippe nachgelegt werden, denn in der aktuellen Form fehlen dem Material die großen Widerhaken und Ohrwürmer, die Hörer oder Hörerinnen auch nach dem Verklingen der letzten Töne begleiten würden. Dass aber auch hier die grundlegenden Talente vorhanden sind, zeigt 'Still Dreaming', das klar der Höhepunkt des Silberlings ist.
- Note:
- 6.00
- Redakteur:
- Tobias Dahs