NEOTON - Alles schwarz
Mehr über Neoton
- Genre:
- Punkrock / Alternative
- ∅-Note:
- 6.00
- Label:
- Eigenproduktion
- Release:
- 14.04.2023
- Alles schwarz
- Leben ohne dich
- Wann fängt das Ende an
- Angst
- Leben ohne doch (Reprise)
- Leider nicht alltagstauchlich
- Dunkelhell
- Es ist vorbei
- Endstation
- Heute Nacht
Gute Ansätze, aber Schwächen bei der Umsetzung und zu kitschige Balladen.
Die Band NEOTON kommt aus Braunschweig, treibt bereits seit dem Jahr 2014 ihr Unwesen in der hiesigen Szene und kategorisiert sich selbst als Alternative Rock. Bestehend aus Schlagzeuger Martin Scherf, Bassist Marc Kleinschmidt, Gitarrist Florian Schuder und Tim Wolf, der für Gesang und die zweite Gitarre verantwortlich ist, ist die Truppe dabei in einer Besetzung unterwegs, die wir etwa auch von ähnlich gelagerten Kollegen wie MASSENDEFEKT her kennen. Mit den Düsseldorfern teilt die deutlich weiter nördlich beheimatete Truppe die deutschen Texte und die nicht zu verleugnende Liebe zum Punkrock, die auch auf dem neuen Silberling "Alles schwarz" wieder deutlich durchschimmert.
MASSENDEFEKT ist dabei nicht nur bei der grundsätzlichen Ausrichtung eine gute Referenz, auch musikalisch ist die DNA beider Bands recht ähnlich, auch wenn NEOTON beim eröffnenden Titeltrack mit deutlich mehr Tempo zu Werke geht als die Kollegen und fast ein bisschen an BAD RELIGION denken lässt. Gleichzeitig offenbart die Nummer aber auch, dass die Jungs durchaus noch etwas Feinschliff in handwerklichen Dingen vertragen können, denn abseits von einigen etwas unrunden kompositorischen Entscheidungen sind es vor allem die Lead-Gitarren, die noch reichlich holprig klingen. Gut, dass selbige Probleme beim deutlich flotteren 'Es ist vorbei' und dem mächtig eingängig rockenden 'Leben ohne dich' weit weniger ins Gewicht fallen. Besser noch, beide Songs werden dank toller Hooklines sogar zu echten kleinen Hits und lehnen sich mit deutlich rockigerer Ausrichtung etwa bei Kollegen wie MADSEN an, was mir persönlich gut gefällt.
Leider bleiben diese Volltreffer allerdings eher Ausnahmen auf "Alles schwarz", denn zu oft vergaloppieren sich die Braunschweiger in ihren Kompositionen. Geht die Ballade 'Wann fängt das Ende an' noch zähneknirschend in Ordnung, ist 'Dunkelhell' mit absolut pathetischem Text, der zugleich allzu oft ganz tief in die Kitsch-Kiste greift, einfach nur ein Reinfall, bei dem man mehrmals augenrollend vor dem heimischen Player sitzt. Und auch das mit Post Hardcore flirtende 'Angst' ist zwar einerseits ein mutiger Blick über den eigenen Tellerrand, ist aber phasenweise etwas unsauber eingespielt und kommt einfach nie so richtig aus den Startblöcken. 'Endstation' lässt dann mit groovigem Riff und flottem Sprechgesang noch einmal aufhorchen, doch die kurz aufflammende Begeisterung wird von einer weiteren kitschigen Ballade in Form von 'Heute Nacht' leider prompt erstickt.
Die Endnote für NEOTONs neuen Langspieler bereitet mir dann auch reichlich Kopfzerbrechen. Einerseits möchte ich den Einsatz der Band und die durchaus vorhandenen Hits anerkennen, andererseits müssen für die schwachen Balladen und die (zugegeben eher selten auffallenden) handwerklichen Defizite, die man eigentlich nach beinahe zehn Jahren ausgemerzt haben sollte, auch ein paar Punkte abgezogen werden. So sind es am Ende gut gemeinte sechs Punkte, die für das Album in seiner Gesamtheit in Richtung Braunschweig wandern mit dem Hinweis, dass die Band in den besten Momenten auch in deutlich höheren Punkteregionen mitboxen kann.
- Note:
- 6.00
- Redakteur:
- Tobias Dahs