NEPTUNE POWER FEDERATION, THE - Le Demon De L'Amour
Auch im Soundcheck: Soundcheck 02/2022
Mehr über Neptune Power Federation, The
- Genre:
- Heavy Rock
- ∅-Note:
- 9.00
- Label:
- Cruz Del Sur
- Release:
- 18.02.2022
- Weeping On The Morn
- My Precious One
- Baby You're Mine
- Loving You Is Killing Me
- Stay With Thee
- Emmaline
- Madly In Love
- We Beasts Of The Night
Imperial Priestess Screaming Loz Sutch und ihre Schergen entdecken die Liebe!
In einer mit dem Star Wars–Universum gekoppelten Parallelwelt würde ein TNPF–Konzert folgendermaßen ablaufen: Nachdem das Publikum eingelassen wurde, ploppen mit der Zeit einige blau leuchtende Wölkchen Jedi-Geistern gleich über der Bühne auf. In diesen tummeln sich die schwebenden und zeitlosen Gestalten der bereits verstorbenen musikalischen Vorbilder meiner nach AC/DC und ROSE TATTOO mittlerweile herzallerliebsten Rockband aus "Down Under". Und wer sich da alles ein Stell-dich-ein geben würde: Neben diversen Funk-, Soul- und Woodstock-Legenden hätten LEMMY, BON SCOTT, JOHN BONHAM, JIMI HENDRIX, JANIS JOPLIN und JON LORD sicherlich Ehrenplätze. Der prominenteste Neuzugang dieser illustren Riege im Jenseits wäre, klar wie (Fleisch-)Kloßbrühe, MEAT LOAF, dessen vollschlankes blaues Wölkchen derzeit in vorderster Reihe mitschunkeln dürfte, wird doch auf dem neuen Werk von THE NEPTUNE POWER FEDERATION in mindestens zwei Liedern geradezu Fanboy/-girl-mäßig seinem Schaffen gehuldigt.
Nach vier Alben, die sich, wenn auch stets augenzwinkernd humorvoll, dennoch in eher düsterer und psychedelischer Fuzz-Rock'n'Metal-Atmosphäre ebensolchen Themen widmeten, wuchs in Imperial Priestess Screaming Loz Sutch und ihren einsatzerprobten Rock-, Metal und Punkkriegern, allesamt rekrutiert aus der australischen Untergrundszene, offensichtlich das Bedürfnis, einmal Gefühl zeigen zu dürfen. Und dies tun neben der stimmgewaltigen Imperial Priestess Searchand DesTroy sowie Inverted CruciFox an den Gitarren, Jaytanic Ritual am Bass und River Sticks am Schlagzeug nun begeistert und herzergreifend in Form eines dem Thema "Liebe" gewidmeten Konzeptalbums, das auf den immer noch leicht angedüsterten, aber wohlklingenden Titel "Le Demon De L’ Amour" getauft wurde. Sogar Französisch als Sprache der Liebe wurde benutzt! Und der Dämon Liebe prangt daher auch herrlich plakativ mit einem Herzchen verschießenden Bogen im Anschlag auf dem Plattencover. Besser konnte man den Titel wirklich nicht zeichnerisch umsetzen!
Die Liebe für Details sprudelt dem geneigten Hörer auch mit den ersten Akkorden von 'Weeping On The Morn' entgegen, welches mit JIM STEINMAN-artigem Gitarrenbombast beginnt und sogleich ziemlich straff in waschechtes AC/DC-Feeling übergeht, das den Adrenalinpegel augenblicklich anhebt und dem nachfolgenden Hard-Rock-Teppich bei seiner Ausbreitung hilft. Auffällig ist, dass die Imperial Priestess in sehr tiefer Tonlage beginnt, die man nicht allzu häufig von ihr hört. Die wunderbare Melodie kann jedoch auf Dauer nicht darüber hinwegtäuschen, dass der Song, bezogen auf seine Grundidee, dann doch von seinen acht Minuten mindestens deren zwei entbehren könnte. Diese hätten die australischen Outback-Rocker samt ihrer Priestess gerne beim dreiminütigen 'My Precious One' anfügen dürfen, einer knackigen Hard-Rock-Nummer mit abermals unwiderstehlicher Melodieführung. Ein Stück, das mich bereits beim ersten Hören begeisterte und dies nach diversen Spins immer noch zu tun vermag.
Der Joker, vielmehr die Jokerin (Jokess? Jokine?) in den Reihen von TNPF, der am hellsten strahlt und die Aufmerksamkeit der Gefolgschaft auf sich zieht, ist fraglos die Imperial Priestess Screaming Loz Sutch mit ihrer einzigartigen, überaus beeindruckenden klaren und hellen, aber dennoch in allen Höhenlagen kraftvollen Rockstimme. Bei Liveauftritten kommt sie dieser Aufgabe nicht nur stimmlich, sondern auch visuell als schrill und aufwändig kostümierter Blickfang nach, der das Publikum auch mal mit psychedelischem Mana (Zuckerwürfel) füttert. Auf der fünften Tonkonserve der Band, die als religiöser Kult ihren Anhängern ursprünglich eben den psychedelischen Gospel nahebringen wollte, wurden die entsprechenden musikalischen Attribute wie ausufernde Fuzz-Sounds oder hippieske Gitarrenorgien nach dem letzte Album "Memoirs Of A Rat Queen" ein weiters Mal zugunsten einer geradlinigeren, rockigeren Ausrichtung zurückgenommen. In meiner Betrachtung ist dabei leider auch die düstere, eigentümlich fesselnde Atmosphäre etwas in den Hintergrund geraten. Die positive und stellenweise geradezu fröhliche Ausrichtung passt aber zugegebenermaßen ganz gut zum Thema von "Le Demon De L’amour".
Daher staune ich weiterhin untertänigst über die stimmliche Großartigkeit der Imperial Priestess, die vor allem in 'Loving You Is Killing Me' den blutrünstigen Text mit allen ihr zur Verfügung stehenden stimmlichen Fähigkeiten phänomenal auslebt, stelle darüber hinaus aber ebenso fest, dass drei Nummern, namentlich 'Baby You’re Mine', eine spielerisch grandiose Funk-Nummer, 'Stay With Thee' und 'Emmaline' mich nicht so gänzlich packen können. Dennoch ist die hier gebotene musikalische Qualität und Originalität weiterhin atemberaubend, das sei festgehalten! Alle Lieder wachsen bei mir derzeit noch mit fortlaufendem Hörgenuss, was vor allem für 'Stay with Thee' und 'Emmaline' als relativ geradlinig antreibende Rocknummern gilt. Insgesamt steht die etwas stärkere Konzentration auf den harten Kern ihrer Musik dem neuen Album von THE NEPTUNE POWER FEDERATION sehr gut! Eingerahmt wird der Gesamtsound auf "Le Demon De L' Amour" von jederzeit schlotzig-fett tönenden Chören, die noch öfter als bisher die Stimme der Priestess in nahezu jedem Stück auf das wohlklingendste veredeln.
Die Scheibe wird in Form der letzten beiden Songs mit einem großen Finale beendet: 'Madly In Love' und vor allem 'We Beasts Of The Night' sind mit einem Wort ultrageil, was anderes fällt mir hierzu nicht ein! Da ist mir dann auch die fehlende Düsternis im Sound völlig egal, das hier ist einfach allerfeinste Abgeh-Party-Rockmusik der schönsten Machart! Der letztgenannte Song dürfte mit seiner liebevoll persiflierenden Spiegelung des Begins von 'You Took The Words Right Out Of My Mouth (Hot Summer Night)' MEAT LOAF–Jüngern ganze Sturzbäche an Tränen in die Augen treiben, und die Qualität des als Duett vorgetragenen Liedes kann aus meiner Sicht als ebenso großartig wie sein Intro bezeichnet werden.
Ihr, liebe Leser und Leserinnen, besorgt euch jetzt am allerbesten sofort die fünf Alben von THE NEPTUNE POWER FEDERATION und hört sie euch in Dauerschleife an. Vielleicht ploppen dann an eurer Zimmerdecke ja auch kleine blaue Wölkchen auf…!?! Danach werdet ihr meine Begeisterung für diese schräg-schrullige, aber musikalisch für mich nicht mehr wegzudenkende Kapelle aus dem Land der Känguruhs und Koalabären eventuell teilen können.
Bis dahin gebe ich zu eurer Orientierung...
- Note:
- 9.00
- Redakteur:
- Timo Reiser