NERGARD - Eternal White
Mehr über Nergard
- Genre:
- Symphonic Power Metal
- ∅-Note:
- 8.50
- Label:
- Pride & Joy Music
- Release:
- 21.05.2021
- God Forgive My Haunted Mind
- Pride Of The North
- From The Cradle To The Grave
- Carry Me
- Beneath Northern Skies
- Where No One Would Shed A Tear
- Downfall
- Now Barely Three
- Eternal White
- Erasing The Memories
Schwedisch-Norwegische Kriegsgeschichte von 1718
NERGARD wurde 2010 von dem norwegischen Musiker Andreas Nergård gegründet. Was ursprünglich als Studioprojekt begann und zur Veröffentlichung von zwei Alben führte, wurde jetzt erweitert. Statt Gastkünstler, wie beispielsweise Elize Ryd oder Ralf Scheeper, um nur zwei zu nennen, hat er jetzt ein festes Trio am Start: Multiinstrumentalist Andi Kravljaca (Schweden), Sänger Mathias Molund Indergård (Norwegen) und Sängerin Stefani Keogh (Großbritannien), die ein unglaubliches Gesangesspektrum aufweist, das sie auch wunderbar zum Einsatz bringen kann. Vom fast engelsgleichen Gesang bis zu tiefsten Growls ist alles vertreten.
"Eternal White" ist ein Konzeptalbum, das über den Todesmarsch der Karoliner im Jahre 1719 erzählt. Grundsätzlich verantwortlich für das Kriegsgeschehen war damals der Schwedische König Karl XII, auch Carolus Rex genannt. Für die Belagerung Trondheims zeichnete allerdings Carl Gustac Armfelt verantwortlich. Nachdem König Karl XII gefallen war, brach Armfelt die Belagerung ab und zog sich nach Schweden zurück. Bei diesem Rückzug von der fehlgeschlagenen Invasion Norwegens erfroren weit über 3500 Schwedische und Finnische Soldaten. Wem das bekannt vorkommt - ja, über Carolus Rex hat auch SABATON schon berichtet.
Gestartet wird mit dem fast sieben Minuten langen, epischen 'God Forgive My Haunted Mind' mit seinem sehr harmonischen, leicht schwermütigen Chorgesang. Ein sehr schöner, auf das Geschehen einstimmender Titel, der schon eine gewisse Tragik erahnen lässt und in dessen Mittelteil sich abzeichnet, was wir von Stefanie erwarten können. Im folgenden 'Pride Of The North' geht es mit treibendem Drumming und harten Gitarrenriffs schon etwas härter zur Sache, zwischendurch erinnert mich Stefanies Stimme ganz stark an Alissa White Gluz, im nächsten Moment kommt wieder der "Engelsgesang" durch. 'From The Cradle To The Grave' lebt vom dynamischen Gesang, treibenden Riffs und ist zweifellos einer der Höhepunkte der Platte. Die vom Thema her traurige Ballade 'Carry Me' wird von Stefanie regelrecht zelebriert und bereitet schon ein wenig Gänsehaut. Ein knallhartes Drumming in 'Beneath Northern Skies' lässt die dramtischen Vorkommnisse weiter anwachsen, das Drama nähert sich seinem Höhepunkt, nimmt im schnellen 'Where No One Would Shed A Tear' weiter zu und lässt Verlauf und Schrecken einer Schlacht erahnen – dabei bohrt sich das Drumming wieder direkt in die Gehörgänge. Der Song ist ein echtes Brett! Die Verzweiflung steigert sich in 'Downfall', man meint beim Einsatz der Instrumente fast den Schneesturm zu fühlen, noch dazu, wenn Stefanie von "Angels on broken wings" singt. Es gibt keine Zukunft für die Männer, hier ist ihre Hölle auf Erden, hier wird ihr Friedhof sein, hier werden sie ihr Leben beenden. Ein emotionaler, aufwühlender Song. Aber es geht noch eine Spur heftiger, bei 'Now Barely Three' darf sich Tim "Ripper" Owens noch einmal die ganze Verzweiflung aus der Seele herausschreien, die die Soldaten wohl gefühlt haben werden. Beim Titeltrack spürt man, dass jetzt alles verloren ist, man kann sich vorstellen, wie sich die Männer Schritt für Schritt vorwärtsschleppen - noch ein Tag, noch eine Nacht - immer wieder einer liegenbleibt und sie doch die Hoffnung nicht aufgeben wollen. Mit dem siebenminütigen, orchestralen 'Erasing The Memories' klingt "Eternal White" aus und es werden musikalisch noch einmal alle Register gezogen. Ganz großes episches Kino, was Andreas Nergård hier abliefert.
Wer mag, kann die zugehörigen Lyrics auf der Nergard-Seite nachlesen. Die Texte sind schon bedrückend und traurig, auch wenn dieser Krieg jetzt über 300 Jahre her ist. Noch trauriger ist es allerdings, dass die Menschheit bis zum heutigen Tag weder aus diesem Krieg noch aus allen, weltweit nachfolgenden Kriegen etwas gelernt hat. Deshalb ist es gut, dass immer wieder - auch musikalisch - davon berichtet wird, damit nichts in Vergessenheit gerät …
- Note:
- 8.50
- Redakteur:
- Hannelore Hämmer