NERVOSA - Agony
Auch im Soundcheck: Soundcheck 06/2016
Mehr über Nervosa
- Genre:
- Thrash Metal
- ∅-Note:
- 7.00
- Label:
- Napalm Records
- Release:
- 03.06.2016
- Arrogance
- Theory Of Conspiracy
- Deception
- Intolerance Means War
- Guerra Santa
- Failed System
- Hostages
- Surrounded By Serpents
- CyberWar
- Hypocrisy
- Devastation
- Wayfarer
Mit mehr als einem Hauch von Chuck.
Persönlicher Prolog: Auf der letztjährigen Ausgabe des Summer Breeze stehe ich in der ersten Nacht mit einem meiner besten Freunde an einem Bierstand, wo wir uns in Ruhe über die wichtigen Dinge des Lebens unterhalten. In sicherer Entfernung rumpelt eine Kapelle vor sich hin, die mich immer mal wieder aufhorchen lässt. Sollten DEATH TO ALL nicht erst irgendwann in den nächsten Tagen spielen? Oder steht da gar Chuck Schuldiner persönlich auf der Bühne? Nichts da: NERVOSA begeistert eine nicht gerade kleine feierwütige Menge zu fortgeschrittener Stunde. Nicht schlecht, nicht schlecht. Wichtiger als die Unterhaltung war die Band dann aber weder meinem Kumpel noch mir.
Nun sitze ich gute zehn Monate später hier und darf tatsächlich die neue Platte "Agony" von eben jener Band besprechen, was mich unweigerlich immer wieder in das oben beschriebene Szenario zurückführt. Bei der Recherche fällt einem dann unweigerlich ins Auge, dass es sich hierbei um ein rein weibliches Trio aus Brasilien handelt. Wer um meine Liebe zu KRISIUN weiß, der wird erahnen können, dass dies freudige Erwartungen weckt.
Auf dem vorliegenden Zweitwerk kann man die diversen Einflüsse NERVOSAs leicht ausmachen: Stimmlich ist das nun einmal wahnsinnig nah an Chuck Schuldiner dran, darüber hinaus gibt es auch immer mal wieder ein paar DEATH-Versatzstücke und zudem eine Bandbreite an Death Metal-Sounds von beiden Seiten des Atlantiks. Dass sich die Band im Wesentlichen "Thrash" auf die grün/gelb/blaue Fahne geschrieben hat, würde ich zwar nicht einhundertprozentig unterschreiben, ist jedoch aufgrund der Gitarrenarbeit wohl doch nicht von der Hand zu weisen – frühe SODOM lassen ebenso wie manch modern riffende Band grüßen.
Der stilistische Mix, den sich NERVOSA hier auf "Agony" in die eiserne Form gegossen hat, mundet mir durchaus, doch leider kann das Songwriting zeitweise nicht ganz Schritt halten. Ein schönes Beispiel hierfür ist 'Hostages': Der Song bietet eine Menge von dem, wofür ich ordentlichen Rumpel-Death-Thrash so schätze, ist aber dann doch zu simpel gestrickt, vielleicht auch zu wenig "rund" komponiert, um nachhaltig mitzureißen. Geschosse, die diesbezüglich deutlich besser abschneiden, sind exemplarisch das eröffnende 'Arrogance' oder 'Hypocrisy'. Hier gibt es Atmosphäre, Geknüppel und Übergänge in einem stimmigen Paket – richtig stark! Bemerkenswert: Das beschließende 'Wayfarer' ist ein Track, der sich zur einen Hälfte aus dem typischen Sound der Platte und zur anderen aus Elementen des Classic/Occult-Rock, der im Moment hippper denn je ist, zusammensetzt. Dass das hier gut kommt (starke Vocals auch hier!), überrascht mich doch sehr.
Mag man seinen deathigen Thrash simpel, aber mit viel Herz, dann ist man bei "Agony" genau richtig. Obwohl durchaus mit neueren Elementen versehen, atmet NERVOSA ganz offensichtlich viel Luft der älteren Schulen, was dem Dreier sehr gut zu Gesicht steht. Findet beim nächsten Mal hier und da noch ein klein wenig mehr Finesse den Weg ins Songwriting, steht acht Zählern aufwärts wenig im Wege.
- Note:
- 7.00
- Redakteur:
- Oliver Paßgang