NEVERMORE - Dreaming Neon Black
Mehr über Nevermore
- Genre:
- Metal
- ∅-Note:
- 10.00
- Ophidian
- Beyond Within
- The Death Of Passion
- I Am The Dog
- Dreaming Neon Black
- Deconstruction
- The Fault Of The Flesh
- The Lotus Eaters
- Poison Godmachine
- All Play Dead
- Cenotaph
- No More Will
- Forever
Schmerz und Trauer werden Metal - und was für welcher!<strong><br /></strong>
Welcome to the fall ...
Eine Warnung vorweg: Menschen, die an Depressionen leiden, sich einsam fühlen oder suizidgefährdet sind, sollten sich vom vierten Album des legendären Seattle-Quartetts fernhalten, denn diese Symphonie dunkler Emotionen wirkt nach und schwebt immer wieder hoch, wenn man am wenigsten damit rechnet.
Kein Album, das man anhört und dann vergisst - dazu berührt es viel zu sehr. Auf kaum einem Silberling wurde der Schmerz über den Verlust einer geliebten Person so eindringlich in Musik umgewandelt - vielleicht, weil die tragische Konzeptstory von "Dreaming Neon Black" real aus dem Leben des Sängers und Songwriters Warrel Dane stammt.
Das Cover könnte das bevorstehende Hörerlebnis nicht besser beschreiben, denn das Album ist wie ein Tauchgang in einem dunklen Fluss. Instrumente und Gesang erschaffen gemeinsam eine unglaublich dichte Atmosphäre, der man nicht entfliehen kann.
Nach dem beunruhigenden Intro 'Ophidian' - ein kurzes Lüften des Vorhangs zur Kulisse des Wahns - spielt das gnadenlos thrashende 'Beyond Within' bereits die volle Bandbreite an Härte und Emotion aus. In 'Death Of Passion' klingen die Leidenschaften keineswegs tot - im Gegenteil, gerade die Vocals bauen hier eine solche emotionale Spannung auf, dass einem Angst und Bange wird. Eine Steigerung erscheint hier kaum möglich... doch sie folgt auf dem Fuß in 'I Am The Dog'. "Psychotisch" ist die Umschreibung, die einem sofort vorschwebt, wenn man die nervenzerfetzende Gitarrenarbeit und Danes verstörenden Gesang auf sich wirken lässt. Schön klingt seine Stimme nicht - aber können Schmerz und Wut überhaupt schön klingen, wenn man sie so authentisch singt?
Eine Verschnaufpause erhofft man sich in dem ruhigen, nahezu balladesken Titeltrack, doch auch dieses Stück ist nicht ohne. Düster und hypnotisch ohne Ende versetzt dieses dunkle Stück Schönheit den Hörer in einen tranceartigen Zustand und überrascht durch weibliche Gastvokals, die perfekt in die Atmosphäre passen.
Wer es aus irgendeinem Grund geschafft hat, seine ursprünglich heitere Laune durch die bisherigen Songs hinweg zu erhalten, den holt 'Deconstruction' auf den harten Boden der Tatsachen zurück. Das Stück beginnt so drückend, depressiv und hoffnungslos, dass man sich am liebsten ganz weit verstecken möchte - das irrwitzige Flamenco-artige Zwischenspiel danach verstärkt nur das Gefühl des Wahnsinns. Wenn das Gefühl der Ausweglosigkeit noch der Vertiefung bedarf, hilft 'All Play Dead' nach.
Wo 'Death Of Passion' aufhörte, macht 'Fault Of The Flesh' weiter und schraubt die Spannung noch höher. In die gleiche Kerbe schlägt auch 'Poison Godmachine' mit voller Wucht - doch auch wenn sich die Songs in punkto Härte und Aggressivität ebenbürtig sind, hat jeder von ihnen einen individuellen Klang. Mit 'The Lotus Eaters' und 'Cenotaph' finden sich zwei ruhigere, aber nicht minder fesselnde Songs, die sich wunderbar ergänzen. Sehnsüchtig, gefühlvoll gesungen, überzeugend komponiert... man möchte träumen, wäre der Traum nicht so düster. Die letzten beiden Tracks sind wie ein endgültiges Fallenlassen.
Auch nach häufigem Hören erhält dieses Meistewerk von NEVERMORE seine Faszination und Frische. Denn jeder einzige Song erzählt eine eigene musikalische Geschichte, jeder ist auf die anderen abgestimmt, jeder Riff und jede Songzeile sind notwendig. Ein Tipp: Seinen düsteren Zauber entfaltet ''Dreaming Neon Black'' am besten über Kopfhörer, so bekommen Highlights wie der geflüsterte Anfang von 'Cenotaph' oder der Schluss von 'Death Of Passion' noch eine besondere Intensität.
Anspieltipps: Gesamtkunstwerk, ohne Wenn und Aber.
- Note:
- 10.00
- Redakteur:
- Regina Löwenstein