NEW YEARS DAY - Half Black Heart
Mehr über New Years Day
- Genre:
- Modern Alternative Metal
- ∅-Note:
- 7.00
- Label:
- Century Media (Sony)
- Release:
- 01.03.2024
- Vampyre
- Half Black Heart
- Hurts Like Hell
- Secrets
- Fearless
- Bullet Proof
- Burn It Down
- Enemy
- I Believe
- Unbreak My Heart
- So Sick
- Creature Of Habit
Schmerzhaft typisches, aber durchaus gutes Genrealbum ohne Risiko und eigene Identität.
Wow, mit "Half Black Heart" legt uns die moderne Alternative-Metal-Band NEW YEARS DAY bereits ihr fünftes Album vor. Ich kann mich noch gut daran erinnern, wie ich vor zehn Jahren von einer ihrer EPs ("Epidemic") beeindruckt war, sie aber in den Folgejahren aus den Augen verloren habe. Liegt wahrscheinlich vor allem daran, dass sich die Kalifornier bisher eher auf den amerikanischen Markt konzentriert haben. War die Musik vor einem Jahrzehnt noch quasi taufrisch, kann sich der geneigte Fan heuer kaum noch vor Bands der Marke IN THIS MOMENT, HALESTORM oder STITCHED UP HEART retten. Da ist es sicherlich schwer, aus der Masse herauszustechen und nachhaltig auf sich aufmerksam zu machen.
Das scheint aber gar nicht das Ziel des Quintetts zu sein, denn die Musik ist zwar wirklich handwerklich ordentlich, aber leider auch komplett stereotyp. Ein Alleinstellungsmerkmal oder besonders markante Unterschiede zu Genrekollegen bestehen nicht. Sängerin Ash Costello gibt zwar optisch wie musikalisch alles, aber ihr Schreien, Hauchen und Singen ist trotz allem nicht magisch genug, um die Musik alleine tragen zu können. Und trotzdem holen sie mich mit ihrer extrem modernen, schmerzhaft am Limit produzierten Breitwandmusik ab. Es kracht an allen Ecken und Enden, die tiefen, schweren Klampfen drücken mächtig, die dicken Grooves und elektronischen Pop-Elemente zünden. Um sich dieser Band jedoch unfallfrei nähern zu können, sollte man definitiv für brachiale Soundwände und schablonenhaft durchkomponierte Songs affin sein. Die Songwritingformel ist nämlich klar definiert: Dicker Einstieg, reduzierte Strophen, poppig-harte Refrains, keine Soli, kein richtiger Mittelteil. Die gesamten 39 Minuten sind im getragen groovigen Bereich gehalten. Geradlinige, stampfende oder gar flotte Momente finden sich kaum. Trotz kurzer Songs schadet das der Aufmerksamkeitsspanne. In Verbindung mit der alles erdrückenden Produktion, die noch am nächsten Tag die Ohren klingeln lässt, stellen sich mit fortschreitender Spielzeit schnell leichte Ermüdungserscheinungen ein. Dies soll aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass Songs wie 'Fearless', das eröffnende 'Vampyre', das rockige 'I Believe', das mit einer kühlen Industrial-Atmosphäre versehene 'Enemy' oder selbst die Ballade 'Unbreak My Heart' durchaus funktionieren und die weltweiten Klubs in ein tanzendes, hüpfendes und mitsingendes Tollhaus verwandeln werden. Rein vom Gefühl her geht es NEW YEARS DAY mehr um den einzelnen Song als um ein Album als Gesamtkunstwerk. Nicht schlimm, ist das eben ein legitimer, moderner Ansatz, der den Traditionalisten unter uns aber schwer im Magen liegt.
Jetzt fühlt sich dieses Review doch tatsächlich wie ein kleiner Verriss an, was aber gar nicht meine Intention war und auch gar nicht meinem finalen Urteil entspricht. Ich finde nur, dass "Half Black Heart" klare Stärken hat, die mir wirklich ein Lächeln aufs Gesicht zaubern, aber gleichzeitig auch einige Chancen sträflich liegen lässt. Somit befindet sich NEW YEARS DAY bewusst exakt in der Mitte eines Genres mit all seinen selbst auferlegten Grenzen wieder. Ein bisschen mehr Risiko und eine eigene Duftnote hätten es letztendlich schon sein dürfen.
Anspieltipps: Fearless, Hurts Like Hell, Enemy
- Note:
- 7.00
- Redakteur:
- Chris Staubach