NEWTIERRA - Secrets Of Sanity
Mehr über Newtierra
- Genre:
- Alternative / Nu Metal
- ∅-Note:
- 6.50
- Label:
- Eigenproduktion
- Release:
- 24.05.2024
- Say My Name
- Still The Same
- Stay F(luck)ing Crazy
- Dance
- N.T.R.R.
- I Fall
- Hope You Die
- 4Me
- Hopeless
- Depression
- We Are
- Tick Tock
- Reload
Willkommen im russischen Nu-Alternative-Irrenhaus!
Was flattert mir denn da auf den Tisch? Eine russische Band namens NEWTIERRA, die ihr zweites Album "Secrets Of Sanity" vorlegt und eine verrückte Mischung aus Nu und Alternative Metal präsentiert. Hier treffen INFECTED RAIN auf KORN und SYSTEM OF A DOWN und machen gemeinsame Sache mit KITTIE und den BUTCHER BABIES. Eines vorweg: Das Quartett arbeitet mit Personas, die in einem Irrenhaus stecken. Somit gibt es auch keine Namen, sondern nur Nummern wie zu Beginn bei SLIPKNOT. Ist natürlich Geschmackssache, für mich passt das Image aber zur gewählten Optik und der freakigen Musik.
Die etwas mehr als fünfundvierzig Minuten stehen und fallen mit Sängerin F20.1 (Code für eine diagnostizierte Krankheit; in diesem Fall Schizophrenie), die extrem viele Facetten darbietet und somit für einen hohen Unterhaltungswert sorgt. Neben gekrächzten und geschrienen Momenten, flüstert, haucht, spricht und singt sie auch. Außerdem driftet sie häufig ins leicht kindliche ab, was in Verbindung mit Kindermelodien oder "lalala"-Passagen das kontroverse Reizthema darstellen dürfte. Mir persönlich gefällt diese Vielfalt und unkonventionelle Herangehensweise. Trotzdem gehört auch zur Wahrheit, dass nicht alle der dreizehn Songs mit einem großen Refrain ausgestattet sind und die männliche Hintermannschaft ruhig gesanglich auch mal ein bisschen unterstützen dürfte. Musikalisch groovt es mächtig ('Say My Name'), ist an der einen oder anderen Stelle auch schön tanzbar ('Dance') und mit elektronischen Loops versehen, darf aber in Zukunft auch gerne eigene Akzente setzen. Diese fehlen überwiegend, zumal NEWTIERRA fast komplett auf markante Riffs und Soloarbeit verzichtet. Selbst die Mittelteile, die bei modernen Bands gerne zum Austoben und für überraschende Wechsel genutzt werden, bleiben im vorliegenden Fall eher blass.
Trotzdem hat mir der Besuch in der Moskauer Psychiatrie sehr viel Spaß gemacht und gelegentlich sogar ein Lächeln auf mein übermüdetes Gesicht gezaubert. Natürlich ist das amtlich produzierte "Secrets Of Sanity" nur für wirklich aufgeschlossene Metaller geeignet. Inwieweit NEWTIERRA auch außerhalb Russlands für Furore sorgen können, bleibt abzuwarten und wird von mir stark bezweifelt, die Voraussetzungen und das Timing könnten jedoch nicht besser sein. Definitiv bekloppt, aber durchaus interessant.
Anspieltipps: Dance, Stay F(luck)ing Crazy, N.T.R.R.
- Note:
- 6.50
- Redakteur:
- Chris Staubach