NIGHTBEARER - Ghosts Of A Darkness To Come
Mehr über Nightbearer
- Genre:
- (Swedish) Death Metal
- ∅-Note:
- 8.50
- Label:
- Testimony Records
- Release:
- 29.07.2022
- Wolves By My Side
- The Dragon Reborn
- Forever In Darkness
- A Shadowspawn
- Blood And Bloody Ashes
- The Shadow's Waiting
- Where No Wind Ever Blows
- A Conquest In Blood
- Ghosts Of A Darkness To Come
- Doom, Death, Desolation (Bonustrack)
Erstklassiger Schwedentod aus deutschen Landen!
"Ja is denn heut scho Weihnachten?", um an dieser Stelle einmal einen alten Werbespot mit Franz Beckenbauer zu zitieren. Nun, das könnte man zumindest denken, wenn man auf schwedischen Death Metal mit sägenden Gitarren steht, denn heute steht nicht nur das neue ENTRAILS-Album in den Regalen, auch die Deutschen HM-2-Jünger NIGHTBEARER legen nach dem starken Debüt "Tales Of Sorcery And Death" mit dem Zweitling nach. Zugegeben, die Truppe aus Nordrhein-Westfalen hat international noch lange nicht den Status wie ihre schwedischen Kollegen, doch im deutschen Underground ist das Quintett schon jetzt eines der ganz heißen Eisen. Ein Eindruck, den "Ghosts Of A Darkness To Come" hoffentlich untermauern wird.
Was beim Blick auf die Trackliste auf jeden Fall direkt klar wird, ist die wohltuende Verweigerung des Fünfers, sich lyrisch mit den üblichen Themen des Death Metals auseinanderzusetzen. So wird auf dem Zweitling erneut die Story von Robert Jordans "Wheel Of Time" aufgegriffen, anstatt stumpf über die verschiedensten Varianten zu singen, wie der menschliche Körper gefoltert oder zerteilt werden kann. Ebenso ist NIGHTBEARER musikalisch deutlich wandelbarer unterwegs als etwa die eingangs erwähnten Kollegen von ENTRAILS und würzt das Fundament aus sägenden Gitarren mit einer gehörigen Portion Melodie, die mich innerhalb der Grenzen des klassischen Schwedentods noch am meisten an DISMEMBER erinnert, gleichzeitig aber recht offen auch mit Melodic-Death-Urvätern wie AT THE GATES flirtet. Bestes Beispiel ist hier etwa das eröffnende 'Wolves By My Side' oder das rasante 'The Dragon Reborn', das mit seiner Gitarrenarbeit sogar in Richtung skandinavischen Black Metals schielt. Ein ganz starker Einstand für das Zweitwerk, dessen Qualität vom folgenden und etwas stumpf aus den Boxen donnernden 'Forever In Darkness' nicht gehalten werden kann.
Der Song markiert gleichzeitig den Beginn einer dezenten Schwächephase in der Mitte der Scheibe, in der mich NIGHTBEARER irgendwie ein wenig verliert. Keine der Melodien und keines der Riffs in 'A Shadowspawn' und 'Blood And Bloody Ashes' wollen so recht bei mir hängen bleiben, auch wenn hier wie auf dem gesamten Rest der Platte das Todesstahl-Gewitter handwerklich und klanglich perfekt in Szene gesetzt wird. Glücklicherweise zeigt die Formkurve mit 'The Shadow's Waiting' im Anschluss sofort wieder nach oben, und für den Rest der Platte lässt man Hörer und Hörerinnen dann auch nicht mehr vom Haken. Die Melodien sind episch angehaucht und beißen sich ins Gedächtnis, die Riffs und das Drumming sind brutal und knüppeln allles nieder, und auch in Sachen Dynamik werden noch einmal alle Register gezogen. Ihren Höhepunkt erreicht die Platte dann auch passenderweise mit dem finalen Titeltrack, der eine siebenminütige musikalische Achterbahn vertont, mit wunderschönen Gitarren-Leads punktet und mich schlussendlich restlos glücklich und zufrieden zurücklässt.
So kann ich schlussendlich auch nur meinen imaginären Hut ziehen und mich vor der musikalischen Klasse verneigen, die NIGHTBEARER mit dem Zweitling "Ghosts Of A Darkness To Come" aufbietet. Ohne die etwas unerklärliche Schwächephase in der Mitte des Silberlings wäre ich sogar versucht gewesen, hier die Höchstpunktzahl zu zücken. So bleibt es bei extrem starken 8,5 Punkten mit starker Tendenz nach oben und der Erkenntnis, dass Freunde und Freundinnen des Schwedentods heute tief in die Tasche greifen müssen, denn mit ENTRAILS und NIGHTBEARER gehören heute gleich zwei neue Platten auf den Einkaufszettel.
- Note:
- 8.50
- Redakteur:
- Tobias Dahs