NIGHTBRINGER - Terra Damnata
Auch im Soundcheck: Soundcheck 04/2017
Mehr über Nightbringer
- Genre:
- Black Metal
- ∅-Note:
- 7.50
- Label:
- Season of Mist Underground Activists
- Release:
- 14.04.2017
- As Wolves Amongst Ruins
- Misrule
- Midnight's Crown
- Of The Key And Crossed Bones
- Let Silence Be His Sacred Name
- Inheritor Of A Dying World
- The Lamp of Inverse Light
- Serpent Sun
Endlich mal unhipper, körnerfreier USBM.
Im Gegensatz zu vielen ihrer schwarzmetallisch orientierten Landsleute verschonen uns die immerhin auch schon seit 18 Jahren aktiven und aus Colorado stammenden Jungs von NIGHTBRINGER mit ökologisch motivierter Misanthropie, Post-Rock-Einflüssen und allerlei ähnlichem Unfug, der seit geraumer Zeit den US-Black-Metal verpestet. Was die Band uns mit ihrem fünften regulären Studioalbum auftischt, das ist weitgehend infernalisch rasender, aber dennoch hochmelodischer Black Metal mit allerlei symphonischen Arrangements. Man könnte das allgemeine Klangbild des neuen Albums "Terra Damnata" in die Nähe der klassischen schwedischen Schule um Bands wie DARK FUNERAL rücken, wozu eben die flirrenden melodischen Gitarren ebenso passen wie der keifende und geifernde Gesang des Frontmanns As ar-Ra'd al-Iblis, der - Überraschung - sogar aus Schweden kommt, und des ebenfalls am Mikro befassten Gitarristen und Gründungsmitglieds Ophis.
Neben dem Frühwerk der finsteren Herren um Lord Ahriman dürfte ein weiteres sehr prominentes Nordlandgespann die Blaupause zum Masterplan NIGHTBRINGERs geliefert haben, und zwar niemand Geringeres als EMPEROR mit den ersten beiden Scheiben. Sowohl die gewitterartig über einander hereinbrechenden Gitarrenriffs als auch die Breaks in schleppendere Tempi mit majestätischem Bombast und ätherischen, dabei aber doch irgendwie dezenten Synth-Einsätzen, verströmen eine durch und durch kaiserliche Aura, so wie wir sie eben auf "Anthems To The Welkin At Dusk" und "In The Nightside Eclipse" bewundern durften. Bereits der Opener 'As Wolves Among Ruins' ist hierfür ein Paradebeispiel, während es im weiteren auch mal etwas sperriger zu Werke geht und ein Stück wie 'Misrule' in seinen disharmonischen, marternden Momenten sich auch mal an die französische Schule von DEATHSPELL OMEGA anlehnt, oder gar den alten Litauern von NAHASH nahe steht.
So pendelt das Quintett aus Green Mountain Falls zwischen schwedischer Schule, EMPEROR und weiteren Einflüssen hin und her, schafft es dabei jedoch eine stets schlüssige Mélange aus rasendem Tremolo-Riffing, erhabenem Bombast und wahnwitzigen Gitarrengewittern zu erschaffen, die durch die immer wieder eingesetzten Tempobremsen und atmosphärischen Synth-Einsätze eine dunkel-okkulte Atmosphäre erzeugt. Damit gehört NIGHTBRINGER für mich zweifelsfrei zu den besseren aktuellen Black-Metal-Bands aus den Vereinigten Staaten, denn im Gegensatz zu den meisten angesagten mutmaßlichen Genrevertretern des USBM versuchen sich Naas Alcameth, Ophis & Co. eben nicht auf Teufel geh fort von den Traditionen und stilistischen Klischees des Black Metals abzugrenzen, sondern im Gegenteil: Sie suhlen sich drin, sind garantiert unhipp und körnerfrei, und sie starren nicht auf die eigenen Schuhe! Und genau so muss das sein. Dass es trotzdem nicht für eine überragende Punktzahl reicht, liegt für mich daran, dass in Sachen prägnantes Songwriting noch ein bisschen Luft nach oben ist, und dass eine etwas markantere eigenständigere Duftmarke gerade beim Gesang dann doch noch wünschenswert wäre. Dennoch ein sehr feines Album, und die Wertung hat eine deutliche Tendenz zur Acht.
- Note:
- 7.50
- Redakteur:
- Rüdiger Stehle