NIGHTFELL - Darkness Evermore
Mehr über Nightfell
- Genre:
- Death Metal / Black Metal / Progressive
- ∅-Note:
- 6.50
- Label:
- 20 Buck Spin
- Release:
- 11.09.2015
- At Last
- Ritual
- Cleansing
- Rebirth
- Eulogy
- Collapse
Nacht ohne Morgen.
Selten war ein Albumtitel treffender als dieser hier. "Darkness Evermore". Genau danach klingt das zweite Album von Todd Burdette und Tim Call, besser bekannt unter ihrem Bandnamen NIGHTFELL. Einmal in die tiefschwarze Albtraumwelt der beiden Amis eingetaucht, sind Licht, Wärme, Hoffnung nur mehr vage Erinnerungen an eine bessere Zeit. Das Duo arbeitet sich an einer finsteren, progressiven Death-Metal-Variante ab, die auf klare Strukturierung verzichtet, sich vor zehnminütigen Longtracks nicht scheut und ausgedehnte Streifzüge im benachbarten Black-Metal-Vorgarten unternimmt.
Spaß ist entsprechend nicht programmiert, wenn die zwei Amerikaner einen Abstecher in die Polarnacht Norwegens starten und ihre Erfahrungen in einem schwedischen Old-School-Death-Gewand zum Besten geben. Der Sound auf "Darkness Evermore" ist dumpf, die Rhythmusfraktion rumpelig, der grunzige Gesang eher Teil der Lärmwand denn vordergründiger Gestalter. Man zählt vier Songs von acht bis zehn Minuten Länge sowie zwei kurze, düstere Interludes, wobei sich das Album eher als Einheit, als durchgängiger Ausflug in die Unterwelt verstehen lässt. Und wen allein die pechschwarze Atmosphäre soweit zu fesseln vermag, dass es keinerlei weitere Orientierungshilfe in Form klar abgegrenzter Songs benötigt, der wird von "Darkness Evermore" wahrscheinlich begeistert sein. Schon die schleppenden ersten Minuten des Albumauftakts 'At Last' sind Horror pur; schwere Celloklänge unterlegt mit rohen Gitarrenriffs lassen Hörer und Hörerin vom ersten Augenblick an die Nackenhaare zu Berge stehen. Trotz dezenter Tempovariationen im weiteren Verlauf ist auf "Darkness Evermore" von Dynamik allerdings nicht viel zu spüren. Die Lärmbrühe die hier fabriziert wird, dient einzig und allein dem Zweck, die schauerliche Atmosphäre dieses Gruseltrips aufrecht zu halten. Das gelingt auch uneingeschränkt – wer jedoch Songs mit klar erkennbarem Aufbau und entsprechendem Spannungsverlauf sucht, wird bei NIGHTFELL nicht fündig werden.
Mir selbst fehlt es diesem finsteren, zumeist in bleischwerem Doom-Tempo gehaltenen Todesstahl an packenden, mitreißenden Momenten. Während ich durchaus ein Faible für ausgedehnte Post-Metal-Kompositionen habe, kann selbst das atmosphärischste Album in meinen Ohren nicht vollständig funktionieren, wenn nicht ein Grundmaß an Spannung geliefert wird. Auch der rödelige Sound dieser Platte und der röchelnde "Gesang" wollen mir nicht so recht zusagen. Immerhin werde ich beim Albumausklang 'Collapse' wieder etwas versöhnlicher gestimmt; gemeinsam mit der hinführenden, phänomenal unheimlichen 'Eulogy' haben wir es hier mit einem in Teilen etwas rockigeren Stück zu tun, das mehr Abwechslung bietet als alle vorangegangenen Kompositionen zusammen.
Freunde des atmosphärischen Black und Death Metals sollten hier jedenfalls ein Ohr riskieren. Wer auf diese Art von Sound steht, wer kein Verlangen hat nach klar strukturierter Musik, oder wer einfach einen Soundtrack für die kalte, dunkle Jahreszeit braucht, könnte mit "Darkness Evermore" durchaus glücklich, respektive depressiv werden.
Anspieltipps: Eulogy & Collapse
- Note:
- 6.50
- Redakteur:
- Timon Krause