NIGHTMARE (FRA) - Aeternam
Auch im Soundcheck: Soundcheck 09/2020
Mehr über Nightmare (Fra)
- Genre:
- Power Metal
- ∅-Note:
- 7.00
- Label:
- AFM Records
- Release:
- 02.10.2020
- Temple Of Acheron
- Divine Nemesis
- The Passenger
- Downfall Of A Tyrant
- Crystal Lake
- Lights On
- Aeternam
- Under The Ice
- Black September
- Anneliese
Moderner, stark gesungener Power Metal auf der Grenze zum Post Thrash und Melodic Death.
Dass NIGHTMARE bereits im Jahre 1979 gegründet wurde und damit zu den dienstältesten französischen Metalbands gehört, haben viele Leute nicht so recht auf dem Schirm, und um ehrlich zu sein, man hört es dem aktuellen Schaffen der Band auch nimmer unbedingt an, den personell wie stilistisch und produktionstechnisch hat die Band eine weite Reise hinter sich gebracht. War die Frühphase in den Achtzigern noch stark von britischen Einflüssen seitens JUDAS PRIEST und der NWoBHM geprägt, so hat die 2000er-Inkarnation mit den Gebrüdern Amore an Schlagzeug und Mikro einen ordentlichen Schwenk gen Teutonenstahl unternommen und damit einige Fans von GRAVE DIGGER und RUNNING WILD erfreut.
Doch auch mit diesem Stilwechsel ward Bandgründer Yves Campion, das einzig verbliebene Originalmitglied der Truppe aus den französischen Alpen, augenscheinlich nicht abschließend glücklich, so dass es nach dem 2014er-Album "Aftermath" zum Split mit den Amore-Brüdern kam und Yves seine Band komplett neu ausrichtete. Traditionell Stählernes geriet in den Hintergrund, die Produktionen wurden steriler und opulenter, schon das Vorgängeralbum "Dead Sun" entfernte sich stark von den Wurzeln und auch vom Stamm, balancierte sich das Oeuvre doch zwischen modernem Power Metal, klinischem Post Thrash und einem Hauch Melodic Death ein, wobei die niederländische Sängerin Magali Luyten sich mit deutlich klarerem Gesang präsentierte.
Seither sind wieder sechs Jahre vergangen, und das Besetzungskarussell hat sich neuerlich gedreht. Das Mikro hat nun die Französin Marianne "Madie" Dien übernommen, und die Drumsticks Niels Quiais, was der Band nicht zum Nachteil gereicht. Die Frontfrau hat eine kraftvolle, klare, aber auch durchaus bissige Stimme, die sich hinter der Vorgängerin keineswegs verstecken muss, und musikalisch wird der mit dem Vorgängerwerk eingeschlagene Weg recht konsequent weiter geführt. Die Gitarren klingen tief und voluminös, können einen gewissen Loomis-Touch nicht verhehlen, wozu auch das klare, laute und kalte Schlagzeug ganz gut passt. Man mag sich hier und da an modernen schwedischen Power Metal erinnert fühlen, allerdings an jene Art mit nicht allzu viel Zuckerguss, wie eben beispielsweise EVERGREY oder TAD MOROSE, und auch die klangliche Assoziation zu NEVERMORE ist nicht gänzlich von der Hand zu weisen, wobei das Quintett aus Grenoble sich am Ende doch deutlich weniger düster und vertrackt präsentiert als die Kollegen aus Seattle.
Mit "Aeternam" ist NIGHTMARE also durchaus ein Album mit beträchtlichen Stärken gelungen, allen voran dem tollen Gesang Madies, der besonders beim getragenen 'Crystal Lake' zu überzeugen weiß, das auf diese Weise irgendwo zwischen EVANESCENCE, den Italienern von CHAOSWAVE und späten ANGEL DUST-Werken einzuordnen ist. Das liest sich als Mix in der Beschreibung weit kruder als es ist, denn so weit sind die Genres an der Stelle nimmer auseinander. Ähnliches lässt sich auch bei einem deutlich flotteren Stück wie 'Lights Out' beobachten, dessen Gesangshooks durchaus den Einfluss von Ronnie James Dio oder Leather Leone vermuten lassen, dessen allgemeines Klangbild jedoch viel moderner und überfrachteter ist.
Am Ende bleibt ein handwerklich stark umgesetztes, opulent arrangiertes bis knapp überproduziertes Werk modernen Power Metals, das ganz gelegentlich - wie etwa in den härteren, riffenden Parts des sehr starken Titelstücks, an der Grenze zum Post Thrash und selten zum Melodic Death ('Under The Ice') entlang schrammt und dabei auch etliche eingängige Hooks parat hält. Was der Einordnung als echter Treffer im Wege steht, das ist letztlich, dass die neue NIGHTMARE-Inkarnation mit der eigenen Historie fast nichts mehr gemein hat, und dass sich kaum markante, individuelle Trademarks finden, welche der Band in dieser Konstellation echte Alleinstellungsmerkmale verleihen würden. Wen das nicht stört, der kann an "Aeternam" durchaus seine Freude haben.
- Note:
- 7.00
- Redakteur:
- Rüdiger Stehle