NIGHTWISH - Once
Mehr über Nightwish
- Genre:
- Symphonic Metal
- Label:
- Nuclear Blast
- Release:
- 07.06.2004
- Dark Chest Of Wonders
- I Wish I Had An Angel
- Nemo
- Planet Hell
- Creek Mary`s Blood
- Siren
- Dead Gardens
- Romanticide
- Ghost Love Score
- Kuolema Tekee Taiteilijan
- Higher Than Hope
Schluss mit allen Spekulationen, NIGHTWISH haben sich nicht aufgelöst, Frontdame Tarja Turunen ist weiterhin Teil der Band und die Finnen haben trotz einer leichten Krise im letzten Jahr rein musikalisch keinesfalls nachgelassen. Ganz im Gegenteil, mit "Once" haben die finnischen Bombast-Metaller ihr vorläufiges Meisterstück abgeliefert, welches den Status dieser Gruppe als eine der innovativsten und wichtigsten Bands der letzten zehn Jahre nicht nur festigen, sondern den Abstand zur Konkurrenz noch weiter ausbauen sollte.
Dabei muss ich schon eingestehen, dass es ein komisches Gefühl war, als ich "Once" zum ersten Mal in meinen CD-Schacht einführte, da ich trotz diverser Ankündigungen keinen blassen Schimmer hatte, was mich nun erwarten sollte, war aber dann umso euphorischer, als die ersten Klänge von `Dark Chest Of Wonders´ bestätigten, dass die Band ihrem Sound treu geblieben ist, ihn aber auf die nächste Stufe gebracht hat. Wurden die bombastischen Elemente auf den letzten Alben ausschließlich von Keyboarder Tuomas Holopainen beigesteuert, holten sich die Finnen für das neue Album ein komplettes Orchester ins Studio. Und dabei fiel die Wahl nicht auf irgendein Ensemble, sondern auf das London Session Orchestra, welches unter anderem den Soundtrack zum letzten Teil der "Herr der Rings"-Trilogie darbot.
Ganz klar, hier wird geklotzt und zu keiner Sekunde gekleckert, doch wer jetzt befürchtet, dass NIGHTWISH rein härtetechnisch im Vergleich zum heftigen Vorgänger "Century Child" abgebaut haben, wird schnell eines Besseren belehrt. Die Riffs sind noch heavier, die Shouts von Bassist Marco Hietala klingen noch druckvoller und selbst das Orchester trägt seinen Teil zum Härtegrad dieser Platte bei.
Aber gut, jetzt genug der Rahmenbedingungen, kommen wir auf den Inhalt von "Once" zu sprechen und der klingt beim ersten Mal noch gar nicht so leicht verdaulich wie der verhältnismäßig eingängige Vorgänger. Zwar zeigt das Quintett anfangs mit dem bandtypischen und schon direkt auffallend bombastischen `Dark Chest Of Wonders´ sowie dem Midtempo-Stampfer `I Wish I Had An Angel´, der vom Wechselgesang zwischen Tarja und Marco dominiert wird, noch gewohnte Ohrwurm-Qualitäten und führt diesen Weg mit der ersten Single `Nemo´ auch sehr überzeugend fort, jedoch braucht das folgende, recht theatralische `Planet Hell´ schon etwas länger, bis es so richtig zündet. Gleiches gilt für das ungewöhnliche `Creek Mary`s Blood´, welches durch einige Naturgeräusche eingeleitet wird und insgesamt sehr düster ausgefallen ist, sich nach einiger Zeit aber als eines der vielen Highlights herausstellt.
Was bis dorthin schon gravierend deutlich wird ist die Tatsache, dass Tarja ihre Opernstimme nicht mehr so flächendeckend einsetzt und sich stattdessen vermehrt auf den normalen klaren Gesang konzentriert, was bei Fans der ersten Stunde sicherlich für Skepsis sorgen wird, alles in allem aber nicht weniger stark klingt als die klassische Stimme von Frau Turunen. Ab und an, wenn eine Komposition dies auch erfordert, greift Tarja dann aber doch auf ihre `alte´ Stimme zurück und zeigt, dass diese nichts von ihrer Magie verloren hat. Bestes Beispiel ist der wohl opulenteste Song der gesamten Bandgeschichte, nämlich das überlange `Ghost Love Score´, welches aufgrund seines monumentalen, epischen Aufbaus schon fast einem Soundtrack gleicht und den sonst vordergründig erscheinenden Gesang mal etwas zurückstellt. Spätestens hier wird der weitere Reifeprozess der finnischen Megastars offensichtlich, denn ein derart `erwachsenes´ (oh, wie ich dieses Wort hasse) Stück ist der Feder von Tuomas Holopainen bisher nicht entsprungen.
Bis man aber mal bei diesem Track angelangt ist, muss man noch bei den eher rifflastigen Stücken vorbei, wobei speziell das Doppelpack `Dead Gardens´ und `Romanticide´ genannt werden sollte, bei denen Marco Hietala des Öfteren die Initiative am Mikro übernimmt. Eingeleitet werden diese beiden härteren Stücke vom mystischen `Siren´, welches meiner Meinung nach der einzige Song ist, der das ansonsten überdurchschnittlich hohe Gesamtniveau nicht halten kann.
`Higher Than Hope´, die letzte Nummer von "Once", ist schließlich die einzige Ballade auf diesem Album und reiht sich prima in die Tradition von `Sleeping Sun´ und `Walking In The Air´ ein.
Ich glaube, dass ich diese Platte in den letzten Wochen jetzt schon mindestens zwanzig Mal angehört habe und jedes Mal wieder vom starken Songwriting und den tollen Orchester-Arrangements begeistert war. NIGHTWISH haben genau das Album eingespielt, welches den Kritikern und Gerüchteverteilern endgültig das Maul stopfen sollte und den ausgezeichneten Ruf dieser Gruppe weiterhin ausbauen müsste. Noch mehr Bombast, noch mehr Heaviness, noch mehr Abwechslung, da frage ich mich: Fans, was wollt ihr mehr?
Meiner Meinung nach ist "Once" das bisher vielschichtigste und letztendlich auch klar beste Album der nun schon fast zehnjährigen Karriere der Finnen geworden und bereits jetzt freue mich auf die livehaftige Umsetzung des neuen Materials, die für Oktober angekündigt ist. Bis dahin wird diese Scheibe sicher noch verdammt oft in meinem CD-Player rotieren und mich in der Meinung bestärken, das bisherige Album des Jahres (zusammen mit der aktuellen ICED EARTH) gehört zu haben. Fassen wir es also am Ende kurz: Kaufen oder dumm sterben!
Anspieltipps: Dark Chest Of Wonders, I Wish I Had An Angel, Creek Mary`s Blood, Ghost Love Score
- Redakteur:
- Björn Backes