NIHILI LOCUS - Semper
Mehr über Nihili Locus
- Genre:
- Black Metal / Doom
- ∅-Note:
- 8.50
- Label:
- My Kingdom Music
- Release:
- 26.09.2025
- Lugubri Lai
- Polvericellule
- Pensieri Nebulosi
- (Grida) La Notte Eterna
- Incolore Aberrazione
- Il Tuo Sangue Per I Miei Maiali
Ein unerwartet furioses Comeback.
Man kann sich aktuell gar nicht sicher sein, ob die groß angelegte Kampagne rund um den neuen NIHILI LOCUS-Release tatsächlich initiiert wurde, um die Veröffentlichungt von "Semper" weiter voranzuschieben. Eine umfassende Compilation-Kollektion, "Nihil Morte Certium", die parallel herausgegeben wird, könnte das aktuelle Album der italienischen Black/Death-Combo locker in den Schatten stellen, und auch die Wiederveröffentlichung des ersten OMICIDO-Demos, mit dem damals alles begann, hat durchaus das Zeug dazu, die Momentaugfnahme in den Schatten zu stellen und den Kult lebenzu lassen.
Dieser Meinung durfte man jedenfalls sein, bevor man die ersten Noten des sechsteiligen neuen Epos wahrgenommen hat. Sobald "Semper" dann jedoch mit all seiner Boshaftigkeit die bandinterne Zeitenwende einläutet - immerhin hat NIHILI LOCUS letztmalig 2010 neues Masterial veröffentlicht - kann man sicher sein, dass die Vielzahl der Re-Releases lediglich schmückendes, aber durchaus lohnendes Beiwerk sind. Im Jahr 2025 steht die Band nämlich für weitaus finstere Sounds als in der Vergangenheit und hat sich nahezu vollständig dem melodischen Black Metal gewidmet. Auch wenn die inhaltliche Kehrtwende sich in der Vergangenheit bereits mehrfach angedeutet hatte, hätte man nicht vermuten können, dass sie nach einer solch langen Pause mit so viel Überzeugungskraft umgesetzt wird.
Wie auch schon in ihrer Todesblei-Phase generieren die Italiener auf dem neuen Machwerk eine ziemlich eigenwillige Interpretation extremer und zugleich düsterer Sounds. Zwar sind die sphärischen Fragmente sicherlich dem skandinavischen Pendant würdig, auch was den meist melodischen Unterbau der neuen Stücke anbelangt, kann man hier durchaus Parallelen ziehen. Allerdings sind die kurzen klassischen Einschübe, der eigensinnige Einsatz von Pianos und Keyboards und nicht zuletzt die teils verspielten Arrangements alles andere als handelsüblich, letztlich aber voll und ganz charakterstiftend.
Puristisch, gemein und ziemlich frostig klingen die neuen Songs, gleichermaßen aber auch einprägsam, dezent experimentell und immerzu den Wurzeln verhaftet. Denn dass NIHILI LOCUS einst im Death Metal beheimatet war, kann die Band auch 30 Jahre später nicht verleugnen, obschon der Übergang zum Black Metal meisterlich bewältigt wurde. Dennoch ist "Semper" eine Mixtur aus den unterschiedlichen extremen Stilen, erhaben und majestätisch auf der einen, grimmig und niederträchtig auf der anderen Seite, insgesamt aber vor allem auf einem unverhofft hohen Niveau kombiniert, so dass der gute Ruf auch unter neuen Voraussetzungen nie gefährdet ist.
Im Gegenteil: Mit diesem Comeback zeigt sich NIHILI LOCUS stärker als je zuvor und verdient nebst lautstarkem Applaus auch Anerkennung für die Risikobereitschaft, sich stetig und mutig weiterzuentwickeln. "Semper" ist in Sachen italienischer Black Metal jedenfalls schon jetzt eine der besten Adressen im laufenden Jahrzehnt.
- Note:
- 8.50
- Redakteur:
- Björn Backes