NOVEMBERS DOOM - The Pale Haunt Departure
Mehr über Novembers Doom
- Genre:
- Doom / Death Metal
- Label:
- Candlelight / Plastic Head
- Release:
- 04.07.2005
- The Pale Haunt Departure
- Swallowed By The Moon
- Autumn Reflection
- Dark World Burden
- In The Absence Of Grace
- The Dead Leaf Echo
- Through A Child's Eyes
- Collapse Of The Falling Throe
Der Name der Band lässt es ja deutlich erahnen: Wir haben es mit einer Doomband zu tun. Na ja, eigentlich eher mit einer eigenständigen Band, die dominante Elemente des getragenen, aber nicht übermäßig zähen Death Metals mit Anklängen an den Funeral Doom verbindet. Eigentlich schade, dass man dies noch extra erwähnen muss, aber mir scheint, als seien die vielleicht besten amerikanischen Vertreter dieses Genres außerhalb des engeren Kreises der Doomgemeinde nur wenig bekannt, und das, obwohl sie schon seit sechzehn Jahren aktiv sind und es in dieser Zeit auf vier vollständige Alben und diverse EPs gebracht haben. "The Pale Haunt Departure" ist nun die fünfte komplette Langrille, und die hat es wahrhaft in sich.
NOVEMBERS DOOM schaffen es wie kaum eine zweite Band der Szene, Epik, Melancholie, Schwere und Härte zu einer anmutigen Einheit zu verschmelzen, die bei intensivem Hören und Mitlesen der anspruchsvollen Texte eine Gänsehaut nach der anderen verursachen kann. Was die Amerikaner gegenüber vielen anderen Genrevertretern auszeichnet, ist ihr unglaubliches Talent, ihre Stücke vielseitig zu arrangieren und so gekonnt die Klippen der gepflegten Langeweile und der uninspirierten Perseveration zu umschiffen, welche in diesem Metier durchaus drohen und bei vielen anderen Bands eine breitere Akzeptanz verhindern. Die vielleicht größte Stärke der Band ist hierbei Sänger Paul Kuhr, der sowohl bei den ganz tiefen Growls als auch bei den gesprochenen Passagen Kontur und Wiedererkennungswert in der Stimme hat. Sein überzeugendster Trumpf ist jedoch der klare Gesang, welcher derart eindringlich und frei von Klischees aus den Boxen klingt, dass es eine wahre Freude ist. Obwohl stets melancholisch und düster, singt Paul kraftvoll und verirrt sich weder in das übliche Trauerkloß-Gewimmer noch in schwülstige Pseudo-Romantik. Wenn überhaupt, dann möge Johan Edlund als Vergleich herhalten.
Was "The Pale Haunt Departure" darüber hinaus so wertvoll macht, ist der grandiose Fluss der Melodien, welcher die Übergänge zwischen beinharten Gitarrenriffs und verspielten akustischen Passagen sehr natürlich erscheinen lässt. Eigentlich ist es egal, welchen Song wir anspielen. Jeder fesselt sofort und lässt uns auch nicht so schnell wieder los, da das feine Gespür der Herrschaften für Dramatik Spannungsbögen erzeugt, die es einfach in sich haben. Schon der sakrale Introchor des eröffnenden Titelstücks, der von dynamischen Drums und schneidenden Riffs unterbrochen wird, weiß zu überzeugen. Im Übrigen gibt sich das Lied wenig doomig, sondern eher als melancholisches Glanzstück getragenen aber nicht wirklich zähen oder gar langsamen Death Metals. Die Einleitung des folgenden 'Swallowed By The Moon' wechselt schön zwischen cleanen und verzerrten Gitarren, wie auch der Gesang erstmals cleane, mehr gesprochene als gesungene Facetten aufweist. Eine schöne Überleitung mit einem sphärischen Riff und passender Synthunterstützung führt uns in eine wunderbar tief und klar gesungene Bridge der Extraklasse. Bemerkenswert ist auch das akustische Interludium im Mittelteil. 'Autumn Reflection' ist dann melodischer dominiert und erinnert über weite Strecken an die mittleren PARADISE LOST, an MY DYING BRIDE oder an die "Wildhoney"-Phase von TIAMAT. Allerdings geben sich NOVEMBERS DOOM verspielter und vielseitiger als die herangezogenen Vergleichstruppen. Ein weiteres Highlight folgt mit dem recht flotten Stampfer 'Dark World Burden', dessen Death-Metal-lastige Verse auch Fans von AMON AMARTH glücklich machen dürften, während der erneut clean gesungene Refrain diese Dynamik perfekt aufgreift und in ein anderes Licht rückt. Das sehr schöne Gitarrensolo in der Coda stammt übrigens von keinem Geringeren als Dan Swanö, der dem Album zusammen mit James Murphy zudem einen grandiosen Sound verpasst hat, der nicht unwesentlich zum durchweg überzeugenden Gesamtbild beiträgt. 'In The Absence Of Grace' enthält schöne Wechsel zwischen Growls und gesprochenem Gesang sowie einige spannende Breaks und überzeugt auch durch die bereits erwähnten mehrfachen akustischen Einschübe mit sehr doomigen Folgepassagen. Auch die spätere Steigerung des sanft eingeleiteten 'The Dead Leaf Echo' ist geradezu atemberaubend. 'Through A Child's Eyes' ist eines der anrührendsten Lieder des Albums, dessen balladeske, bardenartige Gesangsdarbietung samt der weitgehend akustischen Instrumentierung zum Emotionalsten gehört, was mir seit Langem untergekommen ist. Das abschließende 'Collapse Of The Falling Throe' ist dann die einzige durchgängig getragene Doomwalze, und als solche auch ein Höhepunkt des Albums, zu dem man seine Gedanken wunderbar driften und sein Haupt im zähen Rhythmus kreisen lassen kann.
Ich neige zwar selten dazu, aber in diesem Fall kann ich kaum umhin, das vorliegende Album voller Hymnen von enormem Tiefgang als essenziellen Pflichtkauf für die Anhänger des Doom/Death-Genres zu bezeichnen und Fans der hier als Vergleich genannten Bands dringend zu empfehlen, sich mal auf der Bandhomepage mit Hörproben zu versorgen. Der Silberling ist viel zu gut, um erneut übersehen zu werden und ich würde es der Band, die ihn geschaffen hat, wünschen, dass sie nun endlich ein größeres Publikum erreicht.
Anspieltipps: Exemplarisch seien 'Dark World Burden', 'In The Absence Of Grace' und 'The Dead Leaf Echo' genannt, wobei ich aber darauf hinweisen möchte, dass das ganze Album dieses Niveau hält.
- Redakteur:
- Rüdiger Stehle