NUCLEAR ASSAULT - Third World Genocide
Mehr über Nuclear Assault
- Genre:
- Thrash Metal
- Label:
- SPV/Steamhammer
- Release:
- 29.08.2005
- Third World Genocide
- Price Of Freedom
- Human Wreckage
- Living Hell
- Whine And Cheese
- Defiled Innocence
- Exoskeletal
- Discharged Reason
- Fractured Minds
- The Hockey Song
- Eroded Liberty
- Long Haired Asshole
- Glenn's Song
NUCLEAR ASSAULT zählten von Beginn an zu den sozialkritischsten Thrash-Metal-Bands der Szene, die ihren harten Speed-Metal-Riffs immer wieder ernsthafte Texte untermischten. Zudem standen sie der Welt des Hardcores deutlich näher als die meisten Formationen ihres Umfelds.
Ende der Achtziger Jahre veröffentlichte die Truppe einige der kompromisslosesten Thrash-Metal-Scheiben der damaligen Zeit. Ihr erstes Album "Game Over" besitzt beispielsweise den Ruf, Dank seiner kraftvollen Speed-Metal-Gangart und den Hardcore-Obertönen frischen Wind in die Szene gebracht zu haben. Fans und Kritiker akzeptierten die Band vom ersten Augenblick an und beschleunigten damit die Geschwindigkeit ihrer Entwicklung.
Im Frühjahr 2002 wurde die Band von einem Freund gebeten, sich für einige Konzerte zu reformieren. Dabei stellten die Beteiligten fest, dass es einen riesigen Wunsch gibt, die Bandgeschäfte fortzusetzen. NUCLEAR ASSAULT spielten unter anderem im legendären New Yorker Club CBGB und nahmen später in Massachusetts das Live-Album "Alive Again" auf, das im Frühjahr 2003 über SPV veröffentlicht wurde.
NUCLEAR ASSAULT bestritten im letzten Jahr eine recht erfolgreiche Südamerika-Tour mit SODOM und anschließend eine Europa-Tour mit HEATHEN, bei der sie bereits ihr erstes Studio-Album seit zehn Jahren, ein Werk namens "Third World Genocide", vorstellten. Dieses Album, das schließlich im August 2005 veröffentlicht wurde, wurde im übrigen von den Gründungsmitgliedern John Conelly (Gitarre, Gesang), Danny Lilker (Bass, Gesang) und Glenn Evans (Schlagzeug) sowie Eric Burke (Gitarre) eingespielt.
Am Anfang von "Third World Genocide" steht der gleichnamige Titelsong, der zwar in typischer NUCLEAR ASSAULT-Manier daherkommt, aber dennoch etwas die Durchschlagskraft vermissen lässt. Irgendwie wartet man gespannt auf den Moment, wenn die Handbremse gelöst und das Tempo endlich angezogen wird. Kein wirklich schlechter Einstieg, aber es bleibt durchaus genügend Raum für Steigerungen. Gesagt, getan, denn 'Price Of Freedom' gefällt mir schon deutlich besser. Danny Lilker & Co. gehen hier zwar auch nur phasenweise etwas flotter zu Werke - insbesondere die Instrumentalpassagen bewegen sich wieder nur im Midtempo-Bereich, aber gerade der Groove-Faktor ist hier nicht zu unterschätzen, und auch im Ohr bleibt der Song durchaus hängen.
'Human Wreckage' ist anschließend eine recht kurze und ziemlich geradlinige Nummer, bei der NUCLEAR ASSAULT das Tempo etwas anziehen und somit den Fans aus alten Tagen zumindest eine kleine Freude machen dürften. Etwas größer könnte die Freude danach sogar noch bei 'Living Hell' sein, das mit über fünf Minuten der längste Song des Albums ist, aber auch sonst einiges zu bieten hat. Besonders auffällig ist hier der Gesang von John Conelly, der hier seinem Ruf als Frontsirene voll gerecht wird. Doch auch die anderen drei Mitstreiter stehen ihm in nichts nach und sorgen somit dafür, dass dieser Song als weitgehend gelungen bezeichnet werden kann - immerhin fühlt man sich hier fast an alte Machenschaften der Band erinnert.
In eine ganz andere Richtung geht es anschließend mit 'Whine And Cheese', da es sehr punkig daherkommt und deswegen eher an die RAMONES als an irgendeine Thrash-Metal-Band erinnert. Dieser Ausflug in eher unmetallischere Gefilde ist aber nur von kurzer Dauer, denn bereits bei 'Defiled Innocence' regieren wieder die reinrassigen Thrash-Metal-Markenzeichen, wie beispielsweise die harten Gitarrenriffs, die hier durchaus hörenswert sind.
Das Attribut "reinrassig" trifft bei 'Exoskeletal' dann schon wieder nicht mehr so richtig zu, denn hier sind die - für NUCLEAR ASSAULT jedoch gar nicht so ungewöhnlichen - Hardcore-Elemente nicht zu überhören. In ganz ähnlicher Weise gehen John Conelly & Co. auch bei 'Discharged Reason' zu Werke, wobei sie hier das Tempo etwas reduziert haben, dafür aber an Groove und Bang-Kompatibilität deutlich zugelegt haben.
Alle guten Dinge sind bekanntlich drei, und deswegen folgt mit 'Fractured Minds' gleich noch ein weiterer Song mit Hardcore-Schlagseite, wobei hier aber die (thrash-)metallischen Elemente schon weitgehend die Oberhand behalten. Im Vergleich zum vorigen 'Discharged Reason' geht man hier weniger geradlinig vor, kann dafür aber bei der Eingängigkeit umso mehr punkten. Spätestens bei 'The Hockey Song' erinnert man sich dann, dass Danny Lilker in seinem früheren Leben auch schon bei S.O.D. aktiv war, denn Stücke wie diese vierzehnsekündige Vollgasnummer gab es auf "Speak English Or Die" ja auch schon zur Genüge.
Bei 'Eroded Liberty' frönen NUCLEAR ASSAULT danach wieder ihrer ganz eigenen Mischung aus Metal und Hardcore, wobei sie hier wieder ausgesprochen aggressiv zu Werke gehen und somit zeigen können, dass man sie noch nicht ganz zu der Alte-Herren-Riege abschieben sollte. Sehr gewöhnungsbedürftig ist das dann folgende 'Long Haired Asshole', das zunächst mit muhenden Kühen und im weiteren Verlauf mit Country- und Hillbilly-Klängen aufwartet. Als witzige Nummer zum Mitgröhlen ist das ja ganz okay, aber mit Metal hat das rein gar nichts zu tun. Der abschließende 'Glenn's Song' dann aber zum Glück schon wieder, auch wenn dieses Stück über ein "durchschnittlich" nicht hinauskommt - Nummern wie diese hat man schon sehr oft gehört, und in den meisten Fällen deutlich besser.
Insgesamt bleibt zu sagen, dass "Third World Genocide" durchaus ein paar gute Songs aufzuweisen hat, aber über weite Strecken leider nicht überzeugen kann. Wirklich schlecht ist das Album nicht, aber richtig gut eben auch nicht. Verglichen mit anderen Thrash-Metal-Bands, die sich in den letzten Jahren wiedervereinigt haben, ich denke da nur an EXODUS oder DEATH ANGEL, ziehen NUCLEAR ASSAULT klar den Kürzeren. Und die Frage, inwieweit diese Reunion nötig war, ist hier nicht ohne Weiteres von der Hand zu weisen, denn mit einer Platte, auf die die Welt sehnsüchtig gewartet hat, haben wir es hier definitiv nicht zu tun. Das soll alte Fans der Band natürlich nicht abhalten, sich ein eigenes Bild von diesem Album zu machen, und alle anderen Interessierten dürfen dies selbstverständlich auch tun. Wer jedoch NUCLEAR ASSAULT ganz neu für sich entdecken möchte, der ist sicherlich mit früheren Werken der Band, wie zum Beispiel mit "Handle With Care" oder dem bereits angesprochenen "Game Over" besser bedient.
Anspieltipps: Living Hell, Defiled Innocence, Discharged Reason
- Redakteur:
- Martin Schaich