NULLOR - Finalform
Mehr über Nullor
- Genre:
- Prog Metal / Prog Rock
- ∅-Note:
- 6.50
- Label:
- WormHoleDeath
- Release:
- 07.03.2025
- Maladjusted
- Finalform
- Nothing
- Aforethought
- Here
- Overdrive
- Devolver
- Remains
- Letdown
Rhythmisch spannend, kompositorisch aber mit Luft nach oben.
MESHUGGAH trifft die Atmosphäre von THE CURE und die Intensität von FAITH NO MORE. Dieses Motto hat sich das Duo-Projekt NULLOR aus Texas für das Erstwerk "Finalform" auf die Fahne geschrieben und löst damit zumindest bei mir ein paar über dem Kopf schwebende Fragezeichen aus, denn wie diese Mixtur funktionieren kann, will mir nicht so richtig einleuchten. Doch Komponist und Multiinstrumentalist Dan Crawford und Sänger Mike Smith haben ihre musikalische Vision in insgesamt neun Songs gebannt, die wir uns nun zu Gemüte führen können.
Der Opener 'Maladjusted' liefert dann auch schnell die ersten Antworten und offenbart, dass die Nennung von MESHUGGAH als Referenz vielleicht etwas wild und zu hoch gegriffen war. Dabei muss man den beiden Amerikanern lassen, dass sie, ähnlich wie die schwedische Metal-Dampfwalze, sehr gerne mit Polyrhythmen experimentieren und das auch in der Eröffnungsnummer tun. Konkret heißt das, dass Gitarren und Schlagzeug hier in zwei unterschiedlichen Taktarten unterwegs sind und sich nur in unregelmäßigen Wiederholungen auf der Eins eines Taktes wiedertreffen. Musikalisch bleiben wir aber meilenweit von Death-Metal-Gefilden entfernt und auch die Melancholie von THE CURE höre ich hier nicht wirklich heraus, weshalb primär Kollegen wie DREAM THEATER als Referenz bleiben, wenn der Song mit klarem Gesang verziert im Mid-Tempo vor sich hin groovt. Der folgende Titeltrack und auch 'Nothing' ziehen die Schrauben des Härtegrads in der Folge sogar noch etwas härter an und lassen ganz entfernt an Landsleute wie NEVERMORE denken, wenn die Gitarren auch mal etwas härter zur Sache gehen und Frontmann Mike Smith seine Gesangslinien mit herberer Rockvoice serviert.
Auch wenn das musikalische Rezept von NULLOR damit nicht unbedingt revolutionär ist, laufen die eröffnenden Minuten der Scheibe dennoch gut rein. Im gleichen Atemzug muss allerdings auch erwähnt werden, dass die rhythmischen Experimente, die sich primär im Mid-Tempo abspielen, aber auch schnell einmal monoton und austauschbar werden können. Denn wo Kollegen wie TOOL es durch Dynamikwechsel immer wieder schaffen, die Kompositionen trotz Taktsalat unheimlich spannend zu halten, kommt diese Komponente beim Duo aus Texas gerade zu Beginn deutlich zu kurz. Wenn es in 'Aforethought' einmal richtig kantig, hart und damit dynamisch wird, fehlt der rote Faden, der aus den guten Ansätzen einen packenden Song machen könnte. Da ist 'Here' mit verträumten Tönen und schwerer Siebziger-Prog-Schlagseite schon eine wohltuende Abwechslung, auch wenn mir hier die gänzlich tollen Hooklines und packenden Momente fehlen, um mich restlos zu begeistern. So bleibt 'Overdrive' für mich der einzige waschechte Höhepunkte der Scheibe, denn mit etwas straighterer Rhythmik, einigen feinen Melodiebögen und einer gewissen Epik kommen hier endlich mal alle Aspekte des Bandsounds zusammen, um einen Track zu formen, den ich euch guten Mutes als Anspieltipp ans Herz legen kann.
In seiner Gesamtheit bekommt "Finalform" diese Empfehlung von mir allerdings nicht. Denn auch wenn ich vor dem handwerklichen Geschick der Amerikaner den größten Respekt habe und auch viele spannende Ansätze erkenne, ist das Songmaterial doch noch zu oft ein rhythmisches Rechenspiel, dem die Emotion und Dynamik abgeht, um eben auch packend zu sein, wenn man nicht gerade über die rhythmischen Kabinettstückchen staunt. Schade, da wäre mehr drin gewesen.
- Note:
- 6.50
- Redakteur:
- Tobias Dahs