OSI - Fire Make Thunder
Auch im Soundcheck: Soundcheck 03/2012
Mehr über OSI
- Genre:
- Progressive Rock
- ∅-Note:
- 9.50
- Label:
- Metal Blade (Sony Music)
- Release:
- 23.03.2012
- Cold Call
- Guards
- Indian Curse
- Prayer Missiles
- Wind Won't Howl
- Big Chief II
- For Nothing
- Invisible Men
"Fire Make Thunder" von MOORE/MATHEOS bietet für OSI-Fans wieder gewohnt Feinstes und ist mein "Album des Monats".<br />
In diesem späten Winter versammeln sich die Größen der amerikanischen Rock-Szene. Möchte man die Elite hören, wenn sie heavyrockend die Muskeln spielen lässt, so darf man gerne zu ADRENALINE MOB (mit Mike Portnoy und Russell Allen) greifen. Möchte man lieber ein schönes Progalbum mit Popappeal haben, empfehle ich die neue Supergroup FLYING COLORS (mit Mike Portnoy, Neal und Steve Morse). Wer jedoch etwas wirklich Einzigartiges und Eigenständiges, ergo Progressives haben will, muss eigentlich zuerst "Fire Make Thunder" von OSI (mit Jim Matheos und Kevin Moore) besitzen. Die beiden Köpfe kreieren nämlich schon seit 2003 einen sehr alleinstehenden Sound, der sich langsam als eine renommierte Marke in der Progszene etabliert hat. Diesen Sound perfektionieren die Künstler nun auf "Fire Make Thunder", ihrem bislang schlüssigsten Werk.
Nach den Reaktionen meiner Soundcheck-Kollegen schätze ich jedoch, dass man sich mit der neuen Scheibe schwerer tun kann, als ich selber, der OSI sowieso abgöttisch liebt und das Album nach nur zwei Minuten Laufzeit ins Herz geschlossen hat. Vor allem mit OSI weniger Vertraute werden sich erst mal an den modernen und recht unterkühlten Sound gewöhnen müssen, der sich am ehesten dem modernem Artrock der Marke PORCUPINE TREE oder neuerer KATATONIA verschreibt. Wie bei den beiden Vergleichsbands ist es zwar durchaus möglich, dass harte Gitarren zum Einsatz kommen, doch ist dies nicht das Hauptmerkmal. Jim Matheos scheint sein Metallertum fürs Erste in seiner Kollaboration mit JOHN ARCH ausgelebt zu haben und überlässt einen großen Klangraum seinem Partner Kevin Moore. Diesem gelingt es einmal mehr, tote elektronische Sounds zum Leben zu erwecken. Sprachsamples, loopige Spielereien und jede Menge Sounds from outer space schmiegen sich entweder geisterhaft um die kalten Stakkatoriffs des Herrn Matheos (z.B. beim Opener 'Cold Call' ) oder werden bei den ruhigen Songs auch mal zum tragenden Element der Musik OSIs ('Indian Curse', 'For Nothing'), die Matheos nur dezent begleitet. Dazu kommt noch, dass Kevin Moore eine Gänsehautstimme besitzt, die ohne große Affektion zumindest mich einfach tief berührt, und zwar ganz losgelöst davon, wie die Musik um ihn herum gerade tönt. Diese Tatsache allein verbietet diesmal den Einsatz von Gastsängern, die, bei aller Klasse, den Vorgänger "Blood" etwas unrund haben wirken lassen.
Für ein "Album des Monats" fehlt jedoch noch das i-Tüpfelchen und dieses setzt ein dritter Primus seines Faches, nämlich wie schon auf dem Vorgänger "Blood", Schlagzeuger Gavin Harrison (u.a. PORCUPINE TREE). Er ist es, der die beiden so unterschiedlichen Chefdenker des OSI-Projektes vollends zu einem kohärenten Ganzen zusammenschweißt, indem er es schafft, an jeder wichtigen Stelle immer punktgenau die richtige Perkussion zu spielen. Das klingt simpel, ist aber die große Kunst des Drummings und erfordert höchstes Musikverständnis. Alles zusammen macht "Fire Make Thunder" zu einem Pflichtkauf für anspruchsvolle Progger, der für ihn hoffentlich schnell zu einem Gourmetschmaus wird. Ich fress mich grad satt dran. Mjam!
- Note:
- 9.50
- Redakteur:
- Thomas Becker