OSI - Free
Mehr über OSI
- Genre:
- Prog
- Label:
- InsideOut/SPV
- Release:
- 21.04.2006
- Sure You Will
- Free
- Go
- All Gone Now
- Home Was Good
- Bigger Wave
- Kicking
- Better
- Simple Life
- Once
- Our Town
Lange haben sie sich Zeit gelassen die Jungs vom "Office Of Strategic Influence", die sich von jeher eher gesagt hatten "in der Kürze liegt die Würze" und deshalb unter dem Banner OSI firmieren. Aber genug des Sprücheklopfens, denn das passt so gar nicht zur Musik der Band. Oder sollte ich lieber "Duo" sagen? Anno 2006 besteht die Truppe nämlich nur noch aus Jim Matheos und Kevin Moore. Mike Portnoy und Joey Vera werden lediglich als Dauergäste gelistet und scheinen auch nicht am Entstehungsprozess von "Free"“ beteiligt gewesen zu sein.
Im Gegensatz zum herrlichen Vorgänger hat man dieses Mal obendrein komplett auf weitere Prominenz wie Steve Wilson oder Sean Malone verzichtet. Vielleicht ein Zeichen, dass es ich bei OSI nicht allein um eine zufällige Konferenz aller möglichen Prog-Promis handelt, sondern um eine ernst zu nehmende Band, die weiteres Namedropping nicht nötig hat. Das ist rein spekulativ, hört man sich die elf Songs auf "Free" an, stellt man aber sehr schnell fest, dass man auch in Sachen Songwriting punktgenauer gearbeitet hat. Das soll heißen, dass es heuer kaum noch übermäßig lange Nummern zu bestaunen gibt. Eine Komposition der Marke 'Shutdown' sucht man also vergeblich. Wenn es also Makel an der zweiten OSI-Scheiblette geben sollte, dann habe ich diese hiermit auch schon alle erwähnt.
Merke: 1. Wo Matheos drauf steht, steckt auch FATES WARNING drin. 2. Wenn Moore auf die Tasten drückt, ertönen neuartige Klangwelten. 3. Wenn beide Namen gleichzeitig erwähnt werden, entsteht ein kleiner neuer musikalischer Kosmos.
Damit ist eigentlich schon so ziemlich alles zu "Free" gesagt. Nicht? Na gut. Wer progressive Musik ausschließlich mit artistischen Fingerübungen auf den Saiten, hektischen Rhythmuswechseln und sonstigen verfrickelten Turnübungen gleichsetzt, ist bei OSI komplett verkehrt. Das Duo setzt auf farbenreiche Klangteppiche, die teilweise eher beruhigend denn erregend daher kommen. So kommen Kompositionen wie 'Home Was Good' oder 'Simple Life' fast ohne verzerrte Gitarren aus und schmeicheln des Hörers Lauschorgane mit elektronischen Ambient- und Spacesounds. Auf der anderen Seite serviert uns Jim beispielsweise in 'Free' diese herrlichen, warmen Gitarrenklänge, die ich schon auf den letzten Alben seiner Hauptband so sehr mochte. Und wenn diese beiden Elemente aufeinander treffen, entstehen Hits der Marke 'Bigger Wave' oder 'All Gone Now'. In diesen beiden Songs scheint mir die Symbiose am besten vollzogen zu sein.
Aber es gibt auch völlig Abgefahrenes. So knattert 'Kicking' mit abgestopptem Riffing, fast schon tanzbaren Beats und einem herrlich schrägen Keyboardsolo an mir vorbei und 'Once' verbreitet mit seinem klinischen Ambiente beinahe einen innerlichen Temperatursturz beim Hörer. Wie gut, dass danach beim floydigen 'Our Town' noch einmal wohlig warm ums Herz wird.
Ihr merkt es schon, OSI setzen auf Emotionen und genau das liegt ihnen auch. Ein Album für Kopfhörer, einen lauen Frühlingsabend im Freien, Augen schließen und träumen. Herrlich.
Und da selbst Mr. Portnoy nur sehr zurückhaltend agiert, gibt es auch keine rockigen Rhythmuselemente, die diese geniale Atmosphäre stören könnten.
Ich bin begeistert!
P.S.: Der limitierten Erstauflage wird eine Bonus-Dischk beiligen, auf der sechs weitere Songs stehen sollen.
Anspieltipps: Kicking; Our Town; Free; Bigger Wave; All Gone Now
- Redakteur:
- Holger Andrae