OBSESSED, THE - Sacred
Auch im Soundcheck: Soundcheck 04/2017
Mehr über Obsessed, The
- Genre:
- Doom Metal
- ∅-Note:
- 9.50
- Label:
- Relapse Records
- Release:
- 01.04.2017
- Sodden Jackal
- Punk Crusher
- Sacred
- Haywire
- Perseverance of Futility
- It's Only Money
- Cold Blood
- Stranger Things
- Razor Wire
- My Daughter My Sons
- Be The Night
- Interlude
Wino tischt uns 23 Jahre nach der letzten THE OBSESSED das Album des Monats auf.
Wenn ein vielbeschäftigter Doomveteran wie Scott "Wino" Weinrich sich nach mehr als zwei Dekaden einmal wieder seiner alten Maryland-Stammband THE OBSESSED widmet, um ein neues Studioalbum einzuspielen, dann ist das sicherlich ein Aufhorcher in der Zeitlupenszene. Denn klar ist, dass Wino den meisten geneigten Doombangern ein echter Held ist, gleich ob mit SAINT VITUS, SPIRIT CARAVAN oder eben THE OBSESSED und den zahlreichen sonstigen Sideprojekten, und ebenso steht außer Zweifel, dass die drei bisherigen Alben der Besessenen zu den Klassikern des Genres gehören. Von Wino & Co. daher eine starke Comebackscheibe zu erwarten ist keineswegs vermessen. Dass sie aber in jeder Hinsicht so stark wird, wie es "Sacred" ist, das ist dann doch nicht selbstverständlich.
Vom edlen Coverartwork mit dem goldenen Prägedruck des Logos und des Albumtitels angefangen, über den vom ersten Akkord an wuchtigen, warmen Sound bis hin zum Songwriting passt auf "Sacred" einfach alles. Wino demonstriert seine Vielseitigkeit, denn im Gegensatz zur schroffen Raubeinigkeit bei SAINT VITUS zählen bei THE OBSESSED andere Qualitäten. Im Grunde ist es doomiger Heavy Rock, den die Band spielt, hier mit einem gewissen psychedelischen Hauch, dort mit einem guten Schuss bluesigem Gitarrenjam, immer jedoch mit einem erdigen Groove, verspielten Parts und Winos sehr intensivem Gesang, der die teils sehr persönlichen Texte unheimlich intensiv herüberbringt.
Die einzelnen Stücke bieten ein breites Spektrum der Weinrich'schen Einflüsse, so ist bereits der Opener 'Sodden Jackal' ein mächtiger, schleppender und stampfender Doombanger, bevor das programmatisch betitelte 'Punk Crusher' das Tempo deutlich anzieht, mit starken Flanger-Effekten ums Eck kommt und in Sachen Riffs ein wenig den Spirit des rock'n'rolligen frühen Metals der New-York-Szene atmet; dazu jammt sich Wino in kurzen aber markanten Leadpassagen immer wieder ins Nirvana. Das Titelstück bewegt sich wieder im getrageneren Midtempo, und entwickelt sich zu einer dunklen Heavy-Metal-Walze der Extraklasse, deren Riffmelodie gar ein bisschen an "Seasons"-Ära-SLAYER erinnert, während 'Haywire' wieder die Harley fahrende Rockerkante reitet. Die 70er-Abfahrt gibt's im Anschluss mit dem orgellastigen 'Perseverance Of Futility' und dem zur Band gut passenden THIN LIZZY-Cover 'It's Only Money'.
'Stranger Things', das sich nähernde Highlight des Albums wird von einem längeren Instrumental mit ordentlich Fuzz, Punch und Drive eingeleitet und ist eine überragende Doomhymne vor dem Herrn, deren Refrain keinen mehr loslassen sollte, und dessen Gesangsdarbietung von der ersten Note an richtig tief unter die Haut geht. Da das Album auch im letzten Viertel nicht abbaut und mit dem schrägen Groover 'Razor Wyre' nebst Voice-Box-Einsatz, dem reinrassigen Doomsong 'My Daughters My Sons' und dem flotten, dezent punkigen 'Be The Night' ausnahmslos weitere Treffer aufbietet, fehlt hier zur Höchstnote denkbar wenig. Den Abzug in der Kür gibt's nur, weil es die Plattenfirma für eine gute Idee zu halten schien, normale CD- und LP-Käufer als Fans zweiter Klasse zu behandeln, denen man gegenüber den Limitiertvinylisten die zwei starken Bonustracks vorenthält. Das ist immer eine extrem ärgerliche Vorgehensweise, soll aber nicht darüber hinweg täuschen, das Wino und seine Mannen hier einen ganz heißen Kandidaten für das Album des Jahres abgeliefert haben.
- Note:
- 9.50
- Redakteur:
- Rüdiger Stehle