OBSESSION - Order Of Chaos
Auch im Soundcheck: Soundcheck 10/2012
Mehr über Obsession
- Genre:
- Heavy Metal
- ∅-Note:
- 9.00
- Label:
- Inner Wound (Cargo Records)
- Release:
- 09.10.2012
- Order Of Chaos
- Twist Of The Knife
- Forbidden Desire
- When The Smoke Clears
- License To Kill
- Wages Of Sin
- Cold Day In Hell
- Act Of God
- Mercy Killing
- Dark Shadows
Das OBSESSION-Comeback geht in eine bärenstarke zweite Runde!
Der Bandname OBSESSION und die Artworks der beiden Achtziger-Alben "Scarred For Life" und "Methods Of Madness" dürften den meisten Leuten, die sich für klassischen US-Metal interessieren, schon einmal unter die Augen gekommen sein. Da die Band aber zunächst einmal 1987 die Segel strich, geriet sie auch schnell wieder in Vergessenheit. Wenn aber der Name des Frontmannes und Sängers erklingt, dann geht bei den meisten ein Lämpchen an. Mike Vescera war nämlich gegen Ende der Achtziger und zu Anfang der Neunziger ein sehr gefragter Session-Sänger und auch als "Hired Gun" Frontmann diverser populärer Bands und Projekte.
So unterstützte der Mann Gitarrenhexer wie Yngwie Malmsteen und Roland Grapow bei ihren Soloalben mit seiner vielseitigen und rundum klassischen Metal-Sirene, und er sollte mit seiner akzentfreien Stimme den japanischen Volkshelden von LOUDNESS zum Durchbruch in Übersee verhelfen. Dies ist nur eine kleine Auswahl seiner Stationen, denn 2006 verschlug es ihn zurück dahin, wo offenbar sein Herz hängt, nämlich zu seiner eigenen Band OBSESSION, mit der er im selben Jahr ein durchaus positiv aufgenommenes Comeback-Album namens "Carnival Of Lies" veröffentlichte.
Inzwischen sind wieder sechs Jahre ins Land gezogen, und Mike liefert seinen Fans endlich das lange erwartete vierte Studioalbum "Order Of Chaos", das den Vergleich mit den früheren Scheiben in keiner Weise scheuen muss. Gleich vom Fleck weg fällt nämlich der rundum klassische Metalsound auf, der für den Traditionalisten wirklich keine Wünsche offen lässt. Die Gitarren braten heftig und doch warm und angenehm, das Schlagzeug klingt natürlich und bollert nicht klinisch-wuchtig durch die Botanik, wie es bei moderneren Power Metallern oft der Fall ist. Über allem thront Mikes helle Sirene, die wie geschaffen für klassischen Heavy Metal aus den USA ist. Dazu hat sich Meister Vescera zwei Gitarristen ins Boot geholt, die seinen Kompositionen die nötige metallische Schärfe verpassen, und die Rhythmusgruppe mit zwei erfahrenen Muckern lässt natürlich auch nichts anbrennen.
Kommen wir also zu den Songs des Werkes, und auch hier kann Herrn Vescera und seiner Truppe attestiert werden, dass sie wissen, worauf es ankommt. Alle Stücke sind von eingängigen, aber keinesfalls einfältigen Refrains gekrönt, die sich bald mitsingen lassen, die aber nie langweilig werden. Die Gitarrenleads und Soli sind einschmeichelnd und fügen sich perfekt in die Songs, und die Hooklines sind so klassisch stählern, wie es sich der Traditionsmetaller nur wünschen kann. Klar, der eine oder andere wird zu mäkeln haben, dass ihn manche Melodielinie an etwas erinnert, das er schon wo anders gehört hat, aber dass ein Mann, der seit Jahrzehnten mit absoluten Größen der Szene aufnimmt und auftritt, auch seine - oft unbewussten - Einflüsse hat, die er nicht verleugnen kann, ist doch logisch.
So fühle ich mich auch hier und da an MALMSTEEN, an DIO, an HELSTAR, an HELLOWEEN oder an JUDAS PRIEST erinnert, doch letztlich sind Stücke wie das epische 'When The Smoke Clears', das stampfende 'Licence To Kill' oder das dramatisch mit der Gitarre fiedelnd eingeleitete 'Dark Shadows' einfach blitzsauberer Heavy Metal mit einem tollen Sänger. Was wollen wir denn mehr? Echte Hits? Ja, klar! Nur die gibt es eben auch in Form des hypermelodischen, aber dennoch kein Stück weit kitschigen 'Cold Day In Hell' oder des tatsächlich messerscharf riffenden Überhammers 'Twist Of The Knife'.
Mehr zu diesem Album:
Soundcheck 10 / 2012
Gruppentherapie
- Note:
- 9.00
- Redakteur:
- Rüdiger Stehle