ODD PALACE - Anthropocene
Mehr über Odd Palace
- Genre:
- Alternative Metal / Modern Metal / Metalcore
- ∅-Note:
- 7.50
- Label:
- Prime Collective
- Release:
- 17.11.2023
- Wildfire
- Avalanche
- Cyclone
- Flood
- Whiteout
Melodisch, modern und eingängig, aber nicht wirklich Prog.
Die Dänen ODD PALACE haben über die Veröffentlichung ihrer bisherigen zwei Studioalben hinweg definitiv eine stetige Entwicklung durchgemacht. Begann die Band als Prog-Rock-Truppe mit extrem starken Modern-Metal-Einflüssen, ist der Fünfer heute deutlich dichter am musikalischen Zeitgeist unterwegs. Wie der aktuelle Zwischenstand dieser Entwicklung klingt, können Fans nun auf der neuen EP "Anthropocene" nachhören, die uns ins knapp unter 20 Minuten fünf frische Songs präsentiert.
Für die Feststellung, dass das Quintett die Stellschrauben bei der Kompaktheit der Songs deutlich angezogen hat, reicht eigentlich schon der Blick auf die gerade genannten Fakten. Völlig untypisch für ein Prog-Album knackt nämlich nur das abschließende 'Whiteout' die Vier-Minuten-Marke und ist mit seinem durchaus vertrackten Mittelteil vielleicht noch die Nummer mit dem größten Prog-Appeal. Ansonsten ist ODD PALACE primär im modernen Metalcore-Fahrwasser unterwegs, wobei gerade die wuchtigen Gitarren gerne auch in Richtung Djent blicken und mich dezent an VILDHJARTA denken lassen. Dazu gibt's jede Menge moderne Synthesizer und Elektro-Spielereinen zu hören, während die Refrains mit ihren großen und poppigen Melodien durchaus auch in Richtung Pop schielen und vielleicht am besten mit Kollegen wie LEPROUS oder ARCHITECTS zu vergleichen sind.
Der Opener 'Wildfire' ist dabei noch der härteste Track, der zumindest mit einer massiven Riff-Keule eröffnet wird. Spätestens im Refrain biegt man aber scharf in Richtung LEPROUS ab und serviert eine wunderschöne Hookline, die sich sofort ins Gedächtnis gräbt und den Track zu einem absoluten Hit macht. 'Avalanche' geht danach sogar noch einen Schritt weiter und präsentiert sich primär als Pop-Alternative-Rocker, der allerdings dank toller und extrem interessanter Gesangsharmonien im Refrain immer spannend bleibt. Wenn 'Cyclone' schließlich die Balance zwischen den Extremen der beiden vorherigen Songs findet und gerade in den Strophen ein paar KORN-Vibes aufgreift, würde ich das Wörtchen "Prog" aus der Genrebezeichnung für den Fünfer streichen wollen. Nein, das hier ist nur durch vereinzelte vetrackte Breakdowns und Riffs mit dem Prog verbandelt, während wir es abseits davon schlicht und ergreifend mit gutem und vor allem unverschämt eingängigem Alternative Modern Metal zu tun haben, der handwerklich und auch klanglich professionell und gut in Szene gesetzt wird.
Das Problem mit der vorangegangen Feststellung ist, dass damit die Frage einhergeht, ob mir ODD PALACE denn etwas spannenderes liefert als die Platzhirsche in diesem Sektor. Jein, ist meine Antwort auf diese Frage, denn auch wenn alle Songs von "Anthropocene" stark sind, bleibt langfristig bei mir nicht genug hängen. So wird eure Kaufentscheidung wahrscheinlich davon abhängen, ob euch die Hooklines der Dänen erwischen und nicht mehr loslassen. Ein Antesten ist daher für Fans der eingangs genannten Bands durchaus zu empfehlen.
- Note:
- 7.50
- Redakteur:
- Tobias Dahs