ODIN'S COURT - Human Life in Motion
Mehr über Odin's Court
- Genre:
- Progressive Metal
- ∅-Note:
- 9.00
- Label:
- Progrock Records (H'ART)
- Release:
- 15.07.2011
- Affect Us
- Blue Line
- Can't Forgive Me
- There Then, Here Again
- Blacktop Southbound
- Silent Revolution
- The Wrong Turn At The Right Time
- Red Glow Dreaming
- Echo Of Chaos
- Feathered We Fly
- Leaving Chicago
Ein vielseitiges und gefühlvolles Prog-Album, das für den einen oder anderen Gänsehautmoment gut ist.
Vor einigen Jahren stach mir das Artwork einer Scheibe ins Auge, auf der ein brennender Weltenbaum, kreisende Raben und das Logo einer Band namens ODIN'S COURT prangten. Einer der seltenen Fälle trat ein, in welchen ich mir nach diesen Kriterien eine Scheibe zulegte, und das Ergebnis des ersten Hördurchlaufs war dann doch überraschend. Kein martialischer Kriegerstahl und keine nordische Folklore, sondern verspielte Progsounds, feinfühlige Akustik und besonnene Texte mit einem gewissen Hang zur Ökologie umgarten die Ohren. Trotz des völlig überraschenden stilistischen Gewands hinterließ die Band einen bleibenden und positiven Eindruck, so dass die Freude entsprechend groß war, als sich ein neues Album ankündigte.
Dieses liegt nun als "Human Life In Motion" vor und trägt ein wirklich wunderschönes Artwork, mit dem im Geäst gefangenen Einäugigen. Das lyrische Konzept ist dieses Mal introspektiv und befasst sich mit den grundlegenden menschlichen Gefühlsregungen, denen jeweils ein Stück gewidmet ist. Technisch werden diese konzeptionellen Elemente sehr anspruchsvoll umgesetzt, wobei vor allem die Leadgitarrenarbeit Rick Pierponts immer wieder in den Mittelpunkt rückt. Sowohl die Erzählung als auch das musikalische Konzept stammen jedoch von Sänger und Multiinstrumentalist Matt Brookins und Bassist Craig Jackson, was sich an den fein ausgearbeiteten Hooklines und der allgemein bedeutenden Rolle gefühlvoller und vielseitiger Stimmarrangements ebenso nachvollziehen lässt, wie an den faszinierenden Rhythmusfiguren, die sich verspielt und verschachtelt, aber niemals zu vertrackt geben.
Die Band lässt stets den Song und die Melodie im Vordergrund stehen und versteht es so vortrefflich, das technische Spiel und die komplexen Arrangements nicht als Selbstzweck erscheinen zu lassen. So finden sich beim Opener 'Affect Us (Affectus)' leise Reminiszenzen an, um den Bombast reduzierte, spätere SAVATAGE, während sich in 'Blue Line 5:30AM (Inops)' von der einschmeichelnden Gesangslinie der Marke CHICAGO bis zum verzwickten Bassläufen und sphärischen Passagen zwischen MARILLION und PAIN OF SALVATION die ganze Bandbreite progressiv-melodiöser Referenzen eröffnet. Im Einstieg hart und wuchtig, und einmal mehr mit krassen Bassaktionen gesegnet, findet sich an dritter Stelle des Albums mit 'Can't Forgive Me (Invidia)' ein mächtiges Stück, das sich mit dem Einsetzen des Gesangs und dem Erreichen ruhigerer Gewässer zu einem echten Übersong auswächst, wie man ihn nicht oft zu hören bekommt.
Danach wird das Album insgesamt etwas ruhiger und schwelgerischer, hält mit 'Blacktop Southbound' eine feine Ballade mit Piano, verspielten Akustikgitarren und sehnsuchtsvollen Leads bereit, mit 'Silent Revolution' jedoch auch epische Momente mit unheimlich starken Backing Vocals und ein gefühlvolles Gitarrenfeuerwerk wie 'The Wrong Turn'. So bleibt für Freunde progressiver und emotionaler Klänge ein sehr vielseitiges und spannendes Album, das für den einen oder anderen Gänsehautmoment immer wieder gut ist.
- Note:
- 9.00
- Redakteur:
- Rüdiger Stehle