ODIN'S COURT - Turtles All The Way Down
Mehr über Odin's Court
- Genre:
- Progressive Metal
- ∅-Note:
- 9.00
- Label:
- ProgRock Records
- Release:
- 03.03.2015
- Turtles All The Way Down Pt. 1
- And The Answer Is...
- ... But What's The Question?
- Insomnia
- The Depths Of Reason
- Turtles All The Way Down Pt. 2
- The Warmth Of Mediocrity
- (A Song For) Dragons
- The Death Of A Sun
- Back Where The Daffodils Grow
- Life's Glory
- Turtles All The Way Down Pt. 3
- Box Of Dice (Does God Play?)
Melodischer, verspielter und gefühlvoller Progressive Metal der besonderen Art.
Bei ODIN'S COURT aus Maryland handelt es sich um eine jener rar gesäten Progressive-Metal-Bands, die mich über viele Jahre begeistern können, und daher war die Freude groß, als mir vor Kurzem - knapp vier Jahre nach dem letzten regulären Studioalbum "Human Life In Motion" - recht unverhofft ein neues Werk dieser feinen, wenn auch gänzlich unkommerziell agierenden Band, ins Haus flatterte. Schon die ersten Eindrücke machen klar, dass die Band sich treu geblieben ist und weiterhin detailverliebte, feinfühlige, emotionale Kunst abliefert, die den Hörer mit herrlichen Hooks umgarnt. Das verrät an sich schon der erste Blick auf das herrliche Artwork von J.P. Furnier, dessen Symbolik, Detailreichtum und Farbenpracht direkt gefangen nehmen.
Das setzt sich musikalisch auf breiter Basis fort, denn "Turtles All The Way Down" wartet mit dem für die Band so typischen, sphärischen, dabei aber dennoch warmen Sound auf, der so differenziert klingt wie selten eine Produktion dieser Tage. Im instrumentalen Opener begegnen uns zunächst diverse gefühlvolle Soli von Bandleader und Gitarrist Matt Brookins, die von dezenten Elektronika und vertrackten Drum-Samples begleitet werden, bevor die Band dann mit 'And The Answer Is...' in ihr Feuerwerk einsteigt, das anspruchsvolle, durchaus komplexe Kompositionen und tolle instrumentale Finessen mit eingängigen Hooklines garniert, die Sänger Dimetrius LaFavors auf den Leib geschneidert sind und die Songs mit gnadenlosen Widerhaken spicken, die sich mit jedem Durchlauf tiefer ins Gedächtnis des Hörers eingraben. Im Zusammenspiel mit dem geschmeidigen, weichen, runden Klangbild sorgen sie fast spielerisch für eine einschmeichelnde Platte, die dennoch unheimlich viel Tiefgang mitbringt.
Die Promoinfo nennt allerlei große Bands aus dem progressiven Spektrum als Querverweis, doch muss ich sagen, dass ich mich bei ODIN'S COURT deutlich geborgener fühle als etwa bei DREAM THEATER oder PORCUPINE TREE, denn durch den Hang der Herren aus Maryland zu fein dosiertem Kitsch, wirken die Arrangements auf mich wärmer, lebendiger und verspielter. Die technische Raffinesse ist spürbar vorhanden, doch hat man nicht den Eindruck, als drehe sich die Band um sie. Wenn etwa das weitere Instrumental 'The Depths Of Reason' mit massiven Space-Synths wie aus einem Captain-Future-Soundtrack einsteigt, um sodann mit akustischen Rhythmusgitarren auf ein flammendes Solo vorzubereiten, dann fühle ich mich eher YES und ASIA nahe, als diversen Flaggschiffen des Prog Metals.
Das Album dreht sich konzeptionell um die entscheidende Frage des Universums, was zuerst da war, das Huhn oder das Ei. Dazu ist es in drei Kapitel gegliedert - "Universe", "Life" und "Everything" - die allesamt Instrumentale und Songs verbinden und sich mit sehr philosphischen, aber nicht zu abstrakten und daher doch bewegenden Inhalten befassen. So kann man sich in Stücken wie 'The Warmth Of Mediocrity' hervorragend wiederfinden und auch darin versinken, bevor das akustisch von Gitarre und Piano dominierte 'A Song For Dragons' mit seinen tollen Backing Chören zum Schwelgen, Träumen und Weggleiten einlädt.
Damit und mit weiteren tollen Hymnen wie 'The Death Of A Sun', 'Life's Glory' oder dem vielgliedrigen abschließenden Mammutepos 'Box Of Dice', setzt diese gänzlich unaffektierte Platte ein ganz großes Ausrufezeichen, das die bisherige Karriere krönt und jedem Fan ans Herz gelegt sein soll, der hochmelodischen, nicht zu harten Metal ebenso schätzt wie einschmeichelnden Achtziger-Prog und eine Liebe zum Detail, die ihresgleichen sucht. Wenn ihr also auf die bereits genannten Vergleichsgrößen abfahrt und zudem auch für spätere SAVATAGE-Werke und Bands wie VOYAGER eine Schwäche habt, dann seid ihr bei ODIN'S COURT goldrichtig.
Hinweis: Vorübergehend haben wir das Album auch für euch in unserem Shop!
- Note:
- 9.00
- Redakteur:
- Rüdiger Stehle