OF MICE & MEN - Cold World
Mehr über Of Mice & Men
- Genre:
- Metalcore / Nu Metal
- ∅-Note:
- 6.50
- Label:
- Rise Records
- Release:
- 09.09.2016
- Game Of War
- The Lie
- Real
- Like A Ghost
- Contagious
- -
- Pain
- The Hunger
- Relentless
- Down The Road
- +
- Away
- Transfigured
Die Metalcore-Senkrechtstarter schwächeln erstmalig.
Es gibt wohl kaum eine Band, die im US-Metalcore zuletzt so gehyped wurde wie OF MICE & MEN. Ausverkaufte Tourneen in Vorprogramm von LINKIN PARK, Slots auf den größten Festivals Europas, da ist es kein Wunder, dass sich der Fünfer um Shouter und Ex-ATTACK! ATTACK!-Sänger Austin Carlilie auch hierzulande in den letzten Jahren eine treue und wachsende Anhängerschaft erspielen konnte. Gerade erst vor einem guten halben Jahr dokumentierten die Amerikaner ihren Erfolg mit dem tollen Livealbum "Live At Brixton", das die Band in Bestform präsentiert und in der ehrwürdigen Londoners Brixton Academy mitgeschnitten wurde. Doch nicht nur bei der Verwertung von Konzertaufnahmen war das Quintett in den letzten Monaten fleißig, denn mit dem Album "Cold World" steht aktuell auch der mittlerweile vierte Langspieler in den Startlöchern.
Musikalisch ist die Scheibe dabei eine faustdicke Überraschung geworden, denn vom extrem erfolgreichen Sound des Vorgängers "Restoring Force" ist kaum etwas geblieben. Natürlich hat der Fünfer bereits seit seinen Anfangstagen eine Wandlung vom reinen Screamo-Metalcore hin zu melodischem Nu-Metal-Tracks vollzogen, doch einen so radikalen Bruch wie auf "Cold World" gab es dabei bisher noch nicht. Wo vorher noch fette Gitarren-Wände und die Wechsel zwischen Shouting und Klargesang das Songwriting dominierten, haben jetzt Einflüsse aus dem Electro-Bereich das Zepter übernommen und drängen dabei oftmals die Saitenfraktion überraschend stark in den Hintergrund. Aufmerksame Hörer werden hier direkt auch wieder eine Parallele zu LINKIN PARK erkennen, denn klang "Restoring Force" oftmals überraschend nach dem LP-Megaseller "Hybrid Theory", so klingt das neue Langeisen verdächtig nach dem experimentellen vierten Album "A Thousand Suns" aus dem Hause der Kalifornier. Da scheint wohl jemand den Karriereverlauf der eigenen musikalischen Heroen aufmerksam verfolgt und analysiert zu haben.
Aber egal wie auffällig die Parallelen auch sein mögen, am Ende entscheidet immer die Musik über die Qualität eines Albums. Genau dort liegt allerdings auch der größte Schwachpunkt von "Cold World", denn gemeinsam mit den Gitarren-Riffs scheint auch das bisher untrügliche Gespür für prägnantes Songwriting und catchy Hooklines verschwunden zu sein. Stattdessen gibt es nun zum Teil eher zähe Tracks wie den Opener 'Game of War', 'The Hunger' oder die vollkommen überflüssigen Zwischenspiele '+' und '-', die allesamt bein weitem nicht mit den bisherigen Qualitätsstandards der Jungs mithalten können. Alles verlernt hat das Quintett natürlich in den vergangenen Jahren nicht, weshalb es auch dieses Mal mit der ersten Single 'Pain', dem wüsten Rocker 'Relentless', 'Real' oder dem melodischen 'Away' wieder einige Highlights zu entdecken gibt. Im Gegensatz zum Vorgänger zünden diese allerdings nicht direkt, sondern benötigen durch das recht sperrige Songwriting und den ungewohnten Sound erst einige Hördurchläufe, bis sie sich endgültig im Gedächtnis des Hörers festsetzen.
In der Endabrechnung reichen diese Glanzpunkte allerdings nicht, um ein vollständiges Gegengewicht zum teilweise doch recht belanglosen Material auf "Cold World" zu bilden. Dementsprechend bleibt der neue Silberling qualitativ auch weit hinter dem direkten Vorgänger "Restoring Force" zurück und ist damit für mich persönlich eine herbe Enttäuschung, auch wenn man es den Amerikanern hoch anrechnen muss, dass sie hier versuchen über den eigenen musikalischen Tellerrand hinauszuschauen. Leider gelingen die neuen Electro-Experimente aber bei weitem nicht so gut wie bei den Kollegen von LINKIN PARK, weswegen die Platte wohl auch eher nur etwas für eingefleischte OF MICE & MEN-Jünger geworden ist. Wer sich erstmalig mit dem Werk des Fünfers befasst, der ist auf jeden Fall mit dem Konzertmitschnitt "Live At Brixton" deutlich besser bedient!
- Note:
- 6.50
- Redakteur:
- Tobias Dahs