OFERMOD - Thaumiel
Mehr über Ofermod
- Genre:
- Black Metal
- ∅-Note:
- 8.50
- Label:
- Spinefarm (Soulfood)
- Release:
- 02.11.2012
- Sisters of Rapture and Pestilence
- Black Gate
- Calling of Setnacht: Twofold Triunity
- Undead Moon
- Prayers Unto Warped Eternities
- Chôshekh Ên Sôf
- Chainted to Redemption
- Via Noctis: Veil of Gargophias
Antikosmischer Ringelpiez mit Anfassen? Fehlanzeige!
OFERMOD sind nicht gerade die netten Mainstream-Label-Black-Metaller von nebenan, soviel ist klar. So orthodox ihre Verortung in der Szene ist, so unorthodox ist das, was sie auf ihrem zweiten Langspieler "Thaumiel" aufs Tonband gespielt haben. Ob die Schweden damit ihre Ausnahmestellung behaupten können, gilt es herauszufinden.
Obwohl die philosophische Ausrichtung des antikosmischen Vierers wie eine Blaupause des zeitgenössischen Black Metal klingt, sind die musikalischen Einflüsse eben nicht nur in diesem Bereich zu suchen. Schwarze Raserei und purer Hass sind zwar die Hauptzutat, aber die entscheidenden Gewürze sind andere.
Sogleich öffnet sich der Vorhang und der Opener 'Sisters Of Rapture And Pestilence' unterstreicht genau diese Charakterzüge von OFERMOD. Schlurfende, misanthropische Doom-Passagen wechseln sich mit Blast-Beat-Attacken ab und zerstören jede Hoffnung auf etwaige "schöne" Momente in der Musik bereits in den ersten zwei Minuten. "Thaumiel" gibt sich sofort als genialer Hassbatzen zu erkennen, mit dem man eine Weile ringen muss, um ihn zu erschließen. Melodien haben hier keinen Selbstzweck, sie dienen nur dem Aufbau einer bedrohlichen Atmosphäre, wie sie zurzeit nur von OFERMOD stammen kann. Ganz gleich, ob das Tempo angezogen oder gedrosselt wird, Michayah Belfagor und seine Mitstreiter haben den Hörer voll im Griff. In den ersten acht Minuten schießen die Jungs so locker aus der schwarz angemalten Hüfte, dass man mit dem Prädikat "Band der Stunde" wahrlich nicht übertreibt.
Hinter 'Black Gate' verbirgt sich eine ähnlich wütende Axt im Walde, die sich, wie schon der Opener, nur zurückbewegt, um kräftig auszuholen. Das bringt nichts neues im OFERMOD-Kosmos, räumt dennoch mächtig ab. Das sieht beim nächsten Titel 'Calling of Setnacht: Twofold Triunity' schon anders aus. Hier werden die Bezüge zum Schweden-Death deutlicher, hier und da blitzt bei den Gitarren-Leads sogar eine Note traditionellen Heavy Metals auf. Womit wir eigentlich auch schon beim größten Unterschied zu den Landsleuten von beispielsweise WATAIN wären. OFERMOD bemühen gerne ihren Anspruch, differenzierter zu Werke zu gehen als eben WATAIN. Auch was die Melodien betrifft, ist man hier auf einem anderen Schlachtfeld. Mit seinem Black-Metal-unytpischen Gesang und seiner kauzigen Rhythmik wird dieser Song den Fans der Band so einige Freude bereiten, das ist sicher.
Beinahe sakraler Gesang und höllisch schwere Drums bilden die Basis für den ruhigsten Track 'Undead Moon', auf dem SHINING-Fronter Nils Kvarforth als nicht-kreischender Gastsänger zu hören ist. Das Feeling treibt es fast so weit, dass man sich beginnt wohlzufühlen, ehe man sich wieder der in Noten geschriebenen Verzweifelung ausgesetzt sieht, die das Treiben von OFERMOD durchzieht. Packender und intensiver kann man diese Form des Black Metal kaum zelebrieren, die okkulten Texte mal dahin gestellt. Sollte man auch nur ansatzweise etwas für boshafte Musik übrig haben, packt einen dieser Song stellvertretend für das ganze Album bei den Hörnern, bevor es mit den nächsten Nummern wieder richtig abgeht.
'Prayers Unto Warped Eternities' ist dann der typische Abräumer im Black/Death-Mischlingsgewand, bei dem alle Erinnerungen an ruhige Töne zu Nichte gemacht werden und jeglicher Wunsch nach freundschaftlichem Schulterschluss mit diesem Album erlischt. Wer sich hier nicht emotional mitreissen lässt, hat den Song nur halb gehört.Aber für diese Zwecke wird gleich die nächste Abrissbirne namens 'Chôshekh Ên Sôf' nachgeschoben. Für den unwahrscheinlichen Fall, dass man den Gesang von JK bisher nicht manisch und verstörend genug fand, wird in sechs Minuten genug Anschauungsmaterial nachgeliefert.
Zum Erkenntnisgewinn soll es das gewesen sein, 'Chainted to Redemption' und 'Via Noctis: Veil of Gargophias' sind zwei tolle Nummern, deren Charakter man auf "Thaumiel" aber bereits kennengelernt hat. Dennoch geben sich OFERMOD bis zur letzten Note nicht die Blöße und liefern keinen ansatzweise schlechten Song ab. Ganz im Gegenteil: auch die zweite Langrille ist absolute Black-Metal-Feinkost und lässt die grimmig dreinblickende Konkurrenz nur Staub schlucken. "Thaumiel" dürfte ein Jahreshighlight für alle Anhänger qualitativ hochwertigen Black Metals sein und OFERMOD darf erneut im Atemzug mit den wichtigsten aktiven Black-Metal-Bands genannt werden.
- Note:
- 8.50
- Redakteur:
- Nils Macher