OFFSPRING, THE - Let The Bad Times Roll
Auch im Soundcheck: Soundcheck 04/2021
Mehr über Offspring, The
- Genre:
- Punk Rock/Alternative
- ∅-Note:
- 7.50
- Label:
- Columbia
- Release:
- 16.04.2021
- This Is Not Utopia
- Let The Bad Times Roll
- Behind Your Walls
- Army Of One
- Breaking These Bones
- Coming For You
- We Never Have Sex Anymore
- In The Hall Of The Mountainking
- The Opiod Diaries
- Hassan Chop
- Gone Away Reqiuem
- Lullaby
Wäre da nach neun Jahren mehr drin gewesen?
Kinners, wie die Zeit vergeht, wir werden alt! Das letzte THE OFFSPRING-Album "Days Gone By" ist tatsächlich auch schon wieder neun Jahre alt. Seit dem hat sich bei Dexter, Noodles & Co viel getan. Nicht nur sind die Herren auch älter geworden (man mag es kaum glauben), Sänger Dexter ist Doktor in Molekularbiologie, Greg K., Bassist und Gründungsmitglied, ist nicht mehr in der Band, es geht wohl - Überraschung - um Geld. Ich freue mich trotzdem als alter Fanboy wie ein kleiner Junge auf Weihnachten auf "Let The Bad Times Roll", schließlich war das THE OFFSPRING-Konzert anno 1999 zur "Americana"-Tour im Hamburger Stadtpark mein erstes.
Genug der Nostalgie, zurück in die Gegenwart. "Let The Bad Times Roll" ist das zehnte Album, der Titel soll laut Gitarrist Noodles dafür stehen, wenn schon alles den Bach runtergeht, das Beste daraus zu machen, den Abgang locker und ausgelassen zu machen. Ein Blick auf die Trackliste zeigt üppige zwölf Songs, doch ich möchte schon gleich klarstellen, dass wir hier eine kleine Mogelpackung haben. Aber eins nach dem anderen.
Los geht es mit 'This Is Not Utopia', ein toller Opener, inklusive treibenden Punk-Rock-Beat und einem Refrain, der mir nicht mehr aus den Ohren will; Dazu Dexters unverkennbarer Gesang und Noodles' charakteristischem Riffing - hier wird sich jeder THE OFFSPRING-Fan sofort zu Hause fühlen, ganz klar. Nicht ganz eindeutig ist das beim folgenden Song und Titeltrack, der ja bereits als Single veröffentlicht wurde. Ich habe mich ehrlich gesagt anfangs etwas schwer getan mit der doch sehr poppigen Ausrichtung, aber mittlerweile habe ich meinen Frieden mit 'Let The Bad Times Roll' geschlossen. Nun kommen wir zu meinem absoluten Highlight und einem weiteren Glanzlicht in der üppigen Hit-Diskographie der Band: 'Behind Your Walls'. Der Song zeigt die Band von ihrer nachdenklicheren Seite, er ist melodisch, melancholisch, aber keine Ballade und geht dank Dexters Gesang, der hier mal in tieferer Tonlage singt, unter die Haut. Stark! 'Army Of One' kann mich trotz interessantem Gitarrenspiel nicht so richtig überzeugen und ist der erste Song, der weniger auffällt. 'Breaking These Bones' klingt härter als er ist, doch ist eine nette Nummer, die pop-punkig gut nach vorne geht.
Der nächste Song ist bereits sechs Jahre alt, 'Coming For You' wurde bereits 2015 veröffentlicht. Es ist zwar schön, dass man den Song nun auch auf CD haben kann, doch nach neun Jahren Wartezeit wäre der Track als Bonussong ausreichend gewesen, um den Fans mehr neues Material bieten zu können. Augenzwinkernd geht es mit 'We Never Have Sex Anymore' weiter, eine lustige Nummer, textlich wie musikalisch. Allerdings habe ich gelesen, dass selbst der Track einigen OFFSPRING-Nerds bereits bekannt ist.
Warum aber müssen die Herren von THE OFFSPRING eine Minute lang zeigen, dass sie 'In The Hall Of The Mountainking' spielen können? Und braucht ein Fan wirklich die Piano-Version vom zeitlosen Klassiker 'Gone Away' als weitere Nummer, die Platz für wirklich neues Material besetzt und als Live-Version unlängst bekannt ist? Ich nicht. Ebenso wenig brauche ich das einminütige 'Lullaby' als Rauswurf, in dem Dexter nochmal ein paar Zeilen aus dem Titelsong vorträgt.
Das macht mich schon fast sauer. Zum Glück, das sei noch ganz wichtig gesagt, haben wir mit 'The Opiod Diaries' (bereits als Liveversion unter dem Titel 'It Won't Get Better' bekannt) und 'Hassan Chop' noch zwei richtige Kracher in der Trackliste, die tatsächlich richtig punkrocken und mich doch wieder etwas wohliger stimmen.
Zeit für die Abrechnung: Vier Songs sind richtig toll und retten das Album, namentlich 'This Is Not Utopia','Behind Your Walls','The Opiod Diaries' und 'Hassan Chop' und können sich fest im Gehör verankern. 'Let The Bad Times Roll', 'Breaking These Bones' und 'We Never Have Sex Anymore' kommen knapp danach, mäßig bis durchschnittlich sind 'Army Of One' und 'Coming For You', nicht überzeugen können 'In The Hall Of The Mountainking', 'Gone Away' und 'Lullaby'.
Ich habe im Zuge von "Let The Bad Times Roll" ein richtiges THE OFFSPRING-Revival erlebt und habe endlich mal wieder sehr viel von der Band gehört, so auch die Vorgänger "Splinter" und "Days Go By", die stärker waren als in Erinnerung. Ich bekomme im Vergleich beim neuen Album den Eindruck vermittelt, dass es der Band nicht mehr so leicht fiel, ein Album zu schreiben, einige Songs sind gar keine, es gibt wiederverwertetes und oder neu eingespieltes, ein paar Tracks sind eher durchschnittlich, dazwischen zum Glück aber auch wie oben beschrieben tolle Songs, sodass "Let The Bad Times Roll" unterm Strich ein Album ist, das Fans sicherlich gefallen wird, wenn auch nicht so bedingungslos und unabdingbar wie die vorherigen Alben. Ein Tipp: Man sollte das Album eher als Zusammenfassung des Schaffens von THE OFFSPRING der letzten neun Jahre sehen, denn als Momentaufnahme.
- Note:
- 7.50
- Redakteur:
- Jakob Ehmke