OH HIROSHIMA - Myriad
Mehr über Oh Hiroshima
- Genre:
- Post Rock
- ∅-Note:
- 9.50
- Label:
- Napalm Records
- Release:
- 04.03.2022
- Nour
- Veil Of Certainty
- All Things Pass
- Ascension
- Humane
- Tundra
- Hidden Chamber
Auch zum Duo geschrumpft - die Band hört einfach nicht auf.
Die beiden Schweden hören einfach nicht auf, unvergleichliche und sehr eindrückliche Klangwelten zu erschaffen und diese sogar immer noch ein bisschen weiter auszufeilen. OH HIROSHIMA - das ist facettenreicher Post Rock, die Musik breitet sich wellenförmig in den Songs aus, sodass es neben verträumten Passagen auch echte Riffwände gibt, die die sanften Melodien tragen. Dazu kommt ein doomiges Brodeln, das sich eher unterschwellig Bahn bricht und ein durchaus dezent eingesetzter, dafür aber umso mitreißenderer Gesang, der im Klangbild sicher nicht die allererste Geige spielt, aber so etwas wie die Kirsche auf der Torte ist.
Es ist ein wunderschönes, fesselndes Hörerlebnis, wenn sich die ruhige Musik in ein hochmelodisches, treibendes Finale wandelt, wie in der zweiten Hälfte von 'Veil Of Certainty' oder 'Ascension' beispielsweise. Und das sich letzterem anschließende 'Humane' ist sowieso ganz großes Kino - so muss die perfekte Symbiose aus ANATHEMA-artiger Melancholie, scharfkantigen Riffs und monumentalen Bläsern klingen. Ein Song für's Jahrestreppchen. Der Opener 'Nour' driftet übrigens erst einmal in doomige Gefilde ab, während insbesondere beim Schlusspunkt 'Hidden Chamber' verzügliches Cello-Spiel in den Sound integriert wird. Songs wie 'Tundra' oder 'All Things Pass' zeichnen zudem ein etwas düstereres Bild als das auf den Vorgängeralben der Fall war.
Es ist schon interessant, dass die Band zunächst durch den Abgang von Bassist Simon zum Duo wurde, um anschließend die vielseitigste Interpretation von Post Rock gewahr werden zu lassen - sowohl instrumentell mit noch zentraler eingebauter Trompete, Posaune und Cello als auch die transportierten Stimmungen betreffend. Dem Brüderpaar Oscar und Jakob ist ein durch und durch homogenes und stets eingängiges Werk gelungen - man verliert sich trotz der ruhigen und hochmelodischen Grundausrichtung nie in entrückten Sphären, sondern bleibt in den einzelnen Songpassagen stets greifbar und prägnant. Insofern konnte auf dem Vorgänger "Oscillation" aufgebaut werden, der vielleicht noch "typisch Post Rock" war; eine Umschreibung, die man für "Myriad" nun allerdings nicht mehr in so pauschal eingrenzender Weise verwenden kann.
- Note:
- 9.50
- Redakteur:
- Stephan Voigtländer