OLD MAN'S CHILD - Vermin
Mehr über Old Man's Child
- Genre:
- Black Metal
- Label:
- Century Media / EMI
- Release:
- 14.10.2005
- Enslaved And Condemned
- The Plague Of Sorrow
- War Of Fidelity
- In Torment's Orbit
- Lord Of Command (Bringer Of Hate]
- The Flames Of Deceit
- Black Marvels Of Death
- Twilight Damnation
- ... As Evil Descends
Zählt man die EP mit, dann ist "Vermin" bereits das siebte Album der Band um Galder, der seit geraumer Zeit auch für DIMMU BORGIR in die Saiten greift. Durch seinen Einstieg bei den norwegischen Genrekönigen ist OLD MAN'S CHILD natürlich ein wenig ins zweite Glied gerückt, was sich mittlerweile auch darin äußert, dass Multiinstrumentalist Galder im Studio singt und dazu noch fast sämtliche Instrumente selbst einspielt. Lediglich am Schlagzeug baut er auf dänische Unterstützung und hat sich Doublebass-Geschwindigkeits-Weltmeister Reno H. Kiilerich, bekannt von PANZERCHRIST, VILE und EXMORTEM, ins Boot geholt.
Obwohl OLD MAN'S CHILD damit fast eine Art Soloprojekt darstellt und stilistisch nach wie vor ein ähnliches Feld wie die bekannteren Kollegen beackert, würde ich trotzdem sagen, dass die Truppe nach wie vor Relevanz für die Szene hat. Die Abgrenzung vom "großen Bruder" ist nämlich weit mehr als nur marginal. Galders variable Stimme unterscheidet sich beträchtlich von der Shagraths und auch der musikalische Stil weist durchaus beträchtliche Eigenarten auf. So gehen OLD MAN'S CHILD nach wie vor ein wenig thrashiger zu Werke, wenn auch nicht mehr in dem Maße, wie dies noch bei "Ill-Natured Spiritual Invasion" der Fall gewesen ist. Daneben steht auch das Episch-symphonische weniger im Vordergrund, obgleich auch Galder gerne und häufig auf orchestrale Keyboard-Arrangements zurückgreift. Diese überdecken jedoch zu keiner Zeit die wahnsinnig scharfkantigen Riffs und Soli, die Galder als einen der besten Gitarristen der Szene erscheinen lassen. Dazu hat er ein sehr ausgeprägtes Gespür für griffige Liedstrukturen, welche dazu führen, dass vom kurz akustisch eingeleiteten Opener 'Enslaved And Condemned' über das thrashige 'War Of Fidelity' bis hin zum Rausschmeißer 'Twilight Domination' und dem abschließenden Ausklang im instrumentalen 'As Evil Descends' alle Songs gut zünden und auch hängen bleiben. Seien es die tollen Gitarrenläufe oder die archaisch groovenden Düsterparts von 'The Plague Of Sorrow' oder das melodisch-dynamische 'In Torment's Orbit', zu dem Eric Peterson (TESTAMENT, DRAGONLORD) einige Leadsequenzen beisteuern durfte. Hier findet sich kein durchschnittliches Füllmaterial, sondern ausschließlich starke, eindrucksvolle Stücke. Deshalb nun auch noch ein paar Worte zu Kiilerich, der auf diesem Silberling sehr aufsehenerregend demonstriert, was er so alles draufhat: Die rhythmisch extrem variable Beckenarbeit bei 'The Flames Of Deceit' ist zum Beispiel ebenso Weltklasse wie sein ultra-präzises Geblaste, das weite Strecken des Albums durchzieht. Um es auf den Punkt zu bringen: Der Mann spielt wie ein Uhrwerk, aber dennoch organisch und keineswegs steril. Das Schlagzeugspiel ist extrem abwechslungsreich und spannend, und es überzeugt sowohl in den schnellen Passagen als auch in epischeren Momenten.
So bleibt unterm Strich die Feststellung, dass Galder seinem ausgezeichneten Ruf erneut gerecht geworden ist und den Status von OLD MAN'S CHILD auch mit dem siebten Streich zementiert. Der Bandgründer gibt sich kompositorisch keine Blöße, so dass auch die verhältnismäßig kurze Spielzeit von knapp unter vierzig Minuten kaum negativ ins Gewicht fällt. Zusammen mit seinem Schlagzeuger zelebriert er diese Art von Musik auf dem höchsten denkbaren Niveau. Dabei weist die Truppe genug Eigenständigkeit auf, um all jenen eine schallende Ohrfeige zu erteilen, die angesichts Galders Mitwirken bei DIMMU BORGIR die Notwendigkeit seiner eigenen Band in Frage stellen. OLD MAN'S CHILD ist essentiell und gehört für mich ohne jeden Zweifel zu den aktuell schlagkräftigsten Formationen des episch-melodischen Black Metals, was das neue Album einmal mehr gnadenlos klarmacht. Im Prinzip führt für Genrefans kein Weg an "Vermin" vorbei.
Anspieltipps: Enslaved And Condemned, In Torment's Orbit, The Plague Of Sorrow, The Flames Of Deceit
- Redakteur:
- Rüdiger Stehle