OLD SEASON - Walking In Starlight
Mehr über Old Season
- Genre:
- Melodic Rock
- ∅-Note:
- 8.50
- Label:
- AOR Heaven
- Release:
- 26.09.2014
- Walking In Starlight
- System Overload
- Broken Promises
- Alive
- Blind
- Stranded
- Get Me Out
- The Waiting
- Through The Wastelands
- Burning Heart
- Take A Good Look
- One Good Reason
- Guiding Light
Melodisch, alt, gut.
Diese Schweden waren für mich mal eine ganz große Nummer in den Achtzigern. Da haben sie gehörig gerockt, sich aber leider, leider nach fünf Major-Alben irgendwann aufgelöst. Irgendwann kam einfach nichts mehr. Dass sie 1992 weg vom Fenster waren und 1997 ein Album produzierten und sogar 2002 nochmal einen Nachschlag gaben, ist völlig an mir vorbeigegangen. Doch plötzlich sehe ich den Namen in einer Promo-Liste. Ja, wie jetzt?
Tatsächlich ist 220 VOLT wieder da. Die beiden Original-Gitarristen Drevin und Karlsson sind an Bord, da ist es doch absolut legitim, unter dem Banner weiterzusegeln. Zumindest falls die Qualität der Musik stimmt. Dass die Herren an den Sechssaitern alles verlernt haben sollen, kann man sich allerdings wohl kaum vorstellen. Aber die größere Überraschung ist, dass sie einen tollen Sänger an Bord haben: Anders Engberg, den ich als Frontmann von LIONS SHARE und noch mehr als Sänger der viel zu unbekannten SECTION A schätze. Kann da noch etwas schief gehen?
In der Tat, kaum. Karlsson und Drevin setzen ihren Hard Rock fort, der ihnen in den Achtzigern große Erfolge auf MTV und bei Festivals beschert hat. Allerdings haben sie heute, über 25 Jahre später, mehr Biss. Das Ganze klingt moderner, mit etwas mehr Drive und weniger Fönwelle, aber genauso starken, wenn auch etwas subtileren Melodien. Dabei durchaus produziert, aber nicht über. Doch rund. Wir sind hier im Grenzgebiet zwischen Melodic Metal und AOR, alles andere wäre auch unpassend. Dass Max Norman fünf Songs abgemischt hat, wundert da nicht mehr, denn der hat auch zwischen MEGADETH, OZZY und Y&T produziert. Vielleicht kommt ja da die harte Kante her.
Vom ersten Song an regiert gute Laune. Schöne Gitarrenmelodien, im Verlaufe des Albums vielleicht auch mal etwas simple Riffs, starke Gesangslinien und unter 13 Songs nicht nur kein schwaches Lied, sondern ein Dutzend echter Granaten: Der absolute Killer ist das fetzige 'Alive', das mich stilistisch stark an die letzten EUROPE-Alben erinnert, die mit genauso kleinen, effektiven, brillanten Riffs punkteten, gefolgt von der rausschmeißenden Ballade 'Guiding Light' mit Streichern, fetten Keys und einer mächtigen, fast epischen Performance von Anders Engberg. Die Gitarren in 'Get Me Out', das auflockernde, schnelle 'Through The Wasteland', bei dem ich zum einzigen Mal eine kleine Parallele zu SECTION A sehe, dann noch das hart am Kitsch vorbeikomponierte 'Broken Promises' und zum guten Abschluss 'Burning Heart' mit seinem Gute-Laune-Feeling.
220 VOLT ist wieder da. Aber nicht als Kopie ihrer selbst, sondern modern und auf der Höhe des Genres. Zwar mögen die goldenen Zeiten des Melodic Rock vorbei sein, außer bei alten Männern wie mir, aber die lesen hier auch mit. Das ist etwas für uns, Buben, das kommt fast an Großtaten wie PRIDE OF LIONS, SEVENTH KEY und ASIA ran. Für AOR'ler ein Genuss.
- Note:
- 8.50
- Redakteur:
- Frank Jaeger