OLORIN - Through Shadow And Flame
Auch im Soundcheck: Soundcheck 06/2021
Mehr über Olorin
- Genre:
- Doom Metal
- ∅-Note:
- 7.50
- Label:
- Rafchild Records
- Release:
- 04.06.2021
- Black Chasm
- Descension
- Ringwe
- The Endless Star
- Durin's Tower
- Mornië
- The White Rider
Midwest-Doom, der die Zähigkeit der 70er mit dezenter Fantasy-Epik der 80er verbindet.
Wenn sich eine Doomband aus dem Mittleren Westen der USA nach dem Namen benennt, den Gandalf der Graue einst als Maia in Valinor getragen hat, dann denkt der geneigte Hörer natürlich direkt an doomige Klänge der etwas epischeren Art, die es jedoch mit dem theatralischen Element nicht übertreiben, denn das ist die Art amerikanischer Doombands nur selten. Mit dieser Verortung liegen wir dann auch gar nicht so falsch, denn grob zusammengefasst verbindet OLÓRIN trockenen, etwas schlurfenden Doomsound, wie er auch in Maryland gerne gepflegt wird, mit einem hin und wieder durchbrechenden Hang zur Epik, der etwa die Mittelerde-Thematik des Openers 'Black Chasm' sehr schön unterstreicht.
Beim zweiten Stück 'Descension' wirkt das Ganze durch minimal neu justierte Stellschrauben dann einen Hauch zäher und leidender, was auch der Gesang von Clay Sibley deutlich unterstreicht. Ließ der Opener noch ein bisschen auf einen Ansatz in Richtung der Kollegen von ORODRUIN hoffen, da verlangt dieser Song dem Hörer schon eine erhöhtere Schlurfigkeitsresistenz ab, denn ein kleines bisschen verschiebt sich das Klima in Richtung frühe REVELATION oder gar AGAINST NATURE. Eine Tendenz, die direkt im Anschluss bei 'Ringwë' nochmals verstärkt wird, wobei dieses Stück vor allem durch sein sehr differenziertes Klangbild überzeugen kann, das einem brutal pumpenden und polternden Bass viel Raum lässt, aber auch mit Momenten arbeitet, die einzelne Instrumente oder den Gesang recht isoliert und intensiv wirken lassen, weil sich bei dessen intensivsten Motiven plötzlich alle anderen Protagonisten zwar nicht direkt in eine Generalpause flüchten, aber doch weit in den Hintergrund fallen lassen, was die Dramatik des Stückes massiv verstärkt. Besonderes Augenmerk legt der Song auch auf die sehr schön inszenierte Perkussion und die wuchtigen Schläge der Toms. Erinnert ihr euch an die Orktrommeln von Moria?
Ja, dorthin scheinen wir gelangt zu sein, denn noch schleppender und stoischer entfaltet sich 'The Endless Stair', die von den Zwergen in den dortigen Fels gehauen ward, wobei hier besonders das urgewaltige Gitarrenriff im Mittelstück bemerkenswerte Akzente setzt. Dass die Band nicht dauerhaft im zähen Modus verharrt, das ehrt sie, und so lockert 'Durin's Tower' im Anschluss das Album nochmal mächtig auf, bringt es doch einen wilderen Drive mit ein, der auch THE GATES OF SLUMBER in den flotteren Phasen gut zu Gesicht gestanden hätte. Dazu passen auch die tollen Chöre und die hier sehr markanten Hooklines und der fies peitschende Bass ganz ausgezeichnet, so dass das Stück für mich als das absolute Glanzlicht des Albums durchgeht, bevor das Dark-Ambient-Interludium 'Mornië' auf das Finale um den weißen Reiter vorbereitet, welcher der Band ihren Namen gab. Dass die Band mit dem Zehnminüter nochmals alle Register zieht, sollte klar sein. Mit mystischen Keyboards flankiert gibt die Band einen lyrischen Rezitativ zum besten, der in Sachen Dramaturgie und Duktus des Gesangs einen guten Schuss von 'Black Sabbath' (dem Song) abbekommen hat, während man im einen oder anderen Leadgitarrenelement und Bass-Lick auch eine andere Band wiederzuerkennen meint, die sich ausgiebig Mittelerde widmet: CIRITH UNGOL.
OLÓRIN zelebriert auf dem Debütalbum also einen sehr feinen, typisch US-amerikanisch geprägten Doom Metal, der es sich zwischen der leicht psychedelischen Zähigkeit des Siebzigersounds und einem maßvoll epischen Fantasy Doom im Stile der Achtziger bequem eingerichtet hat. Das ist eine tolle Mischung, und die wird von den Jungs aus Illinois auch sehr kompentent umgesetzt. Dass die Wertung bei mir nicht noch etwas höher liegt, gründet darin, dass mich die Gesangshooklines von Clay Sibley nicht immer abholen können, und mir hier und da ein wenig zu gequält wirken. Das muss im Doom indes nichts Schlechtes sein, und im Verlaufe des Soundchecks hat sich eine Tendenz bemerkbar gemacht, die "Through Shadow And Flame" spürbar wachsen ließ und mich auch offener für Clays Gesangsmelodien machte, so dass ich mir gut vorstellen kann, dass das Album schon bald noch etwas besser abschneiden könnte. Zulegen werde ich es mir in jedem Fall.
- Note:
- 7.50
- Redakteur:
- Rüdiger Stehle