OPEN BURN - Divine Intermission
Auch im Soundcheck: Soundcheck 07/2018
Mehr über Open Burn
- Genre:
- Heavy Metal
- ∅-Note:
- 8.50
- Label:
- No Remorse Records
- Release:
- 29.06.2018
- Prison Of Me
- Drawing Lines
- Statues
- A Stone's Throw
- Mary's Lament
- Seven Orchids
- Pointless
- Dissection Lullaby
- Statues [Acoustic Bonus Track]
Kompositorisch abwechslungsreicher US-Power-Prog aus dem LETHAL-Umfeld.
Als im Januar des vergangenen Jahres die im Eigenvertrieb erschienene Demo-EP der US-Metaller OPEN BURN erschien, hat dieses Ereignis im einschlägigen Untergrund ein bisschen Staub aufgewirbelt. Kein Wunder, denn immerhin hat diese Band aus Kentucky und Ohio drei Mannen an Bord, die wir alle von LETHAL und von deren Meisterwerk "Programmed" kennen. Und auch Sänger Eric Johns ist zwar kein Tom Mallicoat, aber eben auch kein Schlechter und kein gänzlich Unbekannter, da manchen vielleicht noch von der letzten SIMPLE AGGRESSION bekannt.
Schon die EP war ein mächtiges Statement zum Einstieg, und wer sie verpasst haben sollte, der darf nun durchatmen, denn alle fünf Stücke des Scheibchens haben es nun auch auf das offizielle Debütalbum geschafft. Wer die EP besitzt kann sich also naturgemäß nurmehr über vier neue Stücke freuen, doch das ist immerhin besser für alle Beteiligten, als wenn die tollen Stücke des Frühwerks dem Großteil der nachwachsenden Fans vorenthalten blieben. Die Songs sind nämlich durch die Bank melodisch - gerade im Leadgitarrenbereich aber auch bei den Gesangshooks - packend, dabei aber durch Erics raueren, etwas bissigeren und dennoch absolut vielseitigen und in den passenden Momenten auch sehr melodischen und emotionalen Gesang eigenständig und mit einem gesunden Maß an Härte gesegnet.
Zudem beweisen sich die Herren OPEN BURN von Anfang an als Komponisten, welche die Abwechslung lieben und prägnante Hooklines verfassen können. So steigt der Opener 'Prison Of Me' direkt mit einem scharfen, recht thrashigen Riff ein, das alsbald von einem melodischen Lead flankiert wird, bevor Erics Gesang in bester US-Sirenenmanier einsteigt. Stilistisch ist man hier von gemäßigteren HELSTAR-Werken nicht allzu weit entfernt, doch auch die LETHAL-Nähe ist natürlich nicht wegzuleugnen. 'Drawing Lines' gibt sich etwas stampfender, hymnischer, eingängiger und lässt Glen Cooks Bass einigen Raum, während sich mit dem halbballadesken 'Statues' der erste ganz große Überflieger des Albums anschließt, der als Bonustrack auch noch in einer tollen akustischen Variante vertreten ist. Wunderschöne zweistimmige Zupfgitarrenmelodien bereiten einen sehr sanft und einfühlsam gesungenen Einstieg vor. Der Bass tritt hinzu, bevor sich der Song immer weiter in sphärische Brillanz schraubt, die Akkorde triumphal und sphärisch klingen lässt, und viel mit atemberaubender Dynamik spielt, hier schwingen durchaus ein paar 70er-SCORPIONS-Vibes durch den Äther.
Hinterhältig progressiv mit spannender Rhythmik setzt 'A Stone's Throw' wiederum gänzlich andere Akzente, bevor 'Mary's Lament' im Intro eine ähnliche Stimmung verbreitet wie JUDAS PRIESTs Klassiker 'Dreamer Deceiver', sich später jedoch deutlich düstrer und dissonanter entwickelt. Auch an anderen Stellen des Albums finden sich gelegentliche Verneigungen Eric Johns vor Rob Halford, wie beispielsweise in den hohen Passagen von 'Seven Orchids', das aber in Sachen Hooklines und Songaufbau US-Power-Proggies jeglicher Couleur viel Freude bereiten dürfte. 'Pointless' bewahrt durch seine druckvolle und treibende Aura, sowie Erics wieder deutlich angriffslustigeren Gesang das Album vor zu viel Progressivität am Stück und wird dadurch den einen oder anderen JAG PANZER-Fan für sich einnehmen, um zum Ende der regulären Scheibe hin 'Dissection Lullabye' den Part des dunkelsten und durch seine dunklen Disharmonien beklemmendsten Stücks des Albums übernehmen zu lassen, das sich dennoch in erhabene Sphären schrauben kann.
Ja, die US-Veteranen wissen, was sie tun, und ihr Debütalbum kann weitestgehend voll überzeugen. Manchem mag der Sound etwas zu undifferenziert sein, doch das fällt aus meiner Sicht nicht negativ ins Gewicht. Die Stärken des Albums sind das abwechslungsreiche Songwriting, die starke Gitarrrenarbeit und der durchaus eigenwillige aber sehr gute Gesang. So sollte die Scheibe sowohl LETHAL-Fans als auch allen anderen Anhängern gepflegter US-Power-Prog-Kunst ein Hineinhören wert sein.
- Note:
- 8.50
- Redakteur:
- Rüdiger Stehle