OPERA DIABOLICUS - 1614
Auch im Soundcheck: Soundcheck 01/2012
Mehr über Opera Diabolicus
- Genre:
- Heavy Metal
- ∅-Note:
- 9.00
- Label:
- Metalville (rough trade)
- Release:
- 20.01.2012
- Overture
- The Gates
- Blood Countess Bathory
- The 13th Guest
- In Memoriam
- Mythos Lamia
- Forbidden
- Stone By Stone
Hervorragende Metaloper um die Gräfin Báthory, die vor allem mit tollen Hooks und großartigen Sängern besticht.
Die ungarische Gräfin Elizabeth Báthory, und die Mythen um ihr Leben und Sterben beeinflussen das Image und die Texte zahlreicher Metalbands seit Jahrzehnten wie nur wenige andere historische Persönlichkeiten. Es würde jeden Rahmen sprengen, auch nur einen Teil der Bands aufzuzählen, die nach ihr benannt sind, ebenso all die Lieder, welche sich mit ihr befassen. Jeder von euch wird einige davon kennen. Was ihr jedoch noch nicht kennen werdet, das ist ein gesamtes Konzeptalbum, ja, eine Metal-Oper, die sich mit Elizabeth Báthory befasst. Genau das ist es jedoch, was uns bereits den Auftakt des Jahres 2012 unter dem Namen OPERA DIABOLICUS spannend gestalten soll.
Die ursprüngliche Idee zu einer dunklen, gotischen, doomigen Metaloper mit grausigen Geschichten aus alten Zeiten stammt dabei von Komponist David Grimoire und Texter Adrian de Crow, die sich dem Vernehmen nach anno 2006 bei einer Aufführung von Umberto Ecos "Der Name der Rose" kennengelernt haben und dort den Entschluss fassten, derlei Prosa metallisch zu vertonen. Dazu haben die Herrschaften nun die Geschichte der berüchtigten Blutgräfin in Lyrik und Musik gegossen, in ein schönes Artwork von Gyula Havancsák hüllen lassen, und zur klanglichen Umsetzung etliche durchaus bekannte und begnadete Musiker ins Sonic Train Studio gebeten.
Dort sitzt bekanntlich kein Geringerer als KING DIAMONDs Saitenhexer Andy LaRocque an den Knöpfchen, und wenn jemand Ahnung davon haben sollte, wie man denn am besten gruselige, grimmige Geschichten passend, beklemmend und packend in ein metallisches Szenario setzt, dann ja wohl er. Folgerichtig wird es keinen überraschen, dass das Klangbild, der Einsatz der spinettartigen und orchestral tönenden Tasteninstrumente und der deutliche, aber nie überzogene Hang zur Theatralik deutliche Parallelen zu Alben wie "The Puppet Master" aufweist. Das ist für ein derartiges Unterfangen schon einmal ein Drittel der Miete. Ob daraus dann ein großer Wurf wird, hängt somit noch von zwei weiteren Faktoren ab, nämlich von der Leistung der Sänger und Instrumentalisten sowie vom kompositorischen Geschick der Macher.
Erstere lässt schon einmal keine Wünsche offen, stützt sich das Album doch auf die breiten Schultern einiger renommierter und sehr erfahrener Musiker der schwedischen Szene. Mit Schlagwerker Snowy Shaw verstärkt sich naturgemäß der bereits festgestellte Hang gen MERCYFUL FATE und KING DIAMOND. Nachdem der gute Mann natürlich auch noch zum Mikro greift, wie er dies bei seiner eigenen Band NOTRE DAME tut, ist schon einmal sichergestellt, dass jemand zu hören ist, der das Metier des variablen metallischen Gruselgesangs voll beherrscht. Dazu kommt der ebenfalls beachtliche Beitrag von DREAM EVILs Niklas Isfeldt, der neben seiner typischen Stimme auch etliche grimmige Gesangselemente beisteuert, die - gerade im Zusammenhang mit den die entsprechenden Passagen begleitenden majestätischen Synths - ein wenig an DIMMU BORGIR erinnern. Wenn jetzt immer noch jemand von der gesanglichen Klasse des Albums überzeugt werden muss, dann sei er darauf hingewiesen, dass auch Mats Levén (KRUX, ABSTRACT ALGEBRA, THERION, MALMSTEEN) einen beträchtlichen Anteil an den Gesangselementen trägt. Immerhin hat der Gute mit der aktuellen KRUX-Scheibe einmal mehr eindrucksvoll bewiesen, dass er aktuell zu stärksten Stimmen der Szene zählt. Dass auch ein paar weibliche Lead- und Backing Vocals bei diesem Thema nicht fehlen dürfen, ist klar, doch auch diese passen wirklich ganz hervorragend ins Konzept und sind hieraus kaum wegzudenken.
Letzte Voraussetzung für den großen Wurf ist nunmehr also die kompositorische Klasse, die in "†1614" zutage tritt. Hierzu ist zu sagen, dass das Album in sich schlüssig ist und die Geschichte glaubwürdig und stimmig erzählt. Die Atmosphäre hat majestätische, erhabene, beklemmende und finstere Züge und die Verbindung von charismatischen, eindringlichen Stimmen, wuchtigem Metal zwischen Doom und Tradition und sakral anmutenden Keyboards sowie opulenten Orchestrierungen passt ganz hervorragend zum gewählten Thema. Dabei finden die Macher auch die richtige Balance zwischen opernhaftem Bombast und metallischer Bodenständigkeit, sodass das Werk nicht gekünstelt oder überladen wirkt. Da hat diese Metaloper zahlreichen Mitbewerbern einiges voraus, deren Hintergrund mehr im Melodic Power Metal liegt. Zudem sorgen einprägsame Hooklines dafür, dass die meisten Songs auch ohne Weiteres für sich stehen können und außerhalb des Konzeptes funktionieren. Egal, ob es der eröffnende Zehnminüter 'The Gates' ist, dessen wuchtiger, zäher Beginn aus massiven, langsamen Riffs und herrlich gezupften Passagen mit beschwörendem Gesang sehr stark in die Ecke von CANDLEMASS und KRUX schielt, oder die Hymne 'Blood Countess Bathory', das flottere, hackende 'Mythos Lamia' oder das erdrückende Finale mit 'Stone By Stone' - die Stücke sind prägnant und zwingend.
Somit bleibt eine auf ganzer Linie gelungene Metaloper, die ohne Weiteres in der Lage sein sollte, diverse Zielgruppen anzusprechen, die sich bisweilen nur wenig überschneiden. Denn ganz egal, ob es der Freund epischer Doomklänge der schwedischen Schule ist, der Anhänger der King Diamondschen Gruseltheatralik, ein Anbeter der dunklen, gotischen Majestät des populären Black-Metal-Bombasts oder einfach nur ein Freund toller Sänger: Hier sollte für jeden von ihnen sehr viel geboten sein!
- Note:
- 9.00
- Redakteur:
- Rüdiger Stehle