OPETH - Morningrise
Mehr über Opeth
- Genre:
- Progressive Melodic Death
- Label:
- Candlelight / Soulfood
- Advent
- The Night And The Silent Water
- Nectar
- Black Rose Immortal
- To Bid You Farewell
Es ist schon eine sehr seltene Spezies Musik, die sich hier vor dem Rezensenten ausbreitet. Und "ausbreitet" ist genau der richtige Ausdruck, denn das, was hier aus den Boxen rieselt ist sperrig, sehr sperrig. Schon die lange Spielzeit der Scheibe, aufgeteilt auf nur fünf Lieder macht deutlich: Diese Band ist nicht radiotauglich, und in keinem Falle hitverdächtig. Dies liegt allerdings nicht an der musikalischen Qualität von "Morningrise". Das Stockholmer Quartett OPETH schafft es irgendwie die überlangen Stücke sinnvoll und vor allem unverschämt schlüssig mit Leben zu füllen. Die Songs sind roh und doch so zerbrechlich wie ein junges Küken am Rande des Nestes. Der Sound lässt sich an wie "normaler Schwedentod", doch OPETH bringen viel mehr Facetten ins Spiel. Dynamische Wechsel zwischen harten, unverfälscht bösen Passagen und zarten, todtraurigen Stellen bestimmen die Szenerie. Schlagzeuger Anders Nordin scheint die Wiederholung zweier gleicher Rhythmen gar nicht zu kennen, stattdessen füllt er den perkussiven Raum mit ungekannter Kreativität und Können.
Sänger und Gitarrist Mikael Akerfeldt fühlt sich stimmlich in die Songs ein und growlt wie ein Berserker, um im nächsten Moment zur Akustikgitarre sanft zu schmeicheln. DAS Highlight dieses Highlights ist aber 'Black Rose Immortal', das die anderen Stücke zwar knapp, aber doch bestimmt schlägt. Nicht nur die Tatsache, dass von Anfang bis Ende über zwanzig Minuten vergehen, zeugt von einiger Urtümlichkeit. Hier reiht sich eine unwiderstehliche Melodie an die andere, unterbrochen von einigen todesmetallischen Ausbrüchen. Man kann musikalisch unglaublich genau den lyrischen Weg von Tag zu Nacht und zurück nachverfolgen. Ob Akerfeldt schreit oder singt - immer ist da diese nordische Melancholie zu spüren, die schon so viele Melodic-Death-Bands auszeichnete, OPETH jedoch allein ist es zueigen, abseits jeder konventioneller Struktur die eigene Nische im Metal-Sektor zu besetzen. Selten hat eine Band es geschafft, so unglaublich schlüssig und dicht zu komponieren. Diese CD muss mindestens fünfzehnmal den Player durchlaufen, bis man annähernd alle Aspekte der traurigen, schwermütigen Stücke erfasst hat. Man nehme nur mal das traurig-wunderschöne 'To Bid You Farewell', das gänzlich ohne Growls auskommt. Mastermind Akerfeldt zeigt schon hier, welch göttlich tiefe und sanfte Stimme ihm die Natur gegeben hat. Der Song steigert sich vom rein Akustischen zum Metallischen mit unzähligen, unermesslich schönen Leads.
Vergleiche mit anderen Bands sind schwierig und können OPETH eigentlich gar nicht gerecht werden, so einzigartig sind sie. Zudem ist die Musik auch nicht so eindeutig, dass sie sich auf eine Richtung festlegen ließe. Die akustisch-progressiven Momente sind beinahe genauso lang wie die vor Heaviness strotzenden Parts, was dem Puristen unter den Todesbleianhängern sicher nicht gefällt. Dies ist Musik für aufgeschlossene Metalheads und auch für ganz offene Musikfans, denn dieses vertonte Schauspiel ist einzigartig.
Anspieltipps: Advent, The Night And The Silent Water, Black Rose Immortal, To Bid You Farewell, Nectar (Okay, das sind alle.)
- Redakteur:
- Patrick Gödde