ORBIT CULTURE - Death Above Life
Mehr über Orbit Culture
- Genre:
- Melodic Death Metal / Modern Metal / Groove Metal
- ∅-Note:
- 9.00
- Label:
- Century Media
- Release:
- 03.10.2025
- Inferna
- Bloodhound
- Inside The Waves
- The Tales Of War
- Hydra
- Nerve
- Death Above Life
- The Storm
- Neural Collapse
- The Path I Walk
Der Weg nach oben geht weiter und weiter.
Es ist keine Geraune mehr, sondern schallt laut durch die Metal-Szene: ORBIT CULTURE besitzt das Potential, das nächste große Ding zu sein. Irgendwie gilt ORBIT CULTURE dabei in Teilen Europas immer noch als Newcomer, obwohl die Schweden bereits vier Alben und vier EP herausgebracht haben. Das könnte daran liegen, dass die Gruppe sich unter anderem aufgrund ihres bisherigen Labels Seek & Strike Records sehr nach Amerika orientiert hat. Erst vergangenes Jahr gab es überhaupt die erste eigene Headliner-Tour in Europa. Da diese schnell ausverkauft war, sind die Locations für die Konzerte zum neuen Album "Death Above Live" gleich drei- bis viermal so groß. Um diese zu füllen und bekannter zu werden, ist die Band zu Century Media Records gewechselt. Es könnte der nächste Schritt zur Metal-Weltherrschaft sein, wie Kollege Tobias Dahs so schön schon über die letzte Platte "Descent" geurteilt hat. Was aber bietet der Nachfolger?
Der Opener 'Inferna' ist ein typischer ORBIT-CULTURE-Einstieg, der die Stärken der Band aus Melodic Death Metal sowie Groove Metal zeigt und sich dabei hinten raus hervorragend aufbaut. Beim ersten Hören mag dies schwer zugänglich sein, aber die Schweden hatten noch nie leichte Albumeinstiege. Mit 'Bloodhound' folgt das Gegenteil. Das Lied ist bewusst auf Eingängigkeit und die Live-Performance ausgelegt. Ein knallender und klassischer Songaufbau, der durch Schlagzeug und Gitarren verdammt nach einem mäßigen SLIPKNOT-Verschnitt klingt und dessen Refrain nach dem halben Track problemlos aus dem Effeff mitgesungen kann. ORBIT CULTURE war schon immer auf der Suche nach solchen Liedern, hat das aber wie beispielsweise mit 'Alienated' von der Vorgängerplatte oder 'While We Serve' von der "The Forgotten"-EP deutlich besser und spannender hinbekommen. Die Sorge, dass das Quartett durch zwanghaftes und gewolltes Wachstum auf die schiefe Bahn geraten und ihre Stärken verlieren könnte, ist an dieser Stelle angebracht. Denn 'Inside The Waves' schlägt anschließend die melodiöse Seite der Band an. Der Klargesang steht im Vordergrund, der Fokus liegt auf Melodien, die durch Growls konterkariert werden. Das kann in die Hose gehen, tut es allerdings nicht. Das Arrangement ist super ausgestaltet und bildet gleichzeitig einen Kontrast zu den bisherigen beiden Titeln.
Vor hieraus steigert sich "Death Above Life" zu seinem Höhepunkt. 'The Tales Of War' ist ein Track, der mit seinem unglaublichen Groove einfach alles wegbläst, während der Refrain wieder dieses gelungene Spiel aus Growls und Klargesang aufweist. Genau diese Musik ist das, was der geneigte Fan an der Gruppe liebt. Wer also mit diesem Song nichts anfangen kann, wird wohl mit ORBIT CULTURE nie warm werden. In die gleiche Kerbe schlägt mit gedrosseltem Tempo 'Hydra'. 'Nerve' knüpft hieran nahtlos an, schraubt jedoch die Geschwindigkeit wieder nach oben und kann mit überraschendem Fokus auf das Gitarrenspiel punkten. Es muss nicht mehr nur knallen, sondern die Gitarristen Niklas Karlsson und Richard Hansson bekommen ein paar Freiheiten, um auch mal im positiven Sinne zu dudeln und sich in melodiösen, fast schon an klassischen Hard Rock angelehnten Soli auszutoben. Dass dabei die Produktion trotzdem auf Anschlag ist, dürfte niemanden überraschen, der die Band kennt. Spielereien mit Lautstärkedynamiken oder Ähnlichem gibt es nicht. ORBIT CULTURE dreht immer alle Regler aufs Maximum. Dazu werden Effekte wie Synthesizer, Choräle oder Streicher eingebaut. Es ist die volle Ladung moderner Produktion, die bis zum Ultimum ausgereizt wird.
"Death Above Life" ist an dieser Stelle nicht zu Ende. Es folgt der Titeltrack, der zusammen mit 'Bloodhound' wohl die Schwachstelle der Platte bildet. Natürlich ist er wie jeder Song handwerklich ordentlich gemacht und geht gut in die Birne rein. Es fehlen jedoch Abwechslung und Innovation, um über 05:30 Minuten mitzureisen. 3:30 Minuten hätten es auch getan. Gott sei Dank lässt ORBIT CULTURE im Anschluss einen Sturm über dem Zuhörer aufzihen. In 'The Storm' zeigt die Band, dass sie ihre Lektion in Sachen Göteborger Schule á la IN FLAMES und Konsorten gelernt hat. Die Lead-Gitarre kommt herrlich melodisch daher und fügt sich wunderbar in den Sound der Gruppe ein. Es ist das i-Tüpferlchen, das dem Longplayer sehr gut steht. Gerne mehr davon!
'Neural Collapse' ist nochmal kurz vor dem Ende ein typischer Groove-Smasher, der nicht wehtut, dem jedoch das Besondere fehlt. Das besitzt dann aber vielleicht 'The Path I Walk'. Es ist eine überraschende Ballade mit viel Emotionen, die das Album perfekt schließt.
Ist "Death Above Life" nun der nächste Schritt, um zu einer der ganz großen Bands zu werden? Das lässt sich schwer einschätzen. Zumindest ist keine Anbiederung an den Mainstream zu finden - außer vielleicht in 'Bloodhound'. Allerdings kann die Scheibe beim ersten oder zweiten Hördurchgang für Enttäuschung sorgen, denn die Erwartungen sind groß und man sucht noch die Besonderheiten. Doch spätestens beim dritten oder vierten Auflegen entfaltet sie die typische ORBIT-CULTURE-Magie, die trotz der ein oder anderen kleinen Schwäche oder Länge immernoch unglaublich machtvoll ist. Die Fasziniation für die Schweden bleibt ungebrochen.
- Note:
- 9.00
- Redakteur:
- Dominik Feldmann